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Landeshauptstadt: Auf Wasser gebettet

Alles für gesunden, erholsamen Schlaf und ergonomisch korrekte Arbeitsplätze gibt es im Geschäft „Famos liegen & sitzen“ von Jutta und Jens Freiberg

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Einem völlig Unbekanntem seine Schlafgewohnheiten zu erzählen – Bauch- oder Seitenschläfer, kälteempfindlich und Rückenpatient –, das ist manchmal nicht einfach. Schon gar nicht, wenn man beim Bettenkauf zwangsweise an Loriots beflissenen Herrn Hallmackenreuther denken muss. Doch ohne Probeliegen geht es nicht, Jutta und Jens Freiberg, Inhaber von „famos liegen & sitzen“ in der Dortustraße, wissen das. „Bitte jetzt hier hinlegen und vorher die Jacken ausziehen“, sagt Jutta Freiberg zu einem älteren Paar, das auf Matratzensuche ist. Die Tempurmatratze haben sie bereits ausprobiert, eine Schlafstatt aus speziellem, einst für die Raumfahrt entwickeltem Schaumstoff. „Der passt sich exakt der Form Ihres Körpers an, Gewicht und Wärme machen das Material weicher und besonders druckentlastend“, schwärmt Jens Freiberg. „Das Produkt passt sich dem Menschen an – nicht umgekehrt.“

Der 53-Jährige und seine Frau eröffneten 1996 ihr Fachgeschäft, zunächst in der Lindenstraße. Als die Räume zu klein wurden, zogen sie um in die Dortustraße. Dort gibt es auf 350 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, alles, was man zum gesunden und bequemen Schlafen braucht, ebenso Sitz- und Arbeitsmöbel, Stühle, Hocker, Schreibtische. Weil der Mensch nun mal den Großteil seines Lebens schlafend oder sitzend verbringt.

Wie wichtig es ist, sich ergonomisch vernünftig zu lagern, das hat Jens Freiberg am eigenen Leibe gespürt. Weil er selbst häufig Rückenschmerzen hatte, sich mit Verspannungen und Migräne plagte, begann er, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Er stecke sozusagen mit Leib und Seele hinter dem Konzept. Dabei sei das Thema der Rückenfreundlichkeit noch relativ jung, erst seit etwa 25 Jahren werde in Sachen Schlafmedizin ernsthaft geforscht. „Diese Erkenntnisse aus der Forschung muss man jetzt mit der Industrie verbinden“, sagt er.

Der andere wichtige Aspekt ist die gründliche Kundenberatung vor Ort. Eine gute Stunde sollte man sich dafür Zeit nehmen, gern auch drüber schlafen und wiederkommen, einmal, zweimal. Es gibt für jeden das passende Rüstzeug, ob Bett oder Stuhl. Dann schaut Jens Freiberg freundlich an sich selbst herunter, an seinem „Airbag“, wie er sagt, und lächelt zuversichtlich. Bisweilen zeigt er wie zum Beweis Kunden seine individuelle Schreibtischkonstruktion mit einem leicht versenkbaren und abgewinkelten Bildschirm. Mehrere solcher Arbeitsplätze sind im Laden aufgebaut, Schreibtische, die höhenverstellbar oder mitwachsend sind, auch kipp- oder drehbar, mit einfachen, handhabbaren Mechanismen. Dazu Stühle und Hocker, bunte futuristische oder reduzierte Gebilde, moderne Materialien oder gemütliches Holzdesign. Aus manchen möchte man gar nicht mehr aufstehen. Verlockend sind auch die Schaukelstühle, unauffällige Begleiter, die zu jedem Esstisch passen würden. Für motorisch herausgeforderte, unruhige oder auch verträumte kleine und große Menschen, die auf ihrem Stuhl nicht festfrieren wollen. „Der wird erstaunlich oft fürs Büro gekauft“, sagt Jens Freiberg erfreut.

Das Kerngeschäft sind allerdings Matratzen, Lattenroste, Betten und von Anfang an auch Wasserbetten. Nach Baukastenprinzip kann der Kunde wählen aus verschiedenen Designs und einem passenden Innenleben, Rosten und Auflagen. Oder sich fürs Schlafen auf Wasser entscheiden. Auch Ehepaar Freiberg ist Wasserbettfan. Heutige Produkte haben mit den glucksenden, schaukelnden Ballonmatratzen der ersten Generation nichts mehr gemein. Aus dem Prinzip, das Ende des 19. Jahrhunderts erstmals für Patienten mit schweren Verbrennungen genutzt wurde, ist ein durchdachtes Produkt entstanden. Ein Schaumstoffrahmen hält die Wassermatratze in Form, alles zusammen liegt in einer Sicherheitswanne, die im Notfall auslaufendes Wasser auffangen würde. „Kommt aber so selten vor“, sagt Jens Freiberg und winkt ab. Regelmäßige Pflege vorausgesetzt – das Wasser braucht Zusätze gegen Keimbildung, von außen muss ebenfalls ab und zu geputzt werden, damit die Salzkristalle der schwitzenden Haut die Oberfläche nicht porös werden lassen.

Fast jedes Bett lässt sich auf Wassernutzung umbauen, sagt der Bettenverkäufer. Im Laden kann man sich passende Bettgestelle aus verschiedenen Hölzern anschauen und darin probeschlummern. Wärme und Härtegrad werden für jeden Schläfer individuell eingestellt, und gegen inneren Wellenschlag helfen heute eingebaute Fließmatten, sogenannte Beruhigungszonen. Mindestens 3000 Euro muss man für ein – immerhin langlebiges – Wasserbett einplanen. Dafür gibt es umfangreichen Service, wie bei jedem Betten- oder Matratzenkauf: Bei Bedarf wird zu Hause ausgemessen, dann angeliefert und aufgebaut.

Selbst Babywasserbetten gibt es bei Famos, sagt Jutta Freiberg – auch wenn es keine Wunderwaffe für quengelige Kinder sei. Eine junge Frau ist in den Laden gekommen und fragt gezielt nach einem Wasserbett für sich selbst. Weil sie Rückenschmerzen hat nach einem Unfall, sagt sie. Jens Freiberg horcht auf. Und stellt viele Fragen, nach gesundheitlichen Problemen und Schlafgewohnheiten. Diese Anamnese ist wichtig, sagt er. Mehrere Kurse über Rückengesundheit hat er absolviert, ließ sich zum Ergopraktiker qualifizieren. „Ich ersetze keinen Arzt, aber ein bisschen Ahnung hab ich schon“, sagt er. Die junge Frau mit einer Halswirbelverletzung schickt er zunächst zum Orthopäden – sie soll dort klären, ob ein Wasserbett infrage kommt.

„Niemals aufgeben und leiden“, sagt Jens Freiberg zur Suche nach dem perfekten Bett. Wer möchte, kann hier ergonomische Kissen ausprobieren, Test-Kissen mit nach Hause nehmen. Mit Matratzen ist das nicht möglich – zu unhygienisch. Und auf einer Schutzfolie schlafen - das sei völliger Unsinn. „Sie schwitzen – und die Folie verändert komplett die Oberflächenspannung und Dynamik der Matratze“, sagt Jutta Freiberg. „Lieber kommen sie einmal öfter zu uns – und lassen sich hier Zeit.“

Dortustraße 66, Tel. (0331) 270 94 95

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