zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ausgestellt, scheibchenweise

Mit „Art of Bodies“ will Dirk Piper in den Bahnhofspassagen Plastinate von Mensch und Tier zeigen

Stand:

Die Verwechslungen mit Gunther von Hagens sind Dirk Piper egal. Über das Thema will er gar nicht viele Worte verlieren. Die beiden begegnen sich mittlerweile nur noch auf juristischen Wegen. „Von Hagens hat fünf Klagen gegen mich zu laufen“, sagt Piper. Er prozessiere nun auch gegen von Hagens. Geht es um das Geschäft mit den Toten, sind sich Plastinatoren ganz schnell spinnefeind.

Wenn alles nach Plan läuft, wird Dirk Piper im September seine Ausstellung „Art of Bodies – Die Welt der Körper“ in den Potsdamer Bahnhofspassagen eröffnen. Eigentlich sollte die Schau mit zwölf menschlichen Ganzkörper- und zahlreichen Tierplastinaten den Titel „Bodywelten“ tragen. Doch Gunther von Hagens erwirkte eine einstweilige Verfügung. Zu sehr klang Pipers Titel nach von Hagens berühmter und umstrittener Präsentation präparierter menschlicher und tierischer Leichen namens „Körperwelten“.

„Derzeit verhandeln wir noch über den Mietpreis“, sagte Piper den PNN auf Nachfrage. Auch Center–Managerin Alexandra Mewis in den Bahnhofspassagen bestätigt, dass es bei der Miete noch Gesprächsbedarf gebe. Doch sei man sehr daran interessiert, Pipers Ausstellung für ein halbes Jahr nach Potsdam zu holen.

Seit zwei Jahren arbeitet der 44-jährige Piper an dem Konzept seiner Ausstellung. Mensch und Tier in all seinen anatomischen Facetten will er zeigen. „Wir haben den Torso einer Frau geöffnet, zeigen das Nervensystem, die Muskulatur und das Knochengerüst“, sagt Piper. Selbst ein Aids-Kranker und ein Drogentoter wurde für die Schau plastiniert. Daneben zahlreiche Tiere, wie Küken, Hunde und Katzen. Auch ein Krokodil verspricht Piper. Manches wird als Ganzkörperplastinat, anderes scheibchenweise gezeigt.

Ein Jahr braucht es, bis ein Plastinat fertig sei, so Piper. Zuerst komme der Tote in Aceton, damit das Fettgewebe zersetzt werde. In einer Vakuumkammer werde das Aceton aus dem Körper befördert und durch Silikon ersetzt. Danach muss der präparierte Körper aushärten. Da Dirk Piper kein eigenes Labor hat, stellt er Plastinate weltweit her. „Es gibt verschiedene Labore, wo das möglich ist.“

Seit über 30 Jahren gebe es schon das Verfahren der Plastination für wissenschaftliche Zwecke. „Es ist falsch, wenn es heißt, Gunther von Hagens hat dieses Verfahren entwickelt“, betont Piper. Der habe es nur verbessert. Als Piper beschloss, eine eigene Ausstellung mit Plastinaten zu planen, hat er auch mit von Hagens gesprochen. „Zuerst hat er mein Vorhaben begrüßt, wenig später meldeten sich seine Anwälte bei mir.“

Vor Jahren kam bei Dirk Piper die Faszination für den Blick ins menschliche und tierische Innenleben auf. Gelernt habe er das langwierige Verfahren bei den selben Leuten wie Gunther von Hagens. Doch Namen will er nicht nennen. „Das ist ein Geheimnis“, sagt Piper.

Über Nachschub für seine Plastinate braucht sich Piper keine Sorgen zu machen. „Es gibt viele Menschen, die zu Lebzeiten ihren Körper nach dem Tode der Wissenschaft überlassen wollen.“ Manche Universitäten hätten mittlerweile ein Aufnahmestop verhängt, die Angebot wurden zu viel.

Seine Ausstellung „Art of Bodies – Die Welt der Körper“ versteht Piper, der im nordrhein-westfälischem Hamm lebt und die Hilfsorganisation Merlin e.V. leitet, als einen Aufruf zu mehr zwischenmenschlichem Engagement. Seine Einblicke in die menschliche und tierische Anatomie soll dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für eine Organspende entscheiden. „Zu viele Menschen sterben in Deutschland noch, weil ihnen das entscheidende Spenderorgan fehlt“, sagt Piper. Seine Ausstellung soll das ändern.

Weitere Informationen unter www.art-of-bodies.de

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })