Zukunft der Hochschulen in Brandenburg: Auf halber Strecke
Einstellungsgespräche mit Nobelpreisträgern hat Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, noch nicht geführt. „Aber wir haben international renommierte, hervorragende Wissenschaftler in Potsdam“, sagt Günther.
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Einstellungsgespräche mit Nobelpreisträgern hat Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, noch nicht geführt. „Aber wir haben international renommierte, hervorragende Wissenschaftler in Potsdam“, sagt Günther. Bei einer Diskussion im Regine-Hildebrandt-Haus diskutierten Vertreter aus Politik und Wissenschaft auf Einladung der SPD über mögliche Perspektiven der Hochschulpolitik in Brandenburg.
Eine Grundgesetzänderung hat Anfang des Jahres die Möglichkeit eröffnet, in größerem Umfang als bisher Finanzierungsvereinbarungen zwischen Bund und Ländern zur Förderung von Wissenschaft und Hochschulen zu schließen. War bisher nur die Unterstützung einzelner Vorhaben möglich, so können nun auch Universitäten längerfristig unterstützt werden. Durch die vollständige Übernahme des Bafög durch den Bund sind weitere Ländermittel frei geworden, die nun den Hochschulen auch in Brandenburg zugutekommen können. Der Brandenburger Landtag hat einen Zuwachs des Wissenschaftsetats um fünf Millionen Euro pro Jahr beschlossen. Das bedeute allerdings auch nur eine Aufstockung um etwa zwei Prozent pro Jahr, stellte Günther fest, also etwas mehr als den Ausgleich der Inflationsrate. Der prozentuale Anteil der Hochschulen am Landeshaushalt sei weiterhin zu niedrig. „Das Glas ist halb voll“, stellte Günther dennoch fest. Die Universität Potsdam erfreue sich einer erheblichen Beliebtheit, etwa neun Bewerber gebe es für jeden Studienplatz.
Problematisch sei allerdings, dass sich zwar die Zahl der Studenten im Vergleich zur ursprünglichen Planung der Universität verdoppelt habe, dies allerdings nicht für die Zahl der Unterrichtenden gelte. Mit immer wieder verlängerten, befristeten Arbeitsverträgen hätten die Universitäten zudem das geltende Arbeitsrecht ausgehebelt, meinte Hubertus Heil, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Das habe letztlich zu einer recht prekären Lage des universitären Mittelbaus geführt, die sich bisher nicht wirklich verbessert habe. Zudem sei die Struktur des Mittelbaus in Deutschland problematisch. „Es geht nur Professur oder nichts“, sagte Heil. Dass Brandenburg allerdings einen Schritt nach vorne gemacht habe und gegenwärtig 57,3 Prozent der Arbeitsverträge an Hochschulen für wenigstens zwei Jahre abgeschlossen werden, bemerkte Britta Müller, wissenschaftspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion. Dem gegenüber stehe allerdings immer noch die nicht ausreichende finanzielle Ausstattung von Spitzenforschung an den Hochschulen.
„Die lachen uns aus, wenn wir qualifizierten Spitzenkräften unsere Gehälter nennen“, warf Eckehard Binas, Präsident der Fachhochschule Potsdam, aus dem Publikum ein. Er könne dann nur mit der netten Arbeitsatmosphäre und dem schönen Potsdamer Umland werben, was allerdings nicht immer besonders überzeugend sei. Einig waren sich die Diskutanten, dass durch die gegenwärtigen Flüchtlingsströme auch an den Universitäten eine gänzlich neue Lage eintrete, denn auch viele Flüchtlinge wollen studieren. Dementsprechend müsse hier nach Integrationsmöglichkeiten gesucht werden. Ohnehin wollten gegenwärtig 50 Prozent eines Abiturjahrgangs studieren, was historisch einmalig sei – und nicht unproblematisch. Nicht jeder Abiturient sei wirklich bestens qualifiziert für ein Studium. Grundsätzlich neu nachgedacht werden müsse über die Struktur der Hochschulfinanzierung ohnehin im Jahre 2020, wenn der Solidarpakt auslaufe und damit die bisherige Querfinanzierung der Neuen Bundesländer ende. „Preußen war führend in der Wissenschaft“, erinnerte ein Zuhörer. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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