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Bunter Fleck. Das U-24 ist seit sieben Jahren im Mietshäusersyndikat.

© Andreas Klaer

Mieten in Potsdam: Auf ewig bunt

Hausprojekte wie das U-24 sichern sich in einem Syndikat gegen Spekulanten in den eigenen Reihen. Denn immer wieder vergessen alternative Projekte ihre idealistischen Ziele.

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Potsdam - Leuchtend blaue Fassade, die Eingangstür mit Plakaten und Stickern übersät, darüber ein kleines chinesisches Vordach: Das „U-24“ sticht heraus aus diesem beschaulichen Teil von Babelsberg. Das alternative Wohnprojekt in der Uhlandstraße 24 ist nicht nur wegen der Mischung aus Werkstatt, Infostelle, Konzertort und Wohnraum für 17 Menschen ein bunter Fleck: Zusammen mit dem Projekthaus Babelsberg und den „Eichelkämper_innen“ in Nedlitz gehört das U-24 zu den Potsdamer Hausprojekten, die Mitglied im „Mietshäusersyndikat“ sind.

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Es handelt sich um ein wachsendes Netzwerk, dem bundesweit 79 Hausprojekte und 29 Initiativen angehören, die noch Häuser suchen. Gegründet wurde das Syndikat 1992 von ehemaligen Hausbesetzern in Freiburg (Baden-Württemberg): „Zum einen stellt der Name einen Geschichtsbezug zum Syndikalismus her, der eine zentralistische Organisationsform ablehnt“, so Syndikats-Sprecher Jan Bleckert. Zum anderen bedeute das lateinische ,syndicus’ soviel wie ‚Verwalter einer Angelegenheit’. Und genauso verstehe sich die Beteiligungsgesellschaft.

Immer wieder hätten Gründer mit ansehen müssen, wie alternative Projekte ihre idealistischen Ziele vergaßen, so Bleckert: Gebäude wurden mit Gewinn verkauft, weil sie dank vieler Eigenleistungen eine Wertsteigerung erfahren hatten. So wurden Häuser, die bezahlbaren Wohnraum und Freiräume bieten sollten, wieder Teil des Wohnungsmarkts, mit entsprechenden Mieten.

Um das zu verhindern, habe das Syndikat eine Wächterfunktion, sagt Bleckert: Wohnprojekte, die sich zur Mitgliedschaft entscheiden, gründen eine Hausbesitz GmbH, die zwei Gesellschafter hat: Hausverein und Syndikat. Vertraglich ist festgelegt, dass bei Fragen wie Verkauf oder Umwandlungen in Eigentumswohnungen beide zustimmen müssen – was nie passiere. Der Hausverein kann zwar aussteigen, hat aber keinen Gewinnanspruch, also keinen Anreiz. „Ein Ausstieg ist quasi unmöglich“, so Bleckert. So stünden die Häuser der Spekulation auf Dauer nicht mehr zur Verfügung.

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