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Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut bekommt für 25 Millionen Euro ein neues Gebäude. Vorerst präsentiert es sich heute als ausgewählter Ort der Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“
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Schwungvoll gab sich Hasso Plattner, als er gestern aus den Händen von Wissenschaftsministerin Johanna Wanka eine Zuwendungszusage der Investitionsbank des Landes Brandenburg über neun Millionen Euro erhielt. Die Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung fließen in einen Erweiterungsbau des von Plattner gegründeten und nach ihm benannten Potsdamer Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI). Der Stifter selbst steuert 16 Millionen Euro zu dem Vorhaben bei. Hier in Potsdam seine Visionen verwirklichen zu können, mache ihm nach wie vor großen Spaß, sagte Plattner und präsentierte die Pläne für den Neubau.
Das Architektenbüro Mark Braun entwarf einen elegant geschwungenen Rundbau, der die spitz zulaufende Fläche des HPI-Campus“ abschließt und mit einem großzügigen Eingangsfoyer die Möglichkeit für Veranstaltungen mit nationaler und internationaler Ausstrahlung bietet. Der Neubau soll 2009 fertiggestellt sein und dann auf 3 780 Quadratmetern Platz für drei zusätzliche Professuren und das Graduiertenkolleg bieten. Die so genannte „Research School“ wird von zehn auf mindestens 30 Plätze ausgebaut. Zudem entsteht ein weiteres Computerlabor mit bis zu 20 hochmodernen Arbeitsplätzen.
Johanna Wanka freut sich, dass das Institut mit dem Erweiterungsprojekt seinen Weg „einer weltweiten Eliteausbildungsstätte für die Softwaresystemtechnik konsequent weiter beschreitet“. Im Oktober 2001 war der erste Gebäudekomplex des Hasso-Plattner-Institutes mit einem Bauvolumen von über 30 Millionen Euro eingeweiht worden. Schon damals steuerte der Stifter rund 13 Millionen Euro bei. Mit der jahrelangen Förderung auch des laufenden Betriebs durch Professor Plattner gehöre das HPI zu den bundesweit größten Public-Private-Partnership-Projekten, so die Ministerin.
Plattner dankte nicht nur für die umfangreiche Förderung der Bauten durch das Land Brandenburg und die Europäische Union, er lobte auch den unkomplizierten Genehmigungsprozess. Der Erweiterungsbau sei dringend erforderlich, so Plattner. „Das Institut platzt aus allen Nähten. Derzeit gibt es dreimal mehr Bewerber, als wir aufnehmen können.“
Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet das HPI den Bachelor- und Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“ an – eine praxisnahe und ingenieurwissenschaftlich orientierte Alternative zum herkömmlichen Informatik-Studium, die von derzeit 420 Studenten genutzt wird. In der international kooperierenden Forschung des HPI geht es vor allem um Grundlagen und Anwendungen für große, hoch komplexe und vernetzte IT-Systeme.
Heute nun steht dem Hasso-Plattner-Institut ein weiteres Ereignis ins Haus. Die 2007 gegründete „HPI School of Design Thinking“ wird als besonderer Ort in der Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Ein Jahr lang haben 40 Studierende aus über 30 verschiedenen Fächern in der institutseigenen Denk- und Erfinderschmiede benutzerfreundliche IT-Produkte entwickelt. Zur Verleihung der Auszeichnung präsentiert der erste Abschlussjahrgang huete seine praxisbezogenen Lösungen.
So zum Beispiel ein leicht zu installierendes Anzeigesystem, mit dem umweltbewusste Bewohner eines Gebäudes ständig über ihren Stromverbrauch informiert werden und Limits einstellen können, bei deren Überschreitung sie eine Nachricht erhalten. Partner aus der Wirtschaft für diese Projekt waren die Siemens AG und Vattenfall Europe.
Die Suche nach Ideen beginnt für die interdisziplinär zusammengesetzten Teams immer mit Recherchen in der Praxis. So besuchte eine Gruppe Studierender Lern- und Sporteinrichtungen für Menschen mit Behinderungen, um ein Orientierungssystem zu entwickeln, mit dem sich geistig Behinderte selbstständig in ihrer Stadt bewegen und mit anderen Menschen leichter in Kontakt treten können. Zu welchen Ergebnissen sie gekommen sind, werden sie heute zeigen.
Eine dritte Gruppe beschäftigte sich mit der Frage, wie die stets von mehreren Autoren verfassten Drehbücher für TV-Serien und Daily Soaps effektiver geschrieben werden könnten. Die Studenten visualisierten den Schreibprozess und versuchten das umständliche Karteikartensystem der Autoren mit IT-Lösungen zu vereinfachen. Interessierter Kooperationspartner war in diesem Fall die Serien produzierende Grundy UFA GmbH aus Potsdam.
Alle neun Abschlussprojekte werden ab 16.30 Uhr in einer Ausstellung zu sehen sein. Eine Möglichkeit auch, sich über das zweisemestrige Zusatzstudium an der School of Design Thinking zu informieren. Es ist offen für alle, die sich in der Endphase ihres universitären Master-, Diplom- oder Magister-Studiums befinden und Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeit haben. Für das kommende Wintersemester kann man sich noch bis zum 15. Juli bewerben.
Die Erfinderschule des HPI ist heute übrigens nicht nur auserwählter Ort im „Land der Ideen“, sondern auch Schauplatz des diesjährigen Sommerfestes des HPI. Studierende der Uni Potsdam und der benachbarten Hochschulen können rund um die HPI-Villa den Semesterabschluss feiern. Thomas Nicolai und das Savoy Dance Orchestra, die Nigthwash-Comedians Sanjay Shohora, Marek Lis und die HPI-Band Poolraum-Party sorgen für den nötigen Schwung. Vielleicht kommt ja auch Hasso Plattner!
Antje Horn-Conrad
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