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ATLAS: Ausgeblendet

Wenn weltweit der Finanzmarkt implodiert, haben gerade linke Weltverbesserer gute Laune. Auch in Potsdam.

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Wenn weltweit der Finanzmarkt implodiert, haben gerade linke Weltverbesserer gute Laune. Auch in Potsdam. Beispiel: im ehemaligen Al Globe in der Charlottenstraße am Dienstagabend. Der Revolutionär Sozialistische Bund (RSB) hatte den marxistischen Ökonomen Günther Sandleben eingeladen. 90 Minuten referierte er über die Krise und malte genussvoll ein Katastrophen-Szenario: Der Dollar verfällt, weshalb die USA pleite gehen. Auch die Nachfrage nach Produkten wie Autos bricht zusammen, große Unternehmen wie General Motors sterben. Massenentlassungen. „Die Krise wird auf den Rücken der kleinen Leute ausgetragen und zu neuen Verteilungskämpfen führen“, sagt Sandleben. Doch das Ende des Kapitalismus sieht der Theoretiker nicht: Das System überlebe immer und gehe über „Leichenberge“. Deshalb müsse der Kapitalismus jetzt abgeschafft werden, biete die Krise die Chance für eine neue linke Gesellschaftsordnung. „Es gibt die Erinnerung, dass Planwirtschaft funktionieren kann“. Der abstruse Vergleich: Die Wirtschaft der Sowjetunion sei während der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 gewachsen. Die Millionen Hungerleichen dieser Jahre wegen der Zwangskollektivierung unter Stalin blendet Sandleben aus. In der 20-köpfigen Runde protestiert niemand gegen den Vergleich. Leider. So wird die Welt nicht besser.

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