Homepage: Aufwertung am Bahnhof Zoo
Studenten der Fachhochschule Potsdam haben Pläne für das Gelände am Berliner Bahnhof Zoologischer Garten vorgelegt
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Am Berliner Bahnhof Zoo liegt das größte zusammenhängende und am besten erschlossene Gelände der City West der Bundeshauptstadt. „Und es ist zu weiten Teilen eine unbebaute Brache“, stellt der Architekt Jan Kleihues fest. Ein modernes Stadtquartier mit Wohnhäusern, Gastronomie und Universitätsgebäuden könne deshalb zwischen Müller-Breslau-Straße und Hardenbergstraße neu entstehen. Zwar gebe es dazu noch keine konkreten städtebaulichen Pläne und Wettbewerbe. Aber es sei offensichtlich, dass das Gelände ein großes Potenzial für die Wiederbelebung der City West biete. Der Fachbereich Architektur und Städtebau der Fachhochschule Potsdam zeigt derzeit in der Werkbund-Galerie Berlin Entwürfe von Studenten für das Gebiet. Vorgabe war, sich mit der „städtebaulichen Aufwertung des Areals am Bahnhof Zoo mit hybriden Wohntürmen“ auseinanderzusetzen. Entstanden sind Entwürfe, die auch die vielgestaltigen Möglichkeiten des Hochhausbaus zeigen. Die seien, so die Planer, in Berlin bisher eher vernachlässigt worden.
„Ich habe mich an der Berliner Tradition orientiert und versucht sie auf die gegenwärtige Situation zu übertragen“, beschreibt der Student Franco Giesecke seinen Entwurf. Hierbei sei ein Rückgriff auf den vor etwa zweihundert Jahren verstorbenen Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel naheliegend gewesen. Denn: „Die grundlegenden Typenmodelle für Stadthäuser, die Schinkel entworfen hat, lassen sich gut in die heutige Zeit übertragen.“ So hat Giesecke in seinem Entwurf die Fassade klar gegliedert. Der untere und obere Teil des Gebäudes sind durch umlaufende Bänder abgesetzt. Die helle Außenansicht suggeriert stimmige Erhabenheit, ohne jedoch abweisend zu wirken. Nicht zufällig würde der Entwurf an Chicagoer Hochhäuser erinnern. „Die Architekten, die in Chikago die ersten Hochhäuser gebaut haben, sind an der Bauakademie ausgebildet worden“, weiß Giesecke. Charakteristisch für seinen Entwurf sei die Verbindung der gewerblichen Nutzung im Untergeschoss des Gebäudes mit den darüber liegenden Wohnungen. „Es sollte kein Bau aus Glas und Chrom werden, der dann doch nach einigen Jahren nur als modisch empfunden wird. Ich wollte etwas Klassisches, das zeitlos wirken kann“, stellt Giesecke fest.
Die Verbindung von Wohn- und Geschäftsraum war bei allen Entwürfen entscheidend. Denn Wohntürme könnten „Generatoren städtischen Lebens sein“ findet FH-Dozent Bernd Albers, dessen Studenten ebenfalls Beiträge geliefert haben. Der Kunstwissenschaftler Peter Stephan erinnert daran, dass 1921 in Berlin ein Wettbewerb für ein 20 bis 30 Geschosse hohes Eckhaus am Bahnhof Friedrichstraße ausgeschrieben wurde. Für den als „Schrei nach dem Turmhaus“ in die Architekturgeschichte eingegangenen Wettbewerb reichten stilbildende Architekten wie Mies van der Rohe, Poelzig und Scharoun ihre Entwürfe ein. Allerdings hätten die Entwürfe damals, wären sie umgesetzt worden, wie „erratische Solitäre, ähnlich einem babylonischen Zikkurat“ gewirkt.
Am Bahnhof Zoo mit dem nahen Europa Center und den eben fertiggestellten Hochhäusern der Architekten Christoph Mäckler und Christoph Langhof in unmittelbarer Nachbarschaft zeige sich, dass entsprechende Bauten die Innenstadt aufwerten könnte, stellt die Architekturtheoretikerin Claudia Kromrei fest. Allerdings warnt sie vor undifferenzierten, glatten Blöcken, die in der Nachkriegszeit bei geschichts- und gesichtslosen Hochhäusern aufeinandergestapelt worden seien.
Der Entwurf von Carsten Scheffers von der FH dagegen hat ein ganz spezifisches Gepräge. Unregelmäßig über die Fassade verteilte Balkone und Erker vermitteln der Außenansicht einen ausgesprochen belebten Rhythmus. Die außen liegenden Erker und die Loggien würden eine Verbindung zwischen dem Außen- und dem Innenraum schaffen, konstatiert Scheffers. Die Innenraumzeichnung auf dem Entwurf zeigt eine lichtdurchflutete Wohnung mit großer Fensterfront und fantastischem Blick über die West-City. Die von Licht und Durchlässigkeit geprägte Bauweise entspreche den Konstruktionsprinzipien japanischen Bauens, so Scheffers. Das könne auch in Berlin neue Perspektiven eröffnen. Richard Rabensaat
Bis 13. November in der Werkbund-Galerie, Goethestraße 13, 10623 Berlin, Mo-Fr 15-18 Uhr
Richard Rabensaat
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