
© B. Feller
Sport: Aufstieg verpasst, dennoch zufrieden
Potsdamer Baseballer peilen in naher Zukunft die Regionalliga an
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„Wir waren bis heute zu Hause ungeschlagen“, ärgerte sich Alexander Fischer, Baseballer der zweiten Mannschaft der Potsdamer Porcupines (deutsch: Stachelschweine). Am vergangenen Sonntagnachmittag hatte die Erfolgsbilanz ihr Ende: Nach der Vorwoche verloren die Potsdamer auch das zweite Play-off-Spiel gegen die Mahlow Eagles, was das Ende der diesjährigen Bezirksliga-Saison bedeutete.
Doch es gibt keinen Grund, lange Trübsal zu blasen. „Wir sind sehr zufrieden mit der Saison“, sagt Niclas Maske, der sich um die Pressearbeit der Porcupines kümmert. Dass die zweite Mannschaft in der Bezirksliga, die in der dieser Saison nach rund zehn Jahren überhaupt erst wieder reanimiert wurde, auf Anhieb eine so gute Rolle spielt und am Ende der Punktspiele auf Platz eins stand, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen. „Die zweite Mannschaft haben wir gegründet, um neuen und unerfahrenen Spielern überhaupt erst einmal Spielpraxis ermöglichen zu können“, sagt Maske. So wie Alexander Fischer. Vor zwei Jahren suchte er einen Alternativsport zum Fußball – und wurde im Internet fündig bei der Baseball-Abteilung des USV Potsdam, die es seit 1996 gibt. Seitdem geht er zweimal in der Woche zum Training. Dort trifft er auf Gleichgesinnte – Sportler zwischen 17 und Mitte 40, die vorher Fußball, Eishockey oder Basketball spielten und aus aller Herren Länder kommen: aus Neuseeland, Slowenien, der Ukraine und den USA. In der ersten Männermannschaft sind elf Spieler angemeldet, in der zweiten 21 Akteure.
Fischers Position ist die erste Base. Der Sport, der wie eine Mischung aus Brennball und Cricket daherkommt, stammt aus den USA und ist dort ein großer Zuschauermagnet. Viele Begriffe, die das Spiel beschreiben, kommen aus dem Englischen: First Base (eine Position im Feld), Batter (Schläger) oder Pitcher (Werfer). Ein Spiel besteht aus sieben Runden, den Innings. Steht es nach dem siebten Inning unentschieden, wird das Spiel so lange weitergespielt, bis ein Sieger feststeht. „Ein Team verteidigt, ein Team greift an“, beschreibt Fischer mit einfachen Worten das Spiel. „Baseball vereint einfach alles: werfen, rennen, denken, Konzentration und Teamgeist. Ich kenne keinen Sport, der einem so viel abverlangt.“
Die Idee, Akteuren der zweiten Mannschaft so viel Erfahrung und Spielpraxis zu vermitteln, dass sie den Sprung in das höherklassige Landesliga-Team der Porcupines schaffen, ging auf, sagt Maske. Auch die erste Vertretung spielte eine gute Saison, erreichte als Tabellenführer die Play-off-Runde, in der sie aber den sofortigen Wiederaufstieg in die Verbandsliga verpasste. „Das war schon unser Ziel“, sagt Maske und verrät gleichzeitig die langfristigen Pläne der Potsdamer Baseballer. „Ziel ist in den nächsten Jahren die Regionalliga“, sagt er – die dritthöchste Baseball-Klasse in Deutschland. Voraussetzung dafür ist jedoch eine eigene Jugendmannschaft im Spielbetrieb, die derzeit aufgebaut wird.
Was die Mitgliederzahlen angeht, musste die USV-Baseball-Abteilung in den vergangenen Jahren einige Wellentäler durchlaufen, hat aber inzwischen ein festes Fundament: zwei Männerteams und ein Frauen-Softballteam streifen an Spieltagen das Trikot der Potsdam Porcupines über. „Wir wollen langfristig sehen, dass wir die Familien binden“, so Maske. Und betont im Nebensatz, dass finanzielle und planerische Hilfe gern gesehen wird. Er verweist auf den Naturrasen, auf dem ein Maulwurf gerade sichtbare Spuren hinterließ, der komplett in Eigenregie hergerichtet wurde. Den Rasen gemäht, die Teamlogen am Spielfeldrand selbst gezimmert, die Bases errichtet und mit Sand aufgefüllt, und was eben sonst noch so anfällt auf dem Platz, der hinter Universität und Neuem Palais liegt. Und auf lange Sicht wohl wieder dem Potsdamer Schlösserbetrieb eingegliedert werden soll. „Es soll die Original-Sichtachse hergestellt werden“, so Maske.
Den Platz teilen sich die Baseballer übrigens mit einer Rugbymannschaft. Und obwohl die Liga mit Strukturen wie im Fußball aufwartet – es gibt eine erste, eine zweite und eine dreigeteilte Regionalliga – ist Baseball eben noch immer eine Randsportart. Von Zuständen wie im New Yorker Centralpark, wo die zwölf Baseballplätze immer gut belegt sind, können Niclas Maske und seine Mitstreiter der Potsdamer Porcupines nur träumen. se/pek
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