Landeshauptstadt: Aus den Fugen
An einigen Stellen bröckelt das Pflaster in der Brandenburger Straße. Breite Fugen werden zu Stolperfallen. Absätze bleiben stecken. Doch eine grundlegende Sanierung wird es wohl nicht geben, weil der Stadt das Geld fehlt
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Lose Steine, breite Fugen und mit Asphalt gestopfte Löcher – das Pflaster auf Potsdams Flanier- und Einkaufsmeile, der Brandenburger Straße, hat einige Makel. Nicht nur optisch ist das ein Ärgernis, sondern es kann auch unter Umständen auch gefährlich werden. Auf wackeligen Steine kann man schnell ins Straucheln geraten. Zudem berichteten mehrere Potsdamerinnen den PNN von in den Pflasterfugen stecken gebliebenen Absatzschuhen.
Diese Erfahrung kennt auch Maria Wenzel, die in der Brandenburger Straße ein Damenschuhgeschäft betreibt. „Das geht ganz schnell“, sagt sie. Einmal nicht aufgepasst und der Absatz steckt zwischen zwei Pflastersteinen fest oder bricht sogar ab. „Das ist natürlich ärgerlich“, so Wenzel. Außerdem könne das Leder schnell reißen, wenn man in eine Fuge abrutsche. Sie rate deshalb zu breiteren Absätzen. Trotzdem findet sie es bedauerlich, dass es schwierig ist, unfallfrei mit hochhackigen Schuhen über die Brandenburger Straße zu laufen. „Die Potsdamerinnen wollen doch auch elegant sein“, sagt Wenzel. Auch ein paar Meter weiter im Schuhgeschäft Osco kennen die Mitarbeiterinnen das Problem. Man empfehle deshalb flache Schuhe. Damit gar nicht erst diskutiert wird, ist neben der Kasse ein Schild aufgehängt: „Keine Garantie auf Verschleißteile wie Absätze“, steht darauf geschrieben.
Die Probleme sind der Stadtverwaltung bekannt. Das Pflaster entspreche mit seiner Oberflächenstruktur nicht mehr dem heutigen Anspruch auf Ebenflächigkeit und Dauerhaftigkeit, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. „Die bei der Sanierung der Straße in den 1990er-Jahren gewählte Verlegeart entspricht nicht mehr den heutigen Erkenntnissen und technischen Standards“, so Stadtsprecher Markus Klier. Das Pflaster in der Brandenburger Straße war von 1991 bis 1999 verlegt worden. Der neueste Abschnitt ist der zwischen Jägerstraße und Friedrich-Ebert-Straße. Insgesamt wurden damals 610 000 Euro ausgegeben. Abgesehen von Reparaturen nach Havarien an Rohren und Leitungen ist es seitdem dabei geblieben.
Zweimal wöchentlich wird die Brandenburger Straße auf Schäden untersucht, so die Stadtverwaltung. „Dabei werden Schadstellen ausgebessert oder auf einen verkehrssicheren Zustand gebracht“, so der Stadtsprecher. So wurden bisher auf etwa 15 Prozent der Gesamtfläche die Fugen saniert. Fehlende Steine werden nicht ersetzt, weil das Geld fehlt. Stattdessen entnehmen Mitarbeiter des Bauhofs beschädigte und lockere Steine und füllen die Löcher mit eingefärbtem Bitumen. „Das ist eine effiziente Methode, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten“, so Klier. An diesem Zustand wird sich erst mal nichts ändern. Eine grundlegende Sanierung werde es erst geben, wenn entweder die provisorisch geschlossenen Fehlstellen einen abgrenzbaren Bereich bilden oder das Komfortbedürfnis der Nutzer in Bezug auf Ebenflächigkeit und Fugenabständen dies begründen, teilte die Stadtverwaltung mit.
Der Beliebtheit der Brandenburger Straße schadet das Pflaster offenbar nicht: Laut einer Studie des Maklerbüros Engel&Völkers konnte die Einkaufsstraße gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich mehr Passanten anziehen. 2718 Passanten pro Stunde zählten die Statistiker demnach am Samstag, dem 10. Mai, in der Brandenburger Straße. Das waren 881 mehr als 2013 und 659 mehr als 2012. Auch bei den Gutachtern für das neue Einzelhandelskonzept der Stadt kam die Brandenburger Straße gut an. Sie lobten den Standort in der barocken Innenstadt als Alleinstellungsmerkmal und betonten die hohe Gestaltqualität des öffentlichen Raumes. Die wertvollsten Quadratmeter Potsdams liegen wie schon in früheren Jahren in der Brandenburger Straße. 790 Euro pro Quadratmeter beträgt hier der Bodenrichtwert – also der durchschnittliche Preis eines Grundstücks in vergleichbarer Lage und mit ähnlicher Nutzung.
Entsprechend entspannt sieht eine Verkäuferin aus einer Buchhandlung in der Flaniermeile die Frage nach dem Pflaster. Potsdam sei eben eine alte Stadt. Und dazu gehöre eben das historische Pflaster mit großen Fugen. „Wer hier unbedingt in hochhackigen Schuhen laufen will, kann ja den Gehweg benutzen“, sagt sie. In dessen Mitte sind sind große Granitplatten ohne Fugen verlegt. „Ein paar Bäume wären wichtiger als neues Pflaster“, sagt sie.
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