Landeshauptstadt: Aus für Wikingerfähre
Betreiber Peter Borrmann: An Weißer Flotte und Stadtverwaltung gescheitert
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Berliner Vorstadt/Sacrow - Das Wikingerboot „Kari“, das seit Mai 2003 als Fähre zwischen der Matrosenstation „Kongsnaes“ an der Schwanenallee und der Sacrower Heilandskirche verkehrte, rollt sein rostrotes Segel ein. Selbst die gestern vorgesehene Saisonabschlussfahrt, zu der Obdachlose eingeladen waren, fand nicht mehr statt. „Der Fährverkehr ist wirtschaftlich nicht länger durchzustehen“, erklärte Betreiber Peter Borrmann. „Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Passagiere von 9000 auf 6500 zurückgegangen.“
Borrmann gibt dafür der Potsdamer Weissen Flotte die Hauptschuld. Sie verlange für das Anlegen in Sacrow überhöhte Gebühren und habe dort den Steg überdies an den Wochenenden bis zum späten Nachmittag für die „Kari“ gesperrt, um ihn in dieser Zeit für ihre „Königslinie“ zu nutzen. Diese Linie soll jedoch im Jahr 2007 wegen des geringen Fahrgastaufkommens nicht mehr verkehren. Dennoch halte die Weisse Flotte an der zeitlichen Sperrung fest, während das Wikingerboot trotz großen Passagierinteresses ungenutzt an der Schwanenallee liege. Dies sei für ihn nicht nachzuvollziehen, erklärte Borrmann.
Dagegen macht Jörg Winkler als einer der Geschäftsführer der Weissen Flotte geltend, dass das Unternehmen auf die Einnahmen aus der Fremdnutzung ihrer Stege angewiesen sei. Für die „Kari“ habe man sie ohnehin von 5000 auf 4500 Euro jährlich abgesenkt. Dieser Preis sei gerechtfertigt. In einem Gespräch mit Dieter Windisch vom Schiffseigner eviga (Evangelischer Verein zur Förderung der Initiativen gegen Arbeitslosigkeit), und Borrmann habe man sich nicht auf einen Kompromiss einigen können.
Die Weisse Flotte überlege, wie der Steg in Sacrow trotz Einstellung der „Königslinie“ weiter als Schiffsanleger genutzt werden könne, erklärte Winkler. Zu einer möglichen Aufhebung der Wochenendsperre für den Fährverkehr durch das Wikingerboot wollte er sich nicht äußern. Damit wäre Sacrow mit seinen zum Welterbepark gehörenden Schloss und Park ab der nächsten Saison nur noch über den umständlichen Landweg zu erreichen. Dies würde nicht nur für den Tourismus einen Rückschlag bedeuten, sondern auch für den Wiederaufbau der einstigen königlichen Matrosenstation, die ab 1892 unter Wilhelm II. in norwegischer Holzarchitektur errichtet worden war. Darin sollte neben dem Förderverein Kongsnaes (norw. Königsspitze), der die Wiederherstellung der Gebäude anstrebt, und dem Potsdamer Yacht- und Schifffahrtsverein „Royal Louise“ auch eviga einbezogen werden. „Mit dem Verzicht auf die ,Kari'' würde ein wichtiger Teil des wieder angestrebten ,Norwegen in Potsdam` verloren gehen, bedauert Peter Borrmann. Auch eviga erlitte in seinem Engagement gegen Arbeitslosigkeit eine Niederlage. Seinen jungen Bootsmann, der durch den Verein wieder Lohn und Brot fand, musste Borrmann bereits entlassen.
Offensichtlich würden all diese Zusammenhänge weder in der Stadtverwaltung noch bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten erkannt. Auf Schreiben an das Amt für Wirtschaftsförderung und die Stadtwerke hat Borrmann nicht einmal eine Antwort erhalten. Die Stiftung lehnte einen Pontonsteg am Sacrower Ufer, der die „Kari“ von der Weissen Flotte unabhängig gemacht hätte, mit Hinweis auf eine Störung der Sichtachsen ab.
Peter Borrmann versucht dennoch, „Kari“ für Potsdam zu erhalten. 2007 will er das Boot durch Charterfahrten für Familienfeiern über Wasser halten. „Durch den Wegfall des Fährverkehrs kann ich sie auch tagsüber und billiger anbieten, denn dann muss ich ja keine Anlegegebühren mehr bezahlen“, zeigt er sich optimistisch. Notfalls sei er gewillt, in ein anderes Bundesland auszuweichen. Dafür lägen Angebote vor. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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