Viel Lärm um Nichts“, könnte man meinen, wenn man das Polizeiaufgebot für die Uraufführung der „Satanischen Verse“ gestern rund um das Hans Otto Theater betrachtete. Denn die friedliche Idylle am Tiefen See war nicht wirklich in Gefahr. Durch die Medien wurde eine Bedrohung suggeriert, die an der Situation vorbei ging. Natürlich: Aufmerksamkeit tut Not, und Leichtfertigkeit kann schnell ins Auge gehen. Aber manchmal ist leises Agieren der Sache dienlicher. Einer Sache, die man gar nicht hoch genug loben kann. Denn endlich weiß man, worüber man spricht. Denn außer, dass Salman Rushdie vor 20 Jahren mit der Fatwa belegt wurde, die die Muslime in aller Welt dazu aufrief, den Schriftsteller zu töten, kannten wohl die wenigsten den „Stein des Anstoßes“. Ein Dichter soll das Unnennbare benennen und sich nicht in den Dienst des Staates stellen, heißt es bei Rushdie. Er ist Freigeist, „nur“ dem eigenen Gewissen verpflichtet. Da muss er auch Dinge aussprechen können, die zum Widerspruch reizen. Toleranz einzuklagen, ist eine vornehmliche Aufgabe der Kunst. Dazu haben Rushdie und in seinem Sinne das Hans Otto Theater eingeladen. Viel Lärm um Nichts? Mitnichten. Man kann gar nicht laut genug gegen Ausgrenzung und religiöse Engstirnigkeit auftrumpfen.
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