
© M. Thomas
ORTSTERMIN: Aus der Kälte statt aus dem Käfig
„Haben sie schon Eier für Ostern gekauft?“, fragt Nils Naber eine vorbeieilende Frau, die überrascht stehen bleibt – sie scheint nicht erwartet zu haben, bei Minusgraden auf der verschneiten Brandenburger Straße ein buntes Osterei angeboten zu bekommen.
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„Haben sie schon Eier für Ostern gekauft?“, fragt Nils Naber eine vorbeieilende Frau, die überrascht stehen bleibt – sie scheint nicht erwartet zu haben, bei Minusgraden auf der verschneiten Brandenburger Straße ein buntes Osterei angeboten zu bekommen. „Nein danke, ich bin Veganerin“, sagt sie lächelnd und geht weiter. Der Grünenpolitiker aus Potsdam muss es bei den anderen Einkaufsbummlern versuchen, die an diesem Samstagvormittag unterwegs sind.
Ziel der Eier-Verschenk-Aktion der Potsdamer Bündnisgrünen ist es, Bürger auf die Kennzeichnung der Herkunft von Eiern in Produkten wie Nudeln oder Backwaren hinzuweisen. Die gibt es bislang nicht. Während Eier aus Käfighaltung laut der Grünen-Landtagsabgeordneten Marie Luise von Halem einen Marktanteil von nur fünf Prozent beim Verkauf loser Eier haben, könne nicht gesagt werden, woher die Eier in verarbeiteten Produkten kämen.
Doch zu eisig pfeift der Wind über die Einkaufsmeile, als dass die meisten Angesprochenen lange mit den drei Grünen-Politikern diskutieren wollen. „Frische Ostereier, angemessen gekühlt“, ruft von Halem scherzhaft. Viele lassen sich dennoch gerne ein Gratis-Ei plus Flyer in die Hand drücken. „Die Hälfte der 60 Eier sind schon weg“, sagt Naber nach einer halben Stunde zufrieden.
„Das ist eine gute Forderung“, findet die 66-jährige Jutta Michelsen aus Potsdam. „Auch Gentechnik sollte gekennzeichnet werden.“ Ein älterer Herr sieht das weniger kritisch: „In all diesen Produkten sind ja nicht viele Eier drin.“
Zufälligerweise hat sich drei Meter vom Stand der Grünen auch die Potsdamer FDP mit sechs Mitgliedern aufgebaut – beide Seiten beteuern, dass dahinter keine Absicht steckt. Die Liberalen verteilen keine Eier, sondern Päckchen mit Grassamen, verbunden mit der Frage: „Was halten sie von der Tourismusabgabe?“ Zwischen beiden Ständen fliegen einige Scherzworte hin und her, Naber bietet den Liberalen grinsend ein Ei an – mit Erfolg. „Wir kannibalisieren uns schon ein bisschen“, meint Karen Sokoll von den Grünen. Ein Rentner ist gleich mehrfach irritiert, als er von Nils Naber angesprochen wird: „Sind sie von der FDP? Soll ich was unterschreiben?“ Als Naber erklärt, dass er ihm nur ein Osterei anbieten wolle, fragt der ältere Herr: „Und was kostet das?“
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