zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Auf engem Weg ins Paradies

Die Lennésche Gartengestaltung im Park Sanssouci wird nun auch nördlich des Marlygartens wiederhergestellt

Stand:

Die Lennésche Gartengestaltung im Park Sanssouci wird nun auch nördlich des Marlygartens wiederhergestellt Von Erhart Hohenstein Auf einem von dem genialen Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné entlang der Nordmauer des Marlygartens angelegten Weg kann, sobald die Absperrungen entfernt sind, der Spaziergänger in Sanssouci wieder lustwandeln. Der Weg führt in sanften Schwüngen, die immer neue Sichten auf den Park und seine Bauten öffnen, von der Nähe des Gartendirektionshauses bis vor die Christuspforte, dem am Friedensteich gelegenen Nordeingang zum Komplex der Friedenskirche. Seit Ende des vergangenen Jahres haben die Gärtner um die für dieses Parkrevier zuständige Fachbereichsleiterin Anne-Grit Reichelt den Spazierweg wieder ausgegraben, der in der lang gestreckten Wiese zwischen Parkgraben und Gartenmauer verschwunden war. Mit Hilfe des Lennéschen „Verschönerungs Plans für die Garten-Anlage an der Friedenskirche“ (1846) fanden sie ihn 15 Zentimeter unter der Grasnarbe mit fast vollständig erhaltener originaler Deckschicht. Er erhielt eine neue gelbbraune Auflage und lädt nun wieder auf 300 Meter Länge zum Spaziergang ein. Kurz vor der Christuspforte öffnet sich der Weg zu einem winzigen Rundplatz, von dem Richtung Norden ein um so breiter wirkender Laubengang abgeht, durch den der Blick auf die Neptungrotte fällt. Auf dem Platz lud eine Rundbank zum Ausruhen ein. Sie ist verloren gegangen, wird aber durch ein zeitgerechtes Stück ersetzt. Wieder aufgestellt werden soll die 1928 von ihrem Stammplatz versetzte und zurzeit eingelagerte Herme (Säule mit Götterkopf), die den Übergang vom Lennéschen Landschaftspark in den friderizianischen Lustgarten des 18. Jahrhunderts markierte. Wie fast jedes Fleckchen in Sanssouci hat der erneuerte Weg auch seinen tieferen Sinn. Als der tief religiöse König Friedrich Wilhelm IV. ab 1845 die Friedenskirche bauen ließ und Lenné mit der Gestaltung des Umfeldes beauftragte, wollte er einen Gegenpol zum Lustgarten seines großen Vorfahren Friedrich II. schaffen. Der spiegelte mit breiten Wegen, Wasserspielen, reichem Skulpturen- und Blumenschmuck die irdischen Freuden wieder; der „Romantiker auf dem Thron“ aber wollte mit seiner Parkgestaltung auf den christlichen Glauben hinweisen und auf die Schwierigkeit, das Seelenheil zu erlangen. Um die Mühen zu verdeutlichen, sind die Wege recht eng. Bei Voranschreiten vom Lustgarten in den als Paradiesgarten verstandenen Marlypark findet der Fußgänger kein Tor in der Gartenmauer; er muss Um-, ja Irrwege gehen, ehe er an sein Ziel gelangt. Friedrich Wilhelm IV., der als erster nach seinem Urgroßonkel den Sommer wieder im Schloss Sanssouci verbrachte, nahm diese symbolische Aussage sehr ernst und auf dem Gang zum Gottesdienst in der Friedenskirche die damit verbundenen Beschwerlichkeiten auf sich. Spätere Generationen zeigten für die religiöse Symbolik weniger Verständnis, und so wurde der Parkbereich um die Kirche ab Ende de 19. Jahrhunderts mannigfaltigen Veränderungen unterworfen. Erst 1995 leitete Gartendirektor Prof. Dr. Michael Seiler mit der Wiederherstellung des Netzes schmaler Wege die Rückführung des Marlygartens auf den Originalzustand ein. Nun wurden diese Arbeiten auf den Bereich nördlich der Gartenmauer ausgedehnt. Dazu gehört die Ergänzung der Bepflanzung durch Gehölzgruppen, die im Herbst ausgeführt wird. Auch frühblühende Blumen kommen entlang des Weges wieder in den Boden.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })