Integrationsmonitoring Potsdam: Ausländeranteil in Potsdam auf Rekordhoch
Die Zahl der in Potsdam lebenden Ausländer ist seit der Wende stark gestiegen, besonders stark im Jahr 2015, wie das aktuelle Integrationsmonitoring zeigt. Im Vergleich zu westdeutschen Landeshauptstädten ist der Ausländeranteil in Potsdam aber sehr gering. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Erhebung.
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Potsdam - Seit 2010 werden im Potsdamer Rathaus regelmäßig verschiedene Zahlen für ein sogenanntes Integrationsmonitoring zusammengetragen. Es soll nicht nur zeigen, wie viele Ausländer in der Stadt leben und wie ihre Lebenssituation ist, es will der Politik auch Handlungsempfehlungen geben und sichtbar machen, welche Integrationsmaßnahmen Wirkung zeigen und welche nicht. Die am Montag vorgestellte dritte Auflage dieses Monitorings ist besonders spannend – schließlich ist es das erste seit dem rapiden Anstieg der Flüchtlingszahlen 2015. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse.
STEIGENDER ANTEIL
Eins vorab: Potsdam ist und bleibt eine der Landeshauptstädte mit dem geringsten Ausländeranteil in Deutschland. Zwar ist er mittlerweile höher als in den meisten ostdeutschen Städten, gegenüber München (28 Prozent) oder Stuttgart (25 Prozent) wirken die 7,5 Prozent, die in Potsdam aktuell erreicht werden, aber immer noch gering. Ein Blick in die Statistik zeigt aber, dass die Zahl der in Potsdam lebenden Ausländer seit 1991 kontinuierlich wächst – besonders stark 2015. Mit Stichtag 31. Dezember 2016 lebten genau 12 888 Ausländer in der Stadt – etwa doppelt so viele wie 2010. Noch einmal deutlich mehr Potsdamer haben zwar einen deutschen Pass, gelten aber als „Einwohner mit Migrationshintergrund“ – etwa weil die Eltern im Ausland geboren wurden. Ihre Zahlen werden erst seit dem Start des Monitorings 2010 erfasst. Damals lebten in Potsdam 11 680 Menschen mit Migrationshintergrund (7,5 Prozent der Gesamtbevölkerung), heute sind es 20 491 (11,9 Prozent).
HAUPTSÄCHLICH SYRER
Die meisten Flüchtlinge kamen zuletzt aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland. In Potsdam bilden die Syrer nun erstmals die größte Gruppe an Ausländern. 1570 von ihnen waren zuletzt in Potsdam gemeldet, damit haben sie die jahrelang stärkste Gruppe der Menschen aus der Russischen Föderation (1194) überholt.
FAST DIE HÄLFTE FRAUEN
Etwa seit der Jahrtausendwende ist der Anteil ausländischer Frauen in Potsdam fast genauso hoch wie der der Männer – aktuell leben 6801 männliche und 6087 weibliche Ausländer in der Stadt. Ähnlich ist das Bild bei den Potsdamern mit Migrationshintergrund: Hier wurden 10 542 Männer und 9949 Frauen gezählt.
GERINGERES DURCHSCHNITTSALTER
Die meisten Ausländer, die derzeit in Potsdam leben, sind jung. 20 Prozent sind zwischen 21 und 24 Jahre alt – wobei hier nicht nur Flüchtlinge, sondern auch die vielen ausländischen Studenten ausschlaggebend sein dürften. Generell ist aber nicht zu bestreiten, dass die Zuwanderung die Stadt verjüngt: Das Durchschnittsalter der ausländischen Bevölkerung liegt derzeit bei 32,2 Jahren – potsdamweiter Durchschnitt sind 42,4 Jahre. Einen Beitrag dazu leisten auch die Neugeborenen: 2016 wurden 203 ausländische Kinder in Potsdam geboren, damit machten sie 10,3 Prozent aller Geburten in der Stadt aus. Der Anteil hat sich massiv erhöht: 2014 lag er noch bei 4,9 Prozent. Die Statistik zeigt auch, dass schon jetzt in fast 55 Prozent der ausländischen Haushalte Kinder leben, also deutlich mehr als in deutschen Haushalten (37 Prozent). Am häufigsten ist es übrigens nur ein Kind – ob deutsch oder nicht.
HOHER FÖRDERBEDARF
Dass die Zahl der Flüchtlinge steigt, zeigt sich auch in den Potsdamer Kitas. Vor Herausforderungen wird das pädagogische Personal vor allem durch die teils schlechten Deutschkenntnisse der Kinder gestellt – die oft gerade erst die Flucht aus ihrer syrischen oder afghanischen Heimat hinter sich haben. So lag der Anteil der sogenannten Einschulkinder in Potsdamer Kitas, bei denen Sprachförderbedarf festgestellt wurde, 2015 bei 43,3 Prozent – unter den deutschen Kindern waren es 8,5 Prozent. Besonders hoch war der Anteil in den sogenannten Sozialräumen IV, V und VI – also den südlichen Stadtteilen inklusive Plattenbauvierteln.
WENIGER GYMNASIASTEN
Die neuesten Zahlen zur Situation an den Potsdamer Schulen gehen aus einer aktuellen Mitteilungsvorlage der Stadt hervor. Demnach besuchen momentan 1211 ausländische Kinder eine Potsdamer Schule, was einem Anteil von 6,53 Prozent entspricht. Das waren 320 mehr Schüler als im Schuljahr zuvor. Dem Integrationsmonitoring wiederum ist zu entnehmen, dass 2015 der Anteil derer, die ein Gymnasium besuchten, unter den ausländischen Kindern etwas niedriger war (52,2 Prozent) als unter den deutschen (57,9 Prozent). Das Abitur legten folgerichtig nur etwa 34 Prozent der ausländischen, aber 55,6 Prozent der deutschen Schüler ab. Gleichzeitig befanden sich 2015 nur 3,1 Prozent der ausländischen Jugendlichen in einer Ausbildung, unter den deutschen Jugendlichen waren es 11,5 Prozent. Da Bildungsmängel oft eine Folge von Armut sind, ist in diesem Zusammenhang auch noch diese Zahl interessant: 35,8 Prozent der ausländischen Kinder unter 15 Jahren lebten 2015 in Familien, die auf Hartz IV oder Sozialhilfe angewiesen waren. Unter den deutschen Kindern lag dieser Anteil bei 13,6 Prozent.
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Die ersten Flüchtlingskinder sind von den Willkommensklassen an die normalen Potsdamer Schulen gewechselt. Nicht allen fällt der Wechsel leicht, wie das Beispiel der jungen Syrerin Ruba zeigt.
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