zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Aufklärung über Gutachten gefordert

Nach dem Bekanntwerden erster Details deutliches Votum für drei Hallenbäder inklusive Spaßbad

Stand:

Nach dem Bekanntwerden erster Details deutliches Votum für drei Hallenbäder inklusive Spaßbad Von Michael Erbach und Nicola Klusemann Das für Potsdam negative Gutachten über die Bäderlandschaft in Brandenburg wird in der kommenden Woche den Hauptausschuss des Stadtparlaments beschäftigen. Wie PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg den PNN gestern sagte, habe er einen entsprechenden Antrag gestellt. Ziel müsse es sein, schnell an den Wortlaut des Gutachtens heranzukommen. Es dürfe keine Zeit verschwendet werden, um überhaupt noch reagieren zu können. Diese Haltung wird auch von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Vertretern anderer Fraktionen vertreten. Das Gutachten, aus dem PNN am vergangenen Wochenende erste Ergebnisse veröffentlichten, hat sich gegen den Neubau des seit 1996 in Planung befindlichen Freizeitbades Drewitz ausgesprochen. Für die Landeshauptstadt wird empfohlen, lediglich zwei Schwimmhallen zu betreiben: die Schwimmhalle Luftschiffhafen und ein modernisiertes Hallenbad am Brauhausberg. Die sanierungsbedürftige Schwimmhalle Am Stern soll offenbar ersatzlos geschlossen werden. Sollte das Spaßbad entstehen, müsste demnach die Halle am Brauhausberg geschlossen werden, was die Gutachter nicht befürworten. Jakobs zeigte sich gestern überrascht von den bekannt gewordenen Ergebnissen des Gutachtens. Bisher sei er davon ausgegangen, dass sich die Stadt Potsdam mit ihren Spaßbadplänen in Konkurrenz zu Vorhaben in Neuruppin, Rheinsberg und Werder befunden habe. „Ich war immer sehr zuversichtlich, dass wir mit unserem Standort das Rennen machen“, so Jakobs. Bislang liege ihm das Gutachten nicht vor. Dass es erst im September öffentlich werden soll, hält er für eine schlechte Idee. Jetzt, wo schon Details in die Öffentlichkeit gedrungen seien, müsse man sich „sofort damit auseinander setzen“, forderte Jakobs. Er stellte klar, dass Potsdam beim Spaßbadbau auf Landesmittel angewiesen sei. Darum habe die Verwaltung die Sanierungskosten für die Stern-Schwimmhalle gegen eine städtische Beteiligung an einem 25-Meter-Becken für öffentliches Schwimmen im Spaßbad abgewogen. „Wir könnten das Drewitz-Bad billiger haben“, sagte Jakobs. Und schließlich gebe es schon einen Vertragsentwurf zwischen Stadt und Freizeitbad-Betreiber, der – bis auf ein paar kleine Änderungswünsche – unterschriftsreif sei. SPD-Fraktionschef Andreas Mühlberg und der CDU-Fraktionsvorsitzende Eberhard Kapuste betonten ebenfalls, dass es zunächst darauf ankomme, das Gutachten zu lesen und gründlich auszuwerten. Sollte es so sein, dass Potsdam nur noch zwei Hallenbäder betreiben könne, „muss ich klar widersprechen“, sagte Mühlberg. „Die drei Hallenbäder sind voll ausgelastet.“ Dies betont auch Sportbeigeordnete Gabriele Fischer. Unterstützung kommt auch von der Fraktion Die Andere. Axel Kruschat: „Zwei Hallenbäder reichen nicht aus.“ Seine Fraktion stehe klar hinter dem Projekt. Der Bedarf für ein solches Bad sei da. Potsdam sollte sich von dem Gutachten nicht beirren lassen und das Projekt weiterverfolgen, was auch bedeute, die entsprechenden Förderanträge zu stellen. Klar hinter das Spaßbadprojekt stellte sich auch Kapuste. „Wir sind für das Spaßbad.“ Angesichts der finanziellen Situation sei es nicht verwunderlich, wenn das Land bei den Fördergeldern sparen wolle. Jetzt müsse es darauf ankommen, nach den vielen Jahren der Planungsphase endlich Klarheit über die Machbarkeit herzustellen. „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“ Manfred Kruczek (BürgerBündnis) schloss sich der Meinung an, dass zwei Hallenbäder für Potsdam zu wenig seien. Schwimmen sei ein Grundbedürfnis, gerade für Kinder und ältere Menschen, deshalb müsse es dafür wohnortnahe Angebote geben. Allerdings bleibe es bei der Haltung des BürgerBündnisses, wonach einem Spaßbad nur dann zugestimmt werden dürfe, wenn die Eintrittspreise nicht erhöht würden. Genau das aber sehe der Vertrags zwischen Stadt und Investoren vor. Saskia Hüneke, Fraktionschefin Bündnis 90/Grüne, wertete das Gutachten als „Bestätigung unserer kritischen Haltung zu dem wirtschaftlich unsicheren Vorhaben Spaßbad“. Allerdings sollte man erst abwarten, was das Gutachten im Einzelnen aussage.

Michael Erbach, Nicola Klusemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })