ATLAS: Ausgewandert

Der eine hat nach seinem Staatsexamen ein Café eröffnet, eine ehemalige Kommilitonin arbeitet an einer Schule in Berlin und eine dritte ist ins Ausland gegangen. Ihre Wege sind unterschiedlich, doch sie haben eines gemein: Ein Examen der Uni Potsdam als Grundschullehrer und keine Aussicht auf Einstellung im Land Brandenburg. So wie ein anderer Potsdamer Lehrer, dessen Perspektiven auf einen Job in diesem Bundesland schlecht gestanden haben und der die Misere als Chance verstanden hat. Denn Lehrer gehören nicht zu den verwöhnten Berufsgruppen im Land Brandenburg: manchmal wissen sie am letzten Schultag noch nicht, an welcher Schule sie im nächsten Schuljahr unterrichten werden. Und jüngere Lehrer haben gar keine Chance auf eine Festeinstellung, nur etwa 200 bis 300 Lehrer werden jedes Jahr in Brandenburg eingestellt. Was das heißt? Das Durchschnittsalter der Lehrer in Brandenburg ist im Vergleich zu anderen Bundesländern extrem hoch. Erst in vier Jahren wird es einen Generationswechsel geben, der schlagartig kommen wird. Ab dann werden jedes Jahr mehr als tausend Lehrer eingestellt. Für jetzige Absolventen ein schwacher Trost, sie wandern in andere Länder ab.

Tim Gerland