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Bilder des Holländischen Viertels in Potsdam: Auferstanden aus Ruinen

Das Holländische Viertel in Potsdam glich in den 1980er Jahren einer Ruinenstadt. Wie es damals im heutigen Welterbe-Quartier aussah, hat der Potsdamer Künstler Bernd Krenkel festgehalten.

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Innenstadt - Wie eine Zeitreise komme es ihm vor, sagt der Potsdamer Künstler Bernd Krenkel, als er am Dienstag seine Bilder des Holländischen Viertels anschaut. Sie zeigen als Bleistiftzeichnungen, Pastellmalerei, Kohlezeichnungen oder Aquarell nicht nur, wie sich das Schaffen des Künstlers verändert hat, sondern auch, wie das Viertel in den 1980er Jahren zusehends verfiel.

„Manche meiner Arbeiten hatte ich mehr als 20 Jahre nicht mehr in der Hand“, sagt der heute 61-jährige Krenkel. Da werden Erinnerungen wach. Den Niedergang des historischen Viertels erlebte Krenkel dabei aus der Innenperspektive. Mit seiner Frau lebte er in dieser Zeit selbst in der Mittelstraße – erst in der Hausnummer 11 dann in der 14. 1978 zogen sie ein, 1994 wieder fort. „Anfangs hatten wir anderthalb Zimmer, Wasser gab es im Treppenhaus. Die Toilette war unten“, so Krenkel. War es im Winter kalt genug, froren auch die Leitungen ein. Heute kaum noch vorstellbar.

Doch das Leben in einem fast aufgegebenen Stadtteil hatte auch gute Seiten. „Für die Kinder war es wie ein großer Abenteuerspielplatz“, so Krenkel. „Es war eine spannende Zeit.“ Die zwei Söhne des Paares wurden darauf groß. Überall lag Gerümpel herum, aus dem Kinder Buden bauen konnten. Der Kindergarten in der Benkertstraße war gleich um die Ecke.

Die frühen Pastellmalereien, meist nicht größer als eine Postkarte, zeigen offene Dachstühle, die wie Gerippe in den Himmel ragen. Immer wieder ist das kräftige Rot der typischen Ziegel erkennbar. Andere Bilder zeigen zaghafte Bemühungen, zumindest noch zu retten, was nach Jahren der Vernachlässigung übrig geblieben war: Improvisiert wirkende Baugerüste aus krummen Holzlatten, die halb verfallene Fassaden umschließen. Daneben gesperrte Bürgersteige, um die verbliebenen Bewohner vor herabfallenden Dachziegeln zu schützen.

Für Krenkel, der heute in Marquardt lebt, hörte Anfang der 1990er Jahre die Beschäftigung mit dem Holländischen Viertel auf. Es sei der Anfang seiner künstlerischen Arbeit gewesen. Dann habe er sich anderen Themen zugewandt.

Im Foyer der Pro Potsdam in der Pappelallee sind 30 von Krenkels Bildern ab sofort bis 30. September zu sehen. Die kommunale Immobilienholding zu der auch der für das Holländische Viertel zuständige Sanierungsträger gehört, hat Krenkels Werke aus dieser Zeit angekauft. Später sollen sie als Dauerleihgabe an das Potsdam Museum gehen. Die Details werden derzeit noch verhandelt.

Das Viertel gilt als größtes zusammenstehendes Bauensemble und Kulturdenkmal holländischen Stils außerhalb der Niederlande in Europa. Es wurde zwischen 1733 und 1742 unter Leitung des holländischen Baumeisters Johann Boumann erbaut. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. suchte damals gut ausgebildete Handwerker zum Ausbau der Garnisonsstadt Potsdam.

Ende der 1980er Jahre sei es für das Holländische Viertel fast ums Überleben gegangen, erinnert sich Krenkel. Viele Gebäude standen leer. Die Wohn- und Arbeitsverhältnisse waren schlecht. Doch mit der Wiedervereinigung habe sich beinahe über Nacht alles geändert. 1992 wurde das Areal dann formal zum ersten Potsdamer Sanierungsgebiet erklärt. Mehr als zwanzig Jahre und 35,6 Millionen Euro an Fördergeldern später ist das heute als Touristenmagnet geltende Viertel durchsaniert. Das historische Pflaster in dem Viertel wurde erneuert, mehr als 200 Bäume gepflanzt. Gegenüber 1992 habe sich die Zahl der Gewerbebetriebe auf mehr als 330 verdreifacht. Mittlerweile werden 744 Wohnungen als Erstwohnsitz genutzt, weitere 50 als Zweitwohnsitz. Mit etwa 2,9 Millionen Euro beteiligten sich die Anwohner an den Kosten. Im Januar hoben die Stadtverordneten die Satzung für den größten Teil des Sanierungsgebiets auf. Lediglich am Wiederaufbau des „kleinen“ Holländischen Viertels an der Französischen Kirche wird noch gearbeitet.

Wie die Sanierung das Viertel verändert hat, soll ab dem 11. September auch eine Dokumentation im Jan-Bouman-Haus in der Mittelstraße 8 zeigen. „Das Viertel ist heute nicht mehr wieder zu erkennen“, so Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius. Heute sei dort alles „wie geleckt“. Krenkels Bilder zeigen, wo vor 25 Jahren angefangen wurde. „Viele kennen das gar nicht mehr.“ Auf den Potsdamer Künstler sei er von der Stadtverordneten Saskia Hüneke (Grüne) aufmerksam gemacht worden, so Müller-Zinsius. Auch der Künstler selbst zeigte sich angesichts der Entwicklung des Viertels überwiegend zufrieden: „Es ist wie eine schöne Prinzessin, die manchmal etwas geschmacklos angezogen ist.“

Die Ausstellung ist in der Pappelallee 4 zu sehen. Geöffnet ist von Montag bis Freitag, jeweils zwischen 10 und 18 Uhr. Der Eintritt ist frei

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