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Von Kay Grimmer: Auf Partner-Suche im Zirkus

Der 17-jährige Ronny Lorenz will Profi-Artist werden – seit zehn Jahren spielt er im Zirkus Montelino

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Die paar Minuten hinter dem Vorhang, kurz bevor er raus muss, um die Zuschauer zu unterhalten, das sind die aufregendsten. Trotz seiner zehnjährigen Erfahrung ist Ronny Lorenz immer noch angespannt vor seinen Auftritten – egal ob als Clown, Akrobat, Artist.

Begonnen hatte es als Schul-Arbeitsgemeinschaft. Ein paar Eleven in der Montessori-Schule wollten Zirkus machen, 1998 wurde daraus der Zirkus Montelino. Ronny Lorenz war von Anfang an mit dabei: „Nicht nur, weil meine Mutter das ganze Projekt mitbegründet hat. Ich war durch sie zirkus-vorbelastet, denn sie war selbst auf einer Artistenschule“, sagt der 17-Jährige. Mit dieser elterlichen Prägung ist es verständlich, dass er „fast alle Disziplinen“ durchprobiert hat, die im Kinder- und Jugendzirkus möglich sind. Jonglage, Einrad, Akrobatik „Derzeit machen mir die Clownerie und die Partner-Akrobatik am meisten Spaß“, gibt der Teenager mit schüchternem Lächeln zu. Richtig befreit lachen sieht man den Montessori-Schüler meistens an „seinen“ Zirkusgeräten. Oder wenn er seine Kunststücke an Jüngere weitergibt. Denn das „System Montelino“ beinhaltet: junge Kinder lernen von Älteren. „Ich habe einen Jugendtrainerschein gemacht, darf also Kinder ausbilden“, sagt Ronny Lorenz. Insgesamt 150 Kinder und Jugendliche trainieren für die Aufführungen in den Sommermonaten im Zirkuszelt, das seit 2004 im Buga-Volkspark aufgebaut ist. Mindestens einmal pro Woche müsse gemeinsam geübt werden. Ronny Lorenz macht freiwillig Extra- Trainingsschichten. Für ihn ist Zirkustraining Spaß: „Es ist mein Hobby und mittlerweile auch berufsorientierend.“ Sein Wunsch: Profi-Artist zu werden, eine Ausbildung in einer Artistenschule zu absolvieren. „Am liebsten würde ich dann Partner-Akrobatik machen, nur brauche ich dafür natürlich den passenden Partner“, sagt er lächelnd. Die Arbeit für den Zirkus nimmt die Zeit neben der Schule fast vollkommen ein. „Der Zirkus Montelino ist freizeitbestimmend“, sagt er. Bedauernd klingt das nicht. Im Gegenteil, Ronny Lorenz freut sich, seine Zirkus- Kollegen zu treffen. „Wir AG-Mitglieder sind Freunde geworden, es ist ein wenig wie eine Familie“, sagt er ohne falschen Pathos. Deshalb ist die Antwort nach dem prägendsten Zirkus-Erlebnis klar und schnell gefunden: die Tournee, die das Jugend-Varieté des Zirkus Montelino vor zwei Jahren in den Süden Deutschlands gemacht hat.

Während die Shows der Kleineren von einer Regisseurin konzipiert werden, haben sich die Jugendlichen in ihrem Varieté mehr Freiheiten erarbeitet. „In einem Jugend-Camp wollen wir nicht nur die einzelnen Programmpunkte selbst zusammenstellen, auch die Organisation und die Regie des Stücks wollen wir vornehmlich selbst machen“, sagt Ronny Lorenz. Die Gruppe kombiniert dabei Zirkus-Elemente mit Theaterspiel. „Wir spielen und zeigen das, was uns beschäftigt“, ergänzt Julia Barta, die wie Ronny Lorenz seit der Zirkus-Gründung 1998 dabei ist. Liebe, Freundschaft, große Probleme, kleine Alltagssorgen.

In diesem Jahr ist allerdings alles etwas anders – schließlich feiert man gemeinsam das Zehnjährige. „Wir wollen in einem Jugend-Camp die zehn Jahre Revue passieren lassen“, erzählt Ronny Lorenz. Schließlich sind sie diejenigen, die die gesamte Zeit selbst mitgemacht und miterlebt hatten. Die Aufführungen des jugendlichen Rückblicks werden im September stattfinden, kündigte Ute Warbein vom Verein Zirkus Montelino an. Die Jubiläumsspielzeit im Zelt im Buga-Volkspark startet am 11. und 12. Juli.

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