Links und rechts der Langen Brücke: Ausgesperrt
Sabine Schicketanz meint, dass die Uferweg-Blockierer mit ihrer fragwürdigen Aktion auf ganzer Linie verloren haben
Stand:
Ein Bürgeraufstand, der mit Scheren beendet wird, eine gekaufte Bürgerwehr, die in Wahrheit aus Bauarbeitern besteht, Barrikaden aus Flatterband – das hat Seltenheitswert. Doch nichts ist unmöglich am Potsdamer Griebnitzsee-Ufer. Diesen Beweis haben die acht bekannten Sperr-Anrainer erbracht. 36 Stunden lang ließen sie am Montag und Dienstag den Uferweg blockieren, dann war dank eines Gerichtsbeschlusses der Spuk vorbei. Der Geist allerdings, der hinter dem Ganzen steckt, verschwindet so schnell nicht. Angebliches Recht zu erzwingen auf Kosten der Mitbürger, aus dem anonymen Hinterhalt heraus, samt mehrfach berichteter Androhung von körperlicher Gewalt gegen vermeintliche Widersacher – das überschreitet die Grenze jeder redlich geführten Auseinandersetzung. Die Folge sind mehrfach verhärtete Fronten: Dass mit der Blockade-Aktion der Klassenkampf ausgerufen wurde in Babelsberg, mag den Sperr-Anrainern ja noch zu Pass kommen. Mit einem einfachen Bild von Gut und Böse könnten sie wohl leben. Doch so simpel ist es nicht: Seit dieser Woche haben die Uferweg-Ablehner mehr denn je Gegner in den eigenen Reihen. Jene Babelsberger, die am oder in der Nähe des Uferwegs wohnen, ihn als täglichen Verkehrsweg nutzen, ebenso gut situiert sind wie die Sperr-Anrainer. War für viele von ihnen das Anliegen der Weg-Gegner bisher zumindest nachvollziehbar, scheint dieser Rückhalt nun endgültig verschwunden – genauso wie das, was vom nachbarschaftlichen Zusammenhalt am Griebnitzsee noch übrig war. Damit haben die Sperr-Anlieger mit ihrer Blockade auf ganzer Linie verloren: Vor Gericht, auch wenn die Revision noch aussteht, in der Potsdamer Öffentlichkeit, in ihrem unmittelbaren Umfeld. Und sie haben unfreiwillig dafür gesorgt, dass die Befürworter eines öffentlichen Wegs noch näher zusammenrücken. Für alle Entscheidungen zum Uferweg, die nicht vor Gerichten fallen, ist nun ein maximaler politischer Konsens zu erwarten. Ein Ergebnis, das die Sperr-Anrainer sicher nicht kalkuliert hatten – was gleichzeitig die Frage aufwirft, was sie eigentlich erreichen wollten. Eine unmittelbare juristische Klärung? Unnötig, die Hauptsacheverfahren laufen bereits. Ein Exempel statuieren? Vielleicht. Doch gelungen ist es nicht. Mit ihren Sperren haben sie sich isoliert – sich selbst ausgesperrt.
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