Landeshauptstadt: Aufklären statt zu moralisieren 6. Jugendfilmtage im Kino in den Bahnhofspassagen
Innenstadt - So ganz klar ist ihm der Unterschied noch nicht, und deshalb fragt der Sechstklässler völlig ungeniert. Was denn der Unterschied zwischen Aids und HIV sei, und ob man davon nun zwingend sterben muss, will er von Sänger Gino wissen.
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Innenstadt - So ganz klar ist ihm der Unterschied noch nicht, und deshalb fragt der Sechstklässler völlig ungeniert. Was denn der Unterschied zwischen Aids und HIV sei, und ob man davon nun zwingend sterben muss, will er von Sänger Gino wissen. Dieser hatte sich kurz vor seinem Auftritt bei den 6. Jugendfilmtagen im UCI-Kino in den Bahnhofspassagen als Infizierter geoutet und seine Gesprächsbereitschaft gegenüber den Schülern angekündigt. Dieses Angebot wurde gestern, am ersten Tag der insgesamt zweitägigen Veranstaltung, wenn auch nicht rege, so doch vereinzelt wahrgenommen.
Für das Programm aus Filmen, Workshops, Infoständen und Musikdarbietungen, das von der Aids-Hilfe Potsdam in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung und weiteren freien Trägern organisiert wurde, sind Schülergruppen aus den Klassenstufen 6 bis 10 angemeldet. Insgesamt werden es 1 100 Schüler sein, die aus Potsdam, Kleinmachnow, Caputh und Töplitz kommen, um sich nicht nur über HIV und Aids aufklären zu lassen, sondern über die Themen Sexualität, Liebe und Freundschaft im Allgemeinen. „Das Konzept stimmt. Ich bin froh, dass so viele Jugendliche hier sind“, sagte Hortense Lademann von der Aids-Hilfe Potsdam. Die Veranstaltung sei deshalb wichtig, weil in den vergangenen Jahren nicht nur die Zahl der HIV–Neuinfizierungen stark gestiegen ist, sondern auch die anderer sexuell übertragbarer Geschlechtskrankheiten wie etwa Syphilis oder Chlamydien.
In ihrer gestrigen Eröffnungsansprache vor den Schülern warnte Jugendbeigeordnete Elona Müller davor, HIV und Aids zu verharmlosen und damit aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Dennoch sollen die Jugendfilmtage nicht moralisieren, sondern die Jugendlichen ungezwungen an diese Thematiken heranführen. „Für euch ist das ein wichtiges Thema, weil ihr euch vielleicht schon bald auf einen Partner einlasst“, sagte Müller.
Dass mit der Aufklärung der Jugendlichen über Safer Sex möglichst früh begonnen werden sollte, weiß Sänger Gino Hawich aus eigener Erfahrung. Seit seiner HIV-Diagnose vor drei Jahren ist der 37-Jährige in der Präventions- und Aufklärungsarbeit engagiert und tritt zudem mit seinem Musikprojekt Think Positiv auf. Er habe, so erzählte Hawich, bei dieser Arbeit auch schon Zwölfjährige kennen gelernt, die sich gleich beim ersten Sex mit dem Virus infizierten. Vor derartigen Erlebnissen will er nun warnen.
Noch vor der ersten Filmvorführung wurden gestern Vormittag von Elona Müller, Jugendamtsmitarbeiterin Birgit Ukrow und Hortense Lademann die Gewinner des „Mach’s mit“-Motiv-Wettbewerbs bekannt gegeben: Für ihre Gestaltungsentwürfe wurden die 6 a der Zeppelin-Grundschule sowie die 8 a der Schule in Wilhelmshorst ausgezeichnet. Für sie wird es spezielle Filmvorführungen geben. Bei dem Wettbewerb zum Thema Aids-Prävention wurden insgesamt 100 Ideen und Vorschläge eingereicht. hey
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