Homepage: Ausgerechnet Rosenkohl
Neues Outfit der Wände in der FH-Mensa am Alten Markt stößt bei Studierenden auf geteilte Meinungen
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Viele Studierende staunten am Montag nicht schlecht, als sie in die Fachhochschul-Mensa am Alten Markt kamen. An nur einem Wochenende hatten Sprayer der Potsdamer Agentur Art-efx sämtliche Wände neu besprüht. „Mit der Dose lassen sich großflächige Bilder einfach wesentlich schneller realisieren, als mit dem Pinsel“, erklärt Fassadengestalter Markus Ronge die schnelle Verwandlung, die er zusammen mit zwei Kollegen geschafft hat. Dank des guten Lüftungssystems in der Mensa war die Farbe schnell getrocknet. Am Montag konnte alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.
Ein Hingucker sind die Motive auf jeden Fall. Darin sind sich die von den PNN befragten Studierenden einig. Unter anderem sieht man eine riesige Hand, die eine Gabel mit einer einzeln aufgespießten Erbse wie zum Probieren hin hält. „Irgendwie cool“, findet der 24-jährige angehende Bauingenieur Konrad. Er ärgert sich jedoch darüber, dass auf dem großen Mensateller ausgerechnet Rosenkohl liegen muss. „Das ist das einzige Gemüse, was ich überhaupt nicht mag.“
Für Diskussionen sorgt auch die dominierende Farbkombination grau-rot. Von den einen wird sie als „frisch“, „spannend“ und „unkonventionell“ empfunden. Auf andere wirkt sie hingegen „zu kühl“, „nicht appetitanregend“ oder „pseudo-modern“. Die Kunstsprüher von Art-efx nehmen es gelassen. Auftragskunst in einem öffentlichen Gebäude sei schließlich immer ein Kompromiss. „Selbst wenn man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt, trifft man nie den Geschmack von allen.“
Beauftragt worden war Art-efx vom Potsdamer Studentenwerk. „Wir wollten unseren Studenten damit eine Freude zum nächsten Semesteranfang machen“, sagt Gudrun Wewetzer. Sie habe bislang nur positive Echos bekommen. Auch aus ihrem Kollegenkreis, in dem sie am ehesten mit Ablehnung gerechnet hätte.
„Wir haben uns bewusst dagegen entschieden einen Klassiker, den alle schön finden, so wie Schloss Sanssouci, auf die Wände zu bringen“, erklärt Wewetzer weiter. Es sei ja nicht verkehrt, dass jetzt darüber diskutiert werde, aber im Nachhinein lasse sich die Arbeit anderer immer leicht kritisieren. „Obwohl wir an der Fachhochschule auch Designstudenten haben, kam in den vergangen 15 Jahren nicht ein einziger gestalterischer Vorschlag von ihnen“, so Wewetzer. Angesprochen hatte Wewetzer sie jedoch auch nicht. Überhaupt wurden die Studierenden nicht gefragt, was sie auf den Wänden sehen wollen.
Dann wären wohlmöglich mehr politische Themen oder exotische Motive künstlerisch aufgegriffen worden, so wie es sich Nadine gwünscht hätte, die im zweiten Semester Sozialpädagogik studiert „Damit hätte man zeigen können, dass Potsdamer Studenten auch über den Tellerrand hinausschauen“, findet sie.
Auf die Idee, Art-efx mit der Verschönerung der Mensa zu betrauen, war Gudrun Wewetzer im Herbst gekommen. „Ich habe die Künstler angesprochen, als sie zum Tag der Deutschen Einheit für die Stadt eine Wand mit Potsdamer Motiven besprüht haben.“ So etwas könnte unseren Studenten auch gefallen, habe sie gedacht. Die Sprüher seien gleich sehr aufgeschlossen gewesen und dem Studentenwerk auch preislich entgegen gekommen. Wie viel genau die Verschönerung der Mensawände gekostet hat, wollte Wewetzer allerdings nicht sagen.
Auch wenn die neue Gestaltung nicht besonders teuer gewesen sein soll, fragen sich einige Studierende nun, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Denn das Gebäude soll bekanntlich in den kommenden Jahren abgerissen werden. Das Studentenwerk habe bei der Entscheidung vor allem an die jetzigen Studenten gedacht, erklärt Wewetzer. „Über die Zukunft des Komplexes wird schon so lange ergebnislos diskutiert, dass wir unsere Entscheidung guten Gewissens vertreten können“, sagte sie. Sie sei sicher, dass noch mindestens zwei Bachelor-Studiengänge Freude an den bunten Wänden haben werden.
Juliane Schönherr
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