Landeshauptstadt: Aus 5000 Ministeinen
Modellbauer Siegfried Lieberenz mauert in der Wilhelmgalerie die Garnisonkirche auf
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In der Wilhelmgalerie können die Besucher jetzt den Wiederaufbau der Garnisonkirche mitverfolgen – allerdings nur im Modell. Aus 5000 Backsteinen im Miniaturformat setzt Siegfried Lieberenz das Bauwerk zusammen. Die von Alexander Glässer 1738 gestochenen Fassadenansichten hat er dabei stets zur Hand, um größtmögliche Originaltreue zu erreichen. Die Holzteile des Baus fertigt er selbst an, ebenso den Skulpturenschmuck aus einer schnell härtenden Knetmasse. Die auf den Gesimsen stehenden Vasen und die Glocken werden gedrechselt.
Dem gelernten Stuckateur geht die Arbeit zügig von der Hand, hat er doch Potsdams berühmteste Kirche bereits zweimal nachgebaut. Seit Siegfried Lieberenz zur Jahrtausendwende in Rente ging, sind unter seinen geschickten Händen zahlreiche verlorene Baudenkmale wie die Heiligengeistkirche, die Gloriette auf dem Bassinplatz, Schloss Bornim, das Berliner Tor oder das Belvedere auf dem Brauhausberg als Modelle wiedererstanden. Sie können an verschiedenen Ausstellungsorten besichtigt werden. Auch als Maler und als einer der größten Sammler historischer Postkarten ist der gebürtige Potsdamer hervorgetreten. Ab Juli zeigt er in den Räumen des Preußenvereins in den Bahnhofspassagen die nächste, bereits achte Ausstellung Alt-Potsdamer Ansichten.
Mit der Idee, die Garnisonkirche in der Wilhelmgalerie nachbauen zu lassen, traten das dortige Spielzeuggeschäft und der spanische Hersteller der Miniaturbacksteine, die mit einem löslichem Maismehlmörtel zusammengefügt werden, an den Modellbauer heran. Sie stellten die Steine zur Verfügung, „Alle anderen Teile sponsere ich selbst“, sagt Lieberenz.
Das Modell ist nicht nur ein Werbegag, denn es geht als Geschenk an die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, die es in ihre Ausstellung in der Breiten Straße einordnen will. Einige Wochen wird es noch dauern, bis Lieberenz sein Werk vollendet hat. Meist um die Mittagszeit kann man ihm bei der Arbeit über die Schultern schauen und mit ihm über das alte und neue Potsdam diskutieren, denn da kennt er sich bestens aus.Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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