Von Kay Grimmer: Aufsteiger dank Babelsberg
Alexander Fehling ist „Berlinale Shooting Star“ – vor allem durch die Arbeit mit Potsdamer Filmemachern
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Er spielt aus Leidenschaft – Alexander Fehling unterstreicht schauspielernd selbst seine Erinnerungen an den Moment, als er von der Auszeichnung erfahren hat. Im Berliner Sony-Center sitzt der Blondschopf gestikulierend und ein imaginäres Telefon in der Hand haltend und erzählt: „Ich hatte kaum Zeit und am anderen Ende wurde irgendwas von Shooting Star erzählt. Erst wollte ich den Anrufer vertrösten, dann machte es klick: Eine Auszeichnung?“ Die blauen Augen zeigen Verblüffung. Doch gestern Abend erhielt er wie neun weitere europäische Jung- Schauspieler die „Shooting Star“-Trophäe der Berlinale – ein vom Studio Babelsberg unterstützter Nachwuchspreis.
Mit zwölf Jahren begann der heute 29-Jährige seine Karriere. „Ich nervte meine Mutter, sie solle mir eine Schauspiel-Möglichkeit suchen“, erinnert sich Fehling. Doch die ließ ihn selbst eine finden, in Berlin-Pankow traf er auf Gleichaltrige, die sich „nur des Spielens wegen“ zusammengefunden hatten, sagt Fehling. Und auch heute – nach dem Studium an der Schauspielschule „Ernst Busch“ und vielen Filmen – ist es die Lust am Spielen, die ihn treibt. „Nur wenn man am Charakter seiner Figur interessiert ist, kann man ihr auch Leben einhauchen.“
Diese Herangehensweise ist preiswürdig, urteilte die internationale Shooting Stars-Jury. Für seine Darstellung des jungen Johann Wolfgang von Goethe in Philipp Stölzls gleichnamigem Film wurde er ausgezeichnet. Mit „verführerischem Charme“ und seinem „Hauptdarsteller- Look“ habe er seine Rolle des jungen Poeten zum „greifbaren Goethe aus Fleisch und Blut“ gemacht, lautete das Urteil, sein Spiel sei „erfahren und vielseitig“. Dafür gab es die Trophäe, eine Nachbildung der Maria aus Fritz Langs „Metropolis“.
Dass es ausgerechnet die Babelsberger Filmfigur ist, darf wie das Schließen eines Kreises verstanden werden. Denn Fehlings Aufstieg im Filmmetier ist eng mit dem Potsdamer Filmstandort verknüpft. Seine erste Schauspiel-Auszeichnung, ein Förderpreis für sein Spiel im Film „Am Ende kommen Touristen“, ist mit Robert Thalheim als Regisseur maßgeblich mit einem Babelsberger HFF-Filmhochschulabsolventen erarbeitet worden. Auch seine erste internationale Großproduktion ist mit Babelsberg verbunden. Fehling spielte in der Studio-Koproduktion „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino einen deutschen Nazi-Soldaten. Die Zusammenarbeit mit dem US-Regie-Star bezeichnet Fehling als „Wunder“. Tarantino habe sich „gar nicht für meine bisherigen Rollen interessiert, er wollte den Menschen kennenlernen, der vor ihm stand“, erinnert sich Fehling, der mit seinen 1,83 Meter Größe, blauen Augen und blonden Haaren äußerlich gut dem deutschen Klischee von damals entspricht. Schließlich wurde „Goethe“ mit Peter Hartwig als ausführendem Produzent ebenfalls durch einen Babelsberger mitverantwortet. Im aktuellen Berlinale-Rennen mischt der 29-Jährige ebenfalls mit: er spielt im deutschen Wettbewerbsbeitrag „Wer wenn nicht wir“ von Andres Veiel mit, bei dem – fast folgerichtig – mit Szenenbildner Christian M. Goldbeck wieder ein HFF-Absolvent aus Babelsberg mitgewirkt hat.
Für den Preis-Förderer, das Studio Babelsberg, hat sich die dreijährige Unterstützung ausgezahlt. „Mit David Kross in ,Der Vorleser’ und Edward Hogg in ,Anonymous’ hatten wir auch Shootings Stars aus den Vorjahren in Babelsberg-Produktionen“, freut sich Studio-Vorstand Christoph Fisser. Ob indes die Studios auch im nächsten Jahr zu den Preis-Förderern zählen, ist offen. „Wir befinden uns in Gesprächen, müssen aber im Hinblick auf unsere Aktivitäten um 100 Jahre Babelsberg im nächsten Jahr auch abwägen, worauf wir uns konzentrieren“, erklärt Fisser.
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