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GFZ Potsdam: Gängige Theorie zu Gondwana ist überholt: Aufbruch von Urkontinent in neuem Licht

Potsdam - Eine Gruppe deutscher Geoforscher hat die bisherige Theorie zum Auseinanderbrechen des Superkontinentes Gondwana in Frage gestellt. Die Wissenschaftler vom Geoforschungszentrum Potsdam, aus Kiel und Bremen, zeigen in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Geology“ anhand seismischer Messungen, dass die Auswirkungen des sogenannten Tristan-Mantelplume auf die kontinentale Kruste Gondwanas räumlich überraschend begrenzt waren.

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Potsdam - Eine Gruppe deutscher Geoforscher hat die bisherige Theorie zum Auseinanderbrechen des Superkontinentes Gondwana in Frage gestellt. Die Wissenschaftler vom Geoforschungszentrum Potsdam, aus Kiel und Bremen, zeigen in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Geology“ anhand seismischer Messungen, dass die Auswirkungen des sogenannten Tristan-Mantelplume auf die kontinentale Kruste Gondwanas räumlich überraschend begrenzt waren. Das passe keineswegs zu den bisherigen Vorstellungen, dass enorme Mengen von Magma aus dem tiefen Erdmantel aufstiegen, und dass diese heiße Gesteinsblase – genannt Tristan-Mantelplume – Gondwana von unten heizte, aufweichte und schließlich aufriss. „Somit kann eine dominante oder gar ausschlaggebende Rolle einer solchen Gesteinsblase beim Aufbrechen von Gondwana im Südatlantik ausgeschlossen werden“, so die Geoforscher. Als vor 130 Millionen Jahren der westliche Teil des Urkontinents Gondwana auseinanderbrach, wurde die Geburt des Süd-Atlantik eingeleitet, damals trennten sich das heutige Afrika und Südamerika voneinander.

Aufsteigende heiße Gesteinmassen im Erdmantel sind ein wichtiger Motor der Plattentektonik. An der Erdoberfläche finden sich an diesen Stellen gewaltige Mengen sogenannter Flutbasalte. So auch im südlichen Afrika und – parallel dazu – Südamerika. Diese Etendeka/Parana-Flutbasalte gelten als oberirdischer Beleg für das Aufschmelzen des westlichen Gondwanakontinents vor 130 Millionen Jahren.

Die deutschen Geoforscher wollten diesem Vorgang detailliert auf die Spur kommen. Sie konzentrierten sich auf das Gebiet an der Westküste Namibias. Ihre Messungen seismischer Wellengeschwindigkeiten entsprachen der gängigen Theorie. Völlig überraschend aber waren die gemessenen begrenzten Ausmaße des identifizierten Gesteinskörpers: Sie bestätigten den vermuteten entscheidenden Einfluss eines riesigen Mantelplumes bei Aufbrechen des Kontinents nicht. Die Forscher erklären sich den Sachverhalt damit, dass Gondwana von Süden her begann, auseinanderzureißen. In diese Riss-Struktur drang das aufsteigende Gestein des heißen Plume ein und beschleunigte dadurch das Abtrennen von Afrika und Südamerika. Das Aufbrechen von Gondwana im Südatlantik und generell die Rolle von Mantelplumes beim Aufbrechen kontinentaler Kruste muss wohl neu evaluiert werden. 

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