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Wenig Platz. Tramnutzer warten, wo kein Platz ist und Autos fahren weiter, obwohl sie halten sollten. Die überfahrbaren Haltestellenkaps wie in der Berliner Straße sind umstritten. Schon kurz nach dem Umbau wurde die Sicherheit angezweifelt.

© Manfred Thomas 

Landeshauptstadt: Ausbau trotz Bedenken

Umstrittene Tramhaltestellen werden gebaut, obwohl Ergebnisse eines Sicherheitschecks noch fehlen

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Drängeln, hupen oder einfach Gas geben: Immer wieder kommt es an den Straßenbahnhaltestellen in der Berliner Straße zu brenzligen Situationen. Autofahrer warten nicht wie vorgeschrieben vor der Haltestelle, wenn die Tram anhält. Und auch für die Nutzer der Tram scheinen die Haltepunkte Mangerstraße und Ludwig-Richter-Straße in der Berliner Vorstadt auch mehr als anderthalb Jahre nach deren Umbau noch undurchschaubar zu sein: Häufig warten sie auf dem schmalen Streifen in der Fahrbahnmitte direkt am Gleis statt am Fahrbahnrand.

Nun steht ein Sicherheitscheck von 13 Potsdamer Tramhaltestellen vor dem Abschluss. Im Juni sollen Ergebnisse veröffentlich werden, bestätigte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage. Derzeit laufen dazu noch Abstimmungen zwischen mehreren Behörden. Die Untersuchung habe sich aufgrund des langen Winters etwas verzögert, hieß es.

Im Herbst 2011 waren die beiden Haltestellen in der Berliner Straße barrierefrei zu sogenannten überfahrbaren Haltestellenkaps umgebaut worden. Die Fahrbahn für die Autos wurde auf das Niveau des Bürgersteiges angehoben. „Wenn sich diese Bauweise bewährt, kann sie auch an anderen Stellen in der Stadt eingesetzt werden“, hatten seinerzeit die Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) mitgeteilt. Auch Kritik hatte es bereits unmittelbar nach dem Umbau gegeben. „An stark genutzten Haltestellen sind Kaps nicht gut geeignet, weil beim Aussteigen wenig Platz ist, bevor der Fahrgast auf der Straße steht“, sagte Anja Hänel vom Verkehrsclub Deutschland. Monika Landvoigt, Schulleiterin des benachbarten Oberstufenzentrums Johanne Just, hatte die Haltestellen als gefährlich bezeichnet. Daraufhin war die Prüfung der Sicherheit angekündigt worden. Diese wurde nach einem tödlichen Verkehrsunfall an der Haltestelle Zeppelinstraße/Im Bogen im Sommer vergangenen Jahres auf alle Potsdamer Tramhaltestellen ohne Mittelinsel ausgeweitet.

Für Verwaltung und Verkehrsbetrieb scheinen sich die neuen Haltestellen ungeachtet des Sicherheitschecks zu bewähren. In der Zwischenzeit wurde die in der Charlottenstraße gelegene Haltestelle Dortustraße in beiden Richtungen als überfahrbares Haltestellenkap umgebaut. Und auch an eine weitere Haltestelle soll so umgestaltet werden: Nach der laufenden Sanierung der Friedrich-Ebert-Straße können sich auch die Rathausmitarbeiter einen Eindruck von den Vor- und Nachteilen überfahrbarer Haltestellenkaps verschaffen. Die stadteinwärtige Haltstelle Stadthaus wird bis 2015 nach diesem Muster umgestaltet.

In der Gegenrichtung wird jedoch ein anderer barrierefreier Haltestellentyp errichtet. Stadtauswärts wird der Bordstein bis an das Gleis verschoben. Die Friedrich-Ebert-Straße wird also an dieser Stelle verengt. Steht die Tram in der Haltestelle, können keine Autos vorbeifahren und Fahrgäste sicher ein- und aussteigen. Der Fahrradweg soll hinter dem Wartehäuschen entlangführen.

Solche Kaphaltestellen sind in Potsdam neu. Andernorts wird diese Bauweise seit Jahren verwendet. Wenn der Platz nicht für eine Haltestelleninsel reiche, könne die Straße bis an das Gleis verengt werden, so ein Sprecher der Verkehrsbetriebe aus Leipzig, wo es ein gutes Dutzend solcher Kaphaltestellen gibt. An weniger stark befahrenen Straßen werden auch die überfahrbaren Haltestallenkaps wie in der Berliner Straße verwendet. Dabei sollte vor der Haltstelle allerdings eine sogenannte Schlafampel stehen, die von der näherkommenden Straßenbahn ausgelöst wird und nachfolgende Autos aufhält, so der Sprecher.

Diese Ampeln gibt es bislang nicht in der Berliner Straße. Dabei hatten Vertreter von ViP und Stadtverwaltung im November 2011 bei einem Vor-Ort-Termin zugesagt, dass Ampeln oder Zebrastreifen geprüft werden. Stattdessen sollen Autofahrer lediglich mit einem Schild „Achtung! Haltestelle“ aufmerksam gemacht werden. Viele bremsen jedoch trotzdem nicht.

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