Landeshauptstadt: Aus Kassel an die Havel
Fast zwei Jahre war die Stelle vakant: Christoph Richter ist Potsdams neuer Behindertenbeauftragter
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Noch pendelt er aus dem hessischen Kassel zur neuen Arbeit in die Landeshauptstadt, ab September will er dann mit Frau und Töchterchen nach Potsdam ziehen: Christoph Richter ist Potsdams neuer Behindertenbeauftragter. Der 29-Jährige trat den Posten am 1. August an und füllt damit die Lücke, die nach dem krankheitsbedingten Ausfall und schließlich Weggang von Vorgänger Karsten Häschel seit November 2011 entstanden war.
Für Richter sind es nach Abschluss des Diplomstudiums Sozialwesen in Kassel und der Masterstudiengänge Soziologie und Ethnologie in Göttingen die ersten Schritte ins Berufsleben. Erfahrungen mit der Arbeit für Menschen mit Behinderungen bringt er trotzdem mit: Der Sozialpädagoge arbeitete bereits während des Studiums beim Verein „Mensch zuerst“, einem Selbstvertretungsverein für Menschen mit Lernschwierigkeiten, wie er erklärt. „Wir haben gemeinsam mit den Betroffenen Projekte entwickelt, zum Beispiel für die Bereiche Wohnen und Gesundheit“, erzählt er.
Die Zusammenarbeit mit Betroffenen will Richter auch bei seinem neuen Job pflegen – er bringt das mit dem Leitsatz „Nichts über uns ohne uns“ auf den Punkt. In den kommenden Wochen wolle er sich mit dem Behindertenbeirat, Werkstättbeiräten, Selbsthilfegruppen und Interessenvertretern für Menschen mit Behinderungen sprechen, um sich einen Überblick über die Lage in der Landeshauptstadt zu verschaffen. „Dafür brauche ich Zeit“, sagt er. Wichtig sei ihm die Förderung von Selbsthilfegruppen. Menschen mit Behinderungen – nach aktueller Statistist haben 20 187 Potsdamer eine amtlich anerkannten Behinderung, davon 14 345 eine Schwerbehinderung – könnten sich jederzeit persönlich an ihn wenden, betont Richter.
Er sieht Potsdam mit dem in diesem Jahr verabschiedeten Teilhabeplan auf gutem Weg, was die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben angeht: Der Plan müsse gemeinsam mit Bürgern, Firmen, Vereinen und der Stadt mit Leben erfüllt werden. „Mein Ziel ist ein lebendiger Austausch zwischen Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung und der Abbau von Vorbehalten“, so Richter.
Christoph Richter ist für fünf Jahre gewählt – das Stadtparlament stimmte bereits im Juli zu. Auf die Stelle hatte sich eine zweistellige Anzahl von Bewerbern gemeldet, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick, die das Amt kommissarisch inne hatte. Das Vorstellungsgespräch im Rathaus im April sei sein erster Besuch in Potsdam gewesen, verrät Richter und lächelt: „Die Stadt gefällt mir sehr gut.“ Jana Haase
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