
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Auslands-Austausch für Senioren
Zwei Belgierinnen arbeiten ehrenamtlich in Potsdam – auch auf dem neuen Bewegungsplatz
Stand:
Potsdam-West - Mittwochmittag am Havelufer hinter der Moschee. An den neu aufgestellten Trainingsgeräten versuchen sich Junge und Alte. Ganz praktisch weihen sie ein, was ihnen die Stadt, Wohnungsunternehmen und der Verein „Selbstbewusst altern in Europa“ dort hingestellt haben: Bewegungstrainer für Beine, Rücken und den ganzen Körper. Unter den Interessierten sind auch einige ausländische Gäste des Vereins. Johanna Schröder, eine 59-jährige Belgierin, wird den Platz sogar kurzfristig betreuen. Sie will zu Hause in Eupen genauestens erzählen, was sich die deutschen Nachbarn da ausgedacht haben und wie die Geräte des Bewegungsplatzes angenommen werden. Sprachschwierigkeiten wird sie dabei nicht haben, denn Johanna Schröder gehört zur deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien.
Nach Potsdam ist Schröder über das europäische Erasmus-Plus-Programm gekommen, das lebenslanges Lernen auch im höheren Alter und ehrenamtliche Tätigkeit fördert. Der Potsdamer Verein „Selbstbewusst altern in Europa“ stellte den Kontakt her und sandte im vorigen Jahr schon Potsdamer Seniorinnen in die Eupener Gegend. Die Belgierinnen sind nun auf Gegenbesuch, Johanna Schröder für fünf Wochen, die 63-jährige Ingeborg Kirschfink-Brühl aus Raeren für drei. Beide sind des Lobes voll über Potsdam. „So eine schöne Stadt“, sagt Kirschfink-Brühl. Sie fühlen sich wohl und finden, dass die älteren Potsdamer zwar nicht besonders gut im Singen und Auswendigkönnen von Liedtexten sind, aber dafür umso sportlicher. Dass es so viel Breitensport gebe und beispielsweise bei der jüngsten Auszeichnungsveranstaltung für Ehrenamtler viele Sportvereine dabei waren, hat sie sichtlich beeindruckt.
Während ihres Potsdam-Aufenthaltes sind die beiden Belgierinnen aktiv in der Betreuung älterer Menschen eingesetzt, unter anderem in der ProCurand Seniorenresidenz auf dem Kiewitt, in deren Nähe am gestrigen Mittwoch der Bewegungsplatz eingeweiht wurde. Sie gehen mit Rollstuhlfahrern, die nicht mehr so oft aus dem aus dem Haus kommen, spazieren, machen mit ihnen Bewegungsübungen und lassen sie den Park Sanssouci neu erleben. Sie betreuen aber auch demente Patienten, versuchen sie beim Märchenerzählen und beim Singen zur Mitwirkung zu animieren. Johanna Schröder macht zudem bei den Potsdamer Stabpuppenspielern mit. Dann ist sie Frau Igel im Märchen vom Wettlauf zwischen Hasen und Igel. Am 11. Oktober wird sie zusammen mit ihren deutschen Kollegen im Begegnungszentrum Oskar in Drewitz beim Tag der offenen Tür auftreten. Und sie leitet am Mittwochnachmittag einen Englisch-Konversationskurs im Veranstaltungszentrum „Schickes Altern“ – der älteste Teilnehmer ist 83 Jahre alt.
In Belgien sind die zwei Frauen ebenfalls in der Seniorenbetreuung aktiv und sie nehmen aus Potsdam eine ganze Reihe von Anregungen mit. Nicht nur auf dem Gebiet des Sports und den neuen Bewegungsplätzen, sondern auch im Bereich Musik: Die Mundharmonikagruppe bei „Schickes Altern“ hat über den Seniorenaustausch schon belgische Nachahmer gefunden. Hella Dittfeld
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: