
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Aus dem Rückblick lernen Amtsübergabe bei den Militärhistorikern
Der Radetzkymarsch dürfte selten im Nikolaisaal erklingen, zumal wenn er vom Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr vor 800 Gästen gespielt wird. Die Staffelübergabe des Chefs des Militärhistorischen Forschungsamtes (MGFA) Hans Ehlert an seinen Nachfolger Hans-Hubertus Mack am Montag war Anlass genug dazu.
Stand:
Der Radetzkymarsch dürfte selten im Nikolaisaal erklingen, zumal wenn er vom Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr vor 800 Gästen gespielt wird. Die Staffelübergabe des Chefs des Militärhistorischen Forschungsamtes (MGFA) Hans Ehlert an seinen Nachfolger Hans-Hubertus Mack am Montag war Anlass genug dazu. Der Marsch, der zumindest seit Joseph Roths gleichnamigen Roman eng mit dem Zerfall der k.u.k.-Monarchie und der Unmündigkeit der jungen Generation ihren Vätern gegenüber verbunden ist, schien geradezu symbolisch. Hatte doch der bisherige Amtschef Ehlert in seinen Abschiedsworten deutlich gemacht, wie schwierig es zu seinem Eintritt in die Bundeswehr in den 60er Jahren noch war, Kritik zu üben. Dass sich dies stark geändert habe, dafür stehe nun auch seine militärische Laufbahn.
Was einen anderen Amtsträger zu einem überraschenden Outing brachte. Innenminister Rainer Speer (SPD) verriet, dass auch er nach der Schule Offizier werden wollte. Als er jedoch merkte, dass eine offene Diskussion in der NVA nicht möglich war, brach er nach dem Grundwehrdienst ab. Die Bedeutung der Militärhistoriker, die seit 1994 in der Potsdamer Villa Ingenheim residieren, unterstrich Speer nachdrücklich: Nur im Rückblick werde deutlich, was richtig und falsch war.
Dem neuen Amtschef Mack riefen die Grußredner „Fortune“ zu und Ehlert wünschte ihm eine ähnliche Freude an dem Amt, wie er sie hatte. „Vermutlich ist es das schönste Amt nach dem Papst“, sagte er in Anlehnung an einen ehemaligen SPD-Chef. Mack werde zudem Ehlerts Position im Kuratorium der Stiftung Potsdamer Garnisonkirche einnehmen. Auch dies sei historisches Gefilde, wie der ehemalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hervorhob. Hätten die Männer und Frauen der Garnisonkirchgemeinde mit ihrem Attentat auf Hitler Erfolg gehabt, wären unnötige Opfer des Krieges vermieden worden, so Stolpe. Hier sei aus der Geschichte zu lernen, wie man dem Unrecht widersteht.
Hans-Hubertus Mack wird nun mit dem MGFA eine neue Ära einläuten, in der auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr historisch reflektiert werden. Auch dies, um aus der Geschichte zu lernen. Dass der vom Bodensee stammende Mack studierter Pädagoge ist, verspricht zumindest einen diskursiven Umgang mit der Militärgeschichte. Jan Kixmüller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: