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Landeshauptstadt: Auf Wellen unterwegs

Sportlich und elegant ging es gestern bei der PNN-Sommeraktion zu: Leser mit Hilfe von Dominik Lindemann und Patrick Havenstein auf dem Wakeboard mit oder auf klassischen Blackdeckern aus den 1920er Jahren. Deutsche Wakeboardmeisterschaft auf der Havel?

Stand:

Solch hohe Wellen sieht man selten auf der Havel. Etwa einen Meter über der Wasserkante türmt sich das naturtrübe Nass hinter dem präparierten Boot auf – eine Welle, auf der Dominik Lindemann ohne Verbindung zum Boot surft. Fünf Erwachsene sitzen dafür auf der rechten hinteren Seite des Motorbootes, um dieses Schauspiel zu ermöglichen. Denn normalerweise werden Wasserskifahrer und Wakeboarder von dem Boot über die Strecke in der idyllischen Bucht des Templiner Sees gezogen. Auf dem Seestück entlang des Bahndamms ist eine von drei öffentlichen Wasserskipisten in und rund um Berlin, an dem die Sportler von einem Boot gezogen werden dürfen.

Gestern hatten die PNN bei strahlendem Sonnenschein zum „Tag des Wassersports für Groß und Klein“ in die Bucht geladen. Zu sehen gab es unter anderem zwei Backdecker aus den 1920er Jahren. Die edlen Boote mit Stahlrumpf sind inzwischen Liebhaberstücke. Einer, der sich damit auskennt, ist Nils Clausen. Alte Linie, neue Technik, so sein Credo beim Ausbau der Boote. Elegant wirkendes Teakholz auf Deck und Mahagoni im Innenbereich des Bootes – moderne Motoren und Technik für den Antrieb. Zwei große Touren hat Nils Clausen von Schiffskontor mit den 80 Jahre alten Backdeckern bislang unternommen: Eine Fahrt über die Ostsee bis Dänemark sowie eine Fahrt von Barth bis in die hiesigen Gewässer.

Neben der Eleganz der Boote ging es gestern vor allem sportlich zu. Wakeboarden und Wellensurfen boten der Personal-Trainer sowie Wasserski- und Wakeboardlehrer Patrick Havenstein und Dominik Lindemann von Magix Wakeboarding knapp 50 Lesern der PNN im Laufe des Tages an. Holger Hoff war einer von ihnen, der sich auf das Brett traute, um sich mit 33 Kilometer pro Stunde über die Havel ziehen zu lassen. Tipps der Trainer Havenstein und Lindemann verhalfen ihm zu seinen ersten Sekunden auf dem Brett, während sein zweieinhalbjähriger Sohn Daniel die Wakeboard-Versuche des Papas vom Boot aus kommentierte.

Nach einem Jahr Pause stand Francisca Rotter wieder sicher auf dem Brett. Die Dresdnerin kommt gelegentlich an die Havel zu der schwimmenden Bar und Sonnenterrasse in die Havelbucht gereist, um sich von einem Boot auf dem Board ziehen zu lassen. Denn Wasserski-Anlagen wie in Großbeeren und Velten gibt es in Deutschland mehr als 70 – Wasserskistellen auf öffentlichen Gewässern sind dagegen seltener.

Erste Sprünge zeigte Alex in der knallenden Morgensonne. Wöchentlich zieht der Caputher sich ein Bord an die Füße und übt. Wie ein Profi will der künftige Siebtklässler der Goethe-Gesamtschule Potsdam einmal fahren können, Wakeboardlehrer ist sein Traum. Patrick Havenstein und Dominik Lindemann haben das bereits geschafft. Lindemann, der seit knapp drei Jahren auf dem Brett steht, wurde im letzten Jahr Dritter der Internationalen Belgischen Meisterschaften, Anfang September wird er bei den Deutschen Meisterschaften starten. Die sind in diesem Jahr in Trier, im nächsten dann vielleicht auf der Havel. Denn Lindemann hat das Angebot, die Meisterschaften auszurichten.

Als Generalprobe soll der Internationaler Wakeboard-Cup „Wake & Style Contest 2007“ am 22. September am Strandbad Templin dienen, bei dem Starter aus verschiedenen europäischen Ländern teilnehmen werden. So wie im Winter in der Schwimmhalle am Brauhausberg, soll nun auch ein Outdoor-Wettkampf stattfinden. Mit Wasser- und Jetskishow, Live- Band, DJ“s und Modenschau. Für die möglichen Meisterschaften gilt indes: Findet der Wakeboard- und Wasserskilehrer genug Sponsoren, will er sie ausrichten – allerdings auf der Regattastrecke in Brandenburg an der Havel. Dort seien die Bedingungen für seinen Sport optimaler, so Lindemann. Denn so nötig ein Wellenreiter mit seinem Board eine Welle braucht, so unnötig sind die Wellen anderer Boote. Und davon gibt es auf der Anlage auf dem Templiner See in den Spitzenzeiten genug. Sportler wie der vierfache deutsche Meister der Masters, Martin Boehmfeldt, trainieren daher nur in der ruhigen Zeit auf der Anlage.

Wirklich still auf dem Wasser wird es in der Havelbucht nur mittags. Nicht, weil die Sonne so heiß ist. Sondern weil Wasserskifahrer dann nicht fahren dürfen: Zwischen 12 und 15 Uhr ist Pause, täglich. So schreibt es eine Verordnung vor. Dass dies für die Anlage in Potsdam, aber nicht für den Berliner Wannsee gilt, ärgert die beiden Trainer Patrick Havenstein und Dominik Lindemann. Denn es ist wertvolle Zeit, in denen ihr Boot ungenutzt im Wasser liegt. Schlecht fürs Geschäft, so Lindemann. Inzwischen versucht er, für den neuen Sportverein eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, damit Vereinsmitglieder auch in den Mittagsstunden trainieren können. Ein Antrag hat das Wasserschifffahrtsamt bereits abgelehnt. Nicht nur das macht Lindemann zu schaffen. Auch die Untere Naturschutzbehörde hat dem Inhaber der Wakeboard-Lounge und dem Pontonboot in der Havelbucht eigenen Aussagen nach das Aufstellen einer Toilette an Land, den Bau eines Steges zu dem Ponton sowie ein Trampolin für Trainingszwecke verwehrt. Inzwischen können Besucher mit einem kleinen Paddelboot von einem schon immer dort existierenden kleinen Steg übersetzen. Lindemann sagt, er hole die Boarder aber auch von der Strandbar Zeppelinstraße ab, wenn sie anrufen.

Wakeboard und Boote im Internet

www.magix-wakeboarding.de

www.schiffskontor.de

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