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Landeshauptstadt: Auf halbem Wege

Groß Glienicke mit gesamtdeutscher Zukunft

Stand:

Groß Glienicke - Groß Glienicke, das „Dorf halben Wegs zwischen Potsdam und Spandau“, wie Fontane einst schrieb, scheint auch im vierten Jahr nach der Eingemeindung noch nicht zur Ruhe zu kommen. Abstimmungen im Ortsbeirat verlaufen regelmäßig sehr knapp, die Dispute grenzen gelegentlich an persönliche Beleidigung. In den Schaukästen der Parteien und Vereine findet immer wieder „Wahlkampf“ statt, bei dem man gelegentlich unsachlich wird. Regelmäßig blockiert sich der Ortsbeirat selbst. Ein Grund: es gibt keine klaren Mehrheiten in der Sitzverteilung. SPD, CDU, Wählergemeinschaft je zwei Sitze, Grüne und Groß Glienicker Forum je ein Sitz und ein unabhängiges Mitglied. Ein Anderer: Die Geschichte des Ortes ist so wechselhaft und einschneidend, dass die heute 3680 Groß Glienicker verschiedener Herkunft nie wirklich zusammenwachsen konnte.

Winfried Sträter trat beispielsweise bei der Kommunalwahl 2003 für das Groß Glienicker Forum an, um die Entwicklungsblockade im Ort aufzubrechen. Jedoch benennt er deutlich die Vergiftung des Klimas im Ort: Die Jahre der Grenze und die vielen Rückübertragungen nach 1990 hätten viel Schaden angerichtet, ein Gefühl von Gemeinsamkeit sei im Ort kaum vorhanden. Denn die großen Veränderungen dauern nun schon seit 60 Jahren an. Nachdem 1947, nach einem Beschluss des alliierten Kontrollrats der Siegermächte, Teile von Groß Glienicke an Berlin abgetreten wurden. Wie die Natur, so hat sich mit der Teilung auch die Bevölkerung verändert: 1951 zog die Grenzpolizei in die Kasernen der Waldsiedlung ein, später wurde daraus ein Grenzregiment. Angehörige der Grenztruppen zogen nach Groß Glienicke. Auch wurden 1952 viele in den Augen des Staates „unzuverlässige“ Bürger zwangsausgesiedelt. 37 Jahre später begann der nächste große Einschnitt: Viele Grundstückseigentümer waren zwischen Kriegsende und Mauerbau nach Westberlin geflüchtet und wollten nach der Wende ihr Eigentum zurück, manche setzten ihre Ansprüche massiv durch. Somit erscheint die heutige Gemengelage im Ort kaum noch überschaubar: Alteingesessene, während der Grenzzeit Zugezogene, viele „Wessis“ durch die Rückübertragungen und ab Mitte der 1990er Jahre dann etliche Neubürger aus den alten Bundesländern, die die hohen Grundstückspreise zahlen konnten. Sie alle sind auch im Ortsbeirat vertreten. Und sie alle wollen das gleiche: Den Ort entwickeln. Doch jeder auf seine Art.

Den neun Mitglieder des Ortsbeirates liegt vor allem die Entwicklung der Infrastruktur am Herzen. Straßen sollen gebaut und Abwasserleitungen gelegt werden. Die Jüngste unter den Beiratsmitgliedern, Julia Knigge (CDU), sieht ihren Auftrag in der Vertretung der Interessen der Jugend und arbeitet an der Vorbereitung des Bürgerhaushaltes. Andreas Menzel (Bündnis90/Grüne) will den Uferstreifen für die Öffentlichkeit retten und die Eingemeindungsversprechen von Potsdam einfordern. Peter Kaminski (Wählergemeinschaft/PDS), bringt mit knapp 17 Jahren die längste Erfahrung in der Kommunalpolitik mit, war selbst von 1994 bis 1998 Bürgermeister. Jedoch unterstellen ihm viele im Ort eine Verzögerungstaktik bei der Entwicklung der Infrastruktur während seiner Zeit in der Gemeindevertretung. Mit Hartmut Selke (Wählergemeinschaft) sitzt der einzige geborene Groß Glienicker im Ortsbeirat. Seine Intention sind ein harmonisches Dorfleben. Ortsbürgermeisterin Doris Langenhoff (SPD) misst die Erfolge im Ort an Straßenbau, Kanalisation, Gutspark und Potsdamer Tor sowie der Verbesserung des Situation für die Jugendlichen. Sie hatte nach der Abdankung von Hans-Jürgen Merke (CDU) Ende 2004 überraschend kandidiert und sich in der Stichwahl gegen Manfred Dreusicke durchgesetzt. Der war als CDU-Nachrücker zwar für den Posten angetreten, hatte jedoch zwischenzeitlich seine Parteizugehörigkeit zurück gegeben. Er lehnt es ab, allein Parteieninteressen umzusetzen und möchte „mit Vernunft für die Bürger entscheiden. Uwe Stab (SPD) rückte Ende 2004 nach.

„Groß Glienicke – Im Wandel der Zeit, nannte der Groß Glienicker Kreis sein Heftreihe über die Geschichte des Ortes. „Die Bevölkerung hat sich immer wieder verändert musste das Erlebte verarbeiten, das war oft schmerzlich zu ertragen. Daher ist es wichtig, sich immer wieder mit der wechselvollen Geschichte auseinander zu setzen, schrieb 2001 der damalige SPD-Bürgermeister Daniel Dörr dem Heftchen ins Geleit

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