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Landeshauptstadt: Auge in Auge mit den Riesenvögeln

Etwa 30 Straußenfarmen gibt es in Brandenburg Besucher erfahren viel über den Fleischproduzenten

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Kasel-Golzig - Jens Schniese schaut nach oben und geht in Deckung. Blitzschnell versucht ihn ein zwei Meter großer Strauß am Kopf zu picken. Der Inhaber einer der größten Straußenfarmen Brandenburgs in Kasel-Golzig (Dahme-Spreewald) kann gerade noch ausweichen. 60 Tiere leben auf dem Gelände, das vier Hektar groß ist. „In diesem Jahr werden wir wahrscheinlich erstmals die Zahl 100 erreichen“, sagt er. Die Nachfrage nach dem cholesterinarmen Fleisch, das nur ein Prozent Fett enthält, ist kontinuierlich gestiegen. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 5000 Gäste den Bauernhof.

„Die Nachfrage nach Straußenfleisch ist ungebrochen hoch“, sagt auch Christoph Kistner vom Berufsverband Deutsche Straußenzucht. Vor allem in den neuen Bundesländern sei die Anzahl an Straußenfarmen in den vergangenen Jahren gewachsen. „Doch werden wahrscheinlich viele kleine Bauernhöfe wieder schließen müssen“, fürchtet er.

Ein Grund sei das fehlende oder schwache Marketing. Denn der Absatz laufe fast ausschließlich über den Direktverkauf in eigenen Hofläden oder Restaurants. Zudem können seiner Meinung nach nur größere Farmen mit 150 bis 200 Tieren wirtschaftlich arbeiten.

Auf den Bauernhöfen im Land verteilen sich nach groben Schätzungen mehr als 1000 Straußenvögel auf etwa 30 Farmen. „Die Herstellung von Straußenfleisch ist in Brandenburg nach wie vor ein absolutes Nischenprodukt“, sagt Ulrich Böhm vom Landesbauernverband.

Dennoch habe sie sich für einige Landwirte zum festen Standbein entwickelt. Vor allem in Zeiten niedriger Erlöse bei der Schweine- und Rinderzucht sowie Milchproduktion sei die Straußenzucht für kleinere Betriebe eine lohnenswerte Alternative, sofern ausreichend Fleisch verkauft werde.

Mit Absatzproblemen hat die Straußenfarm am Liebenstein in Hohenfinow (Barnim) nicht zu kämpfen. „Das Interesse an dem gesunden Fleisch ist konstant geblieben“, sagt Landwirt Steffen Krampitz. Auf dem Gelände leben derzeit 60 Tiere. In einem nahe gelegenen Schlachthof werde das Fleisch regelmäßig verarbeitet und ausschließlich im Hofladen per Direktverkauf an den Mann gebracht.

Auf einer Farm in Neulöwenberg (Oberhavel) leben derzeit 80 Tiere auf einer Fläche von rund 15 Hektar. In den nächsten Wochen bekommt die Anlage Zuwachs. „Unser Ziel sind rund 150 Tiere“, sagt Landwirtin Gudrun Winkler. Der Landwirtschaftsbetrieb begann 2001 mit der Aufzucht der bis zu 2,80 Meter großen Laufvögel. Mit der Entwicklung ist Winkler zufrieden. „Der Bedarf an Straußenfleisch wächst von Jahr zu Jahr.“ Hofverkauf und Gaststätte gehören ebenfalls zum Familienbetrieb.

Eine kleine Farm befindet auch sich in Merzdorf bei Baruth (Teltow-Fläming). 35 Tiere leben derzeit auf dem Familien-Gehöft. „Die Nachfrage nach Straußenfleisch ist in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen“, sagt hier jedoch Inhaberin Sieglinde Peutrich. Der Bauernhof lebt nicht allein von der Fleischzubereitung. Besucher erfahren bei einer Führung Wissenswertes über die faszinierenden Riesenvögel.

Der Deutsche Tierschutzbund und der Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung Provieh allerdings lehnen die Haltung von Straußen in Deutschland ab. Strauße seien Wildvögel und kein Hausgeflügel. Sie müssten in Familiengruppen gehalten werden und benötigten einen großen Auslauf, in dem sie sich ihr Futter selbst suchen. Lars Hartfelder

Mehr dazu im Internet:

www.freizeit-spreewald.de/Straussenfarm

www.straussenfarm-winkler.de

www.jambo-strauss.de

www.der-straussenhof.de

Lars Hartfelder

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