Landeshauptstadt: Ausgezeichnete Hüte
Die Potsdamerin Saskia Pörschke ist die zweitbeste Modisten-Azubine Deutschlands
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Egal ob Filzhüte, Schiebermützen oder Haargestecke – geht es um Kopfbedeckungen, ist Saskia Pörschke voll in ihrem Element. Die Potsdamerin gehört zu den begabtesten Modistinnen – so der Fachausdruck für Hutmacher – Deutschlands. Im vergangenen Herbst wurde sie vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) als bundesweit zweitbeste Auszubildende ihres Handwerks ausgezeichnet, zuvor war sie bereits Landessiegerin geworden. Zudem erlangte Pörschke mit einem ihrer Hüte den bundesweit dritten Platz des ZDH-Kreativwettbewerbes „Die gute Form“, in dem berufsübergreifend Gesellenstücke aller möglichen Handwerksberufe auf ihre ästhetische Erscheinung hin bewertet werden.
Ihre über dreijährige Ausbildung absolvierte Pörschke im Hutatelier „Maliné“. „Eigentlich hatte ich Schneiderin werden wollen“, sagt die 23-Jährige, „aber es war schwierig, da Ausbildungsbetriebe zu finden.“ Dass sie sich schließlich auf Hüte spezialisiert hat, war reiner Zufall: Die Arbeitsagentur hatte ihr das Potsdamer Hutatelier vorgeschlagen, das zu diesem Zeitpunkt erst seit etwa einem Jahr existierte. Für Geschäftsführerin Kristin Müller war Pörschke ihre erste Auszubildende überhaupt: „Sie hat mich und den Laden quasi von Anfang an begleitet und ist damit groß geworden.“
Nach einem Praktikum war für Pörschke schnell klar: Hier will sie bleiben. „Es ist ein sehr kreativer Beruf“, sagt sie, „ich bin froh, mich für das Modistenhandwerk entschieden zu haben – es gefällt mir besser als Schneidern.“ Als Modistin musste Pörschke vor allem ein Gefühl für Farben und Formen besitzen. „Sie konnte wunderbar gestalten und Farbgruppen zusammenbringen“, sagt Müller über ihre ehemalige Auszubildende. Nach den ersten Anfängen mit Näharbeiten und kleinen Reparaturen begann Pörschke auch selbst Hüte zu entwerfen und herzustellen: Darunter war auch Ungewöhnliches wie Blumenkränze, Zweispitze oder historische Kopfbedeckungen. Vor allem Pillbox-Hüte lagen Pörschke – auch eines ihrer Gesellenstücke hat diese Form. „Es war eine wunderschöne Lehrzeit, die mir dank des tollen Betriebsklimas und der sehr guten Ausbildung Kristin Müllers immer gut in Erinnerung bleiben wird“, sagt Pörschke.
Ihre Prüfung schloss die Auszubildende schließlich mit eins ab und wurde deshalb zum Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks eingeladen. Die Aufgaben bestanden unter anderem darin, einen bereits existierenden Hut exakt nachzuarbeiten: „Maße, Garnitur, Schwung – alles musste bis auf den Millimeter stimmen“, so Kristin Müller. Als Pörschke bundesweit den zweiten Platz belegte, war sie baff: „Ich dachte, ich probier’s halt mal, aber mit dem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet!“ Ausgezeichnet zu werden klingt zwar spannend, meint Pörschke, aber es sei recht unspektakulär gewesen: „Ich habe meine Hüte zur Handwerkskammer geschickt und bekam dann eine Nachricht. An der Siegerehrung konnte ich leider aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen.“
Derzeit holt Pörschke in Berlin ihr Fachabitur im Bereich Gestaltung nach, danach will sie studieren. Was genau, darauf wolle sie sich jetzt noch nicht festlegen. Auch wenn Modistin ein Nischenberuf ist, findet Pörschke nicht, dass Hüte heute völlig aus der Mode seien: „Es ist wie mit roten Autos: Man denkt oft, es gibt kaum welche, aber wenn man mal die Augen danach offen hält, merkt man, dass es doch eine Menge gibt.“ Mit Hüten sei es ähnlich, so Pörschke, in Potsdam sehe sie relativ viele Menschen mit Hüten. Auch sie selbst gehört dazu, denn im Laufe der Ausbildung ist auch ihre eigene Leidenschaft für modische Kopfbedeckungen gewachsen: „Es sind schützende und besonders schöne Accessoires“, findet Pörschke. Einen Lieblingshut habe sie aber nicht, das komme auf Wetter und Laune an. Vor allem Frühling und Herbst seien für sie „die perfekte Hut-Zeit“.
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