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Staufalle. Die Zeppelinstraße ist für viele Autofahrer schon jetzt eine Route mit steter Staugefahr.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Ausgebremst

Die Zeppelinstraße bleibt frei – vorerst. Wie die Verkehrstrasse entlastet werden kann, wird jetzt diskutiert

Stand:

Potsdam-West - Die von Potsdams Baubeigeordnetem Matthias Klipp (Grüne) geplante radikale Umgestaltung der Zeppelinstraße liegt auf Eis. Vom Tisch sind die Pläne jedoch nicht. Die Frage ist: Wie geht es nun weiter?

Potsdams SPD-Chef Mike Schubert verwies dazu am Donnerstag auf bereits bekannte Ideen seiner Partei , um die Zeppelinstraße vom Verkehr zu entlasten. So hatte die SPD etwa ein Lkw-Führungskonzept für die Stadt oder der Einsatz von sogenannten Regiobahnen vorgeschlagen, die als zusätzliches Transportmittel auf Bahnschienen eine Alternative zum Auto sein könnten. In der Debatte müssten all diese Vorschläge einbezogen werden, forderte Schubert: „Auf die Ergebnisse der Prüfungen bin ich gespannt.“

Zugleich begrüßte der Potsdamer SPD-Partei- und Fraktionschef gegenüber den PNN die laut Schubert von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der Beigeordnetenkonferenz am Mittwoch getroffene Festlegung, vor der Entscheidung über die Zeppelinstraße auch über mögliche Alternativen zu diskutieren. „Gut, dass die Bauverwaltung gebremst wurde“, erklärte dazu Schubert.

Baudezernent Klipp legte am Donnerstag Wert auf die Feststellung, er habe von Anfang an ein Beteiligungsverfahren für die Öffentlichkeit und die betroffenen Umlandgemeinden zum Zeppelinstraßen-Umbau vorgesehen. Dazu hätten auch schon Termine festgestanden.

Stadtsprecher Stefan Schulz sagte auf PNN-Nachfrage aber auch, im Gegensatz zu den ersten Planungen sei nun ein inhaltlich vertiefteres und ergebnisoffenes Beteiligungsverfahren vorgesehen. Zunächst wollten die städtischen Verkehrsplaner die Zeppelinstraße wie berichtet schon ab dem Sommer auf einem Abschnitt zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee in beide Richtungen auf eine Spur pro Fahrtrichtung einengen, um den Verkehr auf der Trasse um 16 Prozent zu reduzieren und damit die Luftbelastung mit schädlichen Abgasen unter verbindlich geltende EU-Grenzwerte zu senken. Mit dem neuen Verfahren ist der Sommer als möglicher Umsetzungstermin vermutlich vom Tisch. Der Plan der Bauverwaltung sieht zudem neue Busspuren und häufigere Busfahrten zwischen Werder und Potsdam sowie zusätzliche Park-and-ride-Plätze für Pendler vor.

Ungewiss ist, ob die Stadtverordneten den Plänen ihren Segen erteilen müssen oder nicht. Klipp ist der Auffassung, angesichts der Verletzung von Abgas-Grenzwerten bestehe für die Kommune eine Handlungspflicht – unabhängig vom Stadtparlament. Weil die Grenzwerte seit diesem Jahr verbindlich sind, können Anwohner bei Überschreitungen jetzt klagen.

Die Linke hat bereits einen Antrag eingebracht, eine einspurige „Staufalle Zeppelinstraße“ zu verhindern – auf Initiative ihres Bauausschussvorsitzenden Ralf Jäkel. Allerdings gibt es in der Partei auch andere Haltungen. Ohne die Zeppelinstraße direkt zu benennen, teilte Kreischef Sascha Krämer mit: „Wir fordern ein Umdenken – weg von einer einseitig autogerechten Stadt.“ Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt gehe mit der Verringerung von Verkehrsbelastung, der Verkürzung von Wegezeiten und der Optimierung von Verkehrsbeziehungen einher. „Viele Wege in der Stadt müssen nicht mit dem Auto zurückgelegt werden“, so Krämer. Schon im Kommunalwahlkampf hatte die Linke in Potsdam-West für Tempo 30 auf der Zeppelinstraße geworben. Auch damals hatte Jäkel heftig widersprochen.

Deutliche Kritik kam am Donnerstag erneut aus der Wirtschaft. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, Ralph Bührig, sagte den PNN, zwar sei die hohe Schadstoffbelastung an der Zeppelinstraße ein Problem: „Dies kann aber nicht dadurch gelöst werden, dass man die Verkehrssituation durch eine Verringerung der Auto-Spuren noch stauanfälliger macht.“

Gerade für Handwerker sei die An- und Abfahrt zu Einsatzorten Teil ihrer Arbeitszeit und ihrer Kosten. „Es kann nicht sein, dass die kleinen Betriebe, die in Potsdam ohnehin unter hohen Abgaben leiden, durch solche Maßnahmen weiter eingeschränkt werden“, sagte Bührig. Zudem könnte ein Handwerker, der seine Werkzeuge und das Material im Auto transportiert, nicht einfach auf Bus oder Bahn umsteigen. Schon die Industrie- und Handelskammer Potsdam hatte gewarnt, eine solche „Form der Verkehrserziehung“ sei in einer stetig wachsenden Stadt gefährlich.

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