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Zwei der Soziokultur-Häuser, die 2009 im Mittelpunkt standen. Während das Archiv (u.) dank einer 200 000 Euro-Unterstützung für Instandsetzungs- und Brandschutzarbeiten vorerst gesichert ist, ist das Freiland-Projekt mehr denn je in der Schwebe.

© A. Klaer

Von Kay Grimmer: Aufmerksamkeit – aber kaum Ergebnisse

Die Jugend- und Soziokultur in Potsdam startete 2009 imposant – und hat am Jahresende viele Baustellen

Stand:

Jugendkultur in Potsdam, Moment, da war doch irgendwas im zu Ende gehenden Jahr Über mangelnde Aufmerksamkeit durften sich die Vertreter der städtischen Jugend- und Soziokulturszene 2009 nicht beschweren. Doch zählbare Ergebnisse sind nach einem Jahr weniger vorzuweisen.

Einziger wirklicher Lichtblick sind die 200000 Euro für die nötigsten Instandsetzungs- und Brandschutzmaßnahmen am alternativem Kulturzentrum „Archiv“ in der Teltower Vorstadt. Kurz vor Jahresende bewilligten die Stadtverordneten den Betrag. Und stießen damit gleichzeitig ein anderes Soziokulturprojekt in die Unsicherheit: das „Freiland“-Projekt. Und so ist nach wie vor unklar, wo der zukünftige Standort des Jugendclubs „S 13“ sein wird. Auch der Bestand des soziokulturellen Vereins „Spartacus“ bleibt gefährdet. Beide sollten ihre neue Heimstatt auf dem Freiland-Gelände an der Friedrich- Engels-Straße finden. Doch das als Tiger gestartete Projekt landete am Jahresende vorerst als Bettvorleger – die finale Entscheidung wurde auf Januar 2010 vertagt.

Dabei fing es 2009 durchaus vielversprechend an. Die zwei großen, insolventen Soziokulturzentren Lindenpark und Waschhaus begrüßten das Jahr mit der festen Aussicht auf neue Trägervereine und gesichertem Weiterbestehen. Selbst beim Aufschrei der künftigen Hausherren nach noch mehr finanzieller Unterstützung, machten Verwaltung und Kommunalpolitik nicht sofort die Schotten dicht, sondern bewilligten insgesamt 270 000 Euro mehr an jährlicher Unterstützung. Doch Geld allein sorgt nicht für mehr Akzeptanz bei den Jugendlichen, wie vor allem das Waschhaus im Laufe des Jahres feststellen musste. Inmitten eines piekfeinen Kulturstandort-Ensembles kämpfte es um jeden einzelnen Besucher. Selbst Kultur- und Sozial-Verantwortliche in der Stadt sprachen von einer Todsanierung des Kreativstandorts.

Ebenfalls gleich im Januar 2009 trumpfte Stadtjugendring-Geschäftsführer Dirk Harder mit dem Freiland-Projekt an der Friedrich-Engels-Straße auf. Dort sollte anfangs ein großes soziokulturelles Zentrum entstehen – mit Platz für den Jugendclub S13 und Spartacus. Doch – auch wenn sich viele Jugendliche über Monate hinweg für das Projekt konstruktiv engagiert hatten, allen voran der Arbeitskreis Alternative Jugendkultur Potsdam: Im Laufe des Jahres wurde das Projekt immer mehr zerredet – von den verschiedensten Stadtpolitikern und Verwaltungsmitarbeitern. Auch wenn immer wieder erklärt wurde, wie wichtig soziokulturelle Angebote in Innenstadtnähe seien. Gewundert über diesen Schlingerkurs hat sich nicht nur Initiator Dirk Harder. Auch Geldgeber zeigten sich über das Stocken „enttäuscht“. So der Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen, der sowohl das Grundstück als auch 440000 Euro Anschubfinanzierung fest in Aussicht gestellt hatte. Im ersten Halbjahr 2009 hätte „Freiland“ bereits Realität sein können, so Paffhausen

Schuld sein will niemand. Die Leidtragenden sind die Jugendlichen. In erster Linie jene Engagierten, die jede wichtige Ausschusssitzung besuchten, Vorschläge wie den Zehn-Punkte-Plus-Plan im Auftrag der Stadtverwaltung erarbeiteten, sich mit Kommunalpolitikern auseinandersetzen. Und am Ende des Jahres 2009 das Gefühl haben müssen, dass Engagement allein nicht honoriert wird. Denn die eigentlich entscheidende Sitzung beim Freiland-Workshop endete nahezu ergebnislos – schon das Nicht-Scheitern des Treffens wurde als Erfolg gewertet! Eine Entscheidung wurde auf den 12. Januar 2010 vertagt. Szene-Kenner erzählen: Sollte an diesem Tag nichts entschieden werden, gehen enttäuschte Jugendliche in die Offensive. Verdenken kann man es ihnen nicht. Allerdings ahnt man: Auch 2010 wird die Soziokultur in Potsdam ein Brennpunkt bleiben.

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