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Landeshauptstadt: Auf Kufen über Spreewaldfließe
Menschen aus nah und fern kommen nach Lübbenau und vergnügen sich bei einer Rutschpartie
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Lübbenau - Winterzauber im Spreewald: In Scharen pilgerten die Menschen am Wochenende zu den zugefrorenen Gewässern.
Die Minusgrade der letzten Tage haben die meisten Kanäle zufrieren lassen. Die Gastronomen reagierten. Einige haben wieder geöffnet, berichtete der Chef der Kahnfährgenossenschaft, Steffen Franke, in Lübbenau. Andere stehen mit Glühwein oder warmer Suppe am Wegesrand und beköstigen die Touristen.
„Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder das Glück, dass die Kanäle zugefroren sind“, betonte Franke. „Aber so ein gutes Eis wie in diesem Jahr gab es lange nicht.“ Unter einer dünnen Schneedecke findet sich wahres Spiegeleis – hervorragend zum Schlittschuhlaufen.
Auch zum Stoßschlitten-Fahren kamen viele Ausflügler. Der 72-jährige Joachim Müller hält unweit des Großen Spreewaldhafens vor seinem Kahnschuppen acht Stück zum Ausleihen bereit. „Sie sind an solchen kalten Tagen mit festem Eis immer voll ausgebucht“, freute sich Müller.
Besucher mit und ohne Kufen an den Füßen schieben damit ihre Kinder, Omas oder Opas über die zugefrorenen Fließe, wie die Einheimischen die verzweigten Flussarme der Spree zwischen Burg, Lübbenau, Schlepzig und Lübben nennen. In warme Decken eingehüllt, ist auch die klirrende Kälte besser zu ertragen. Die Temperatur im Spreewald war in der Nacht zum Sonntag nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes auf minus 20 Grad gefallen. Sie stieg im Tagesverlauf auf minus sechs Grad.
Früher transportierten die Spreewälder mit den Stoßschlitten im Winter Lebensmittel, Obst und Gemüse oder Futter für das Vieh, zum Beispiel zwischen Lübbenau und dem gut einen Kilometer entfernten Ortsteil Lehde. Er liegt auf einer Insel, ist aber auch über Brücken mit dem Auto erreichbar. Müllers Frau Gisela hilft in diesen Tagen beim Schlitten-Vermieten. Augenzinkend erzählte sie, dass die Schlitten früher noch einen anderen Zweck erfüllten. „Wenn abends Tanz in Lübbenau war oder ein Kneipenbesuch, fuhr der Mann seine Frau im Winter mit dem Schlitten hin. Bei der Rückfahrt war es dann umgekehrt – der Mann lag bierselig im Schlitten, während seine Frau ihn im Dunkeln nach Hause bugsieren musste.“ Obwohl etwas breitgetretener Schnee das Eis der Fließe bedeckt, ist es gut mit Schlittschuhen zu befahren. Nur an einigen Stellen, so zwischen dem Lübbenauer Hafen und Lehde, ragen kleine Schollen in der zugefrorenen Fahrrinne heraus. Schlittschuhläufer sollten da besonders vorsichtig sein, um nicht zu stürzen.
Und die Schlittschuläufer im Spreewald müssen sich beeilen, denn in den nächsten Tagen ist Tauwetter angekündigt.
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