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Landeshauptstadt: Aussage gegen Aussage

Zweiter Prozesstag zu den Finanzgebaren um das „Walhalla“-Varieté hinterlässt viele Widersprüche

Stand:

Innenstadt - Ein baufälliges Varieté in bester Lage, saniert von straffälligen Jugendlichen, von einem expandierenden gemeinnützigen Verein vermittelt, mit reichlich Fördermitteln gesponsort – und darum später ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen früheren Geschäftspartnern. Gestern wurde am Amtsgericht Potsdam der Prozess gegen Uwe Bläsing wegen Untreue fortgesetzt (PNN berichteten).

In dem Fall geht es um das „Walhalla“-Gebäude in der Dortustraße 5, das 2000 von der Maulwurf gGmbH erworben wurde, einer Tochter des Vereins Neue Sozialarbeit (NeSo e.V.). Bläsing war damals Geschäftsführer der Maulwurf gGmbH. Laut Anklage lief der Hauskauf in zwei Teilen ab: 430 000 Euro kostete das reine Gebäude, 280 000 Euro wurden zusätzlich als Planungskosten für den Verkäufer angegeben. Die Anklage geht aber davon aus, dass tatsächlich nur rund 129 000 Euro dieser Zusatzleistungen erbracht worden und sich Bläsing dessen bewusst war – wodurch 150 000 Euro Schaden für die Maulwurf gGmbh und damit den NeSo e.V. entstanden seien.

Die Klage stützt sich vor allem auf Vorwürfe des jetzigen „Walhalla“-Chefs Kay-Patrick Bockhold. Er und Bläsing prozessieren seit Jahren gegeneinander. Das jetzige Verfahren am Amtsgericht ist dabei der erste Strafprozess um die Finanzgebahren sowohl in der Maulwurf gGmbh als auch im NeSo e.V. Der Verein hatte brandenburgweit straffällig gewordene Personen in soziale Projekte beschäftigt. Es hatte allerdings Vorwürfe gegeben, dass damit Arbeitskräfte zu Dumpinglöhnen vermittelt wurden. Auch das „Walhalla“ wurde von Straffälligen saniert – allerdings stritten da schon Bockhold und Bläsing miteinander. 2003 hatte das Landesjustizministerium mit einem Schlichterspruch das „Walhalla“ dem neu gegründeten Maulwurf e.V. zugesprochen und damit Bockhold als Verantwortlichen eingesetzt. 2006 wurde das Haus eröffnet.

Vor Gericht geht es nun vor allem um die Frage, wer beim Kauf wann Verantwortung hatte und die Verhandlungen mit dem Verkäufer des „Walhalla“ führte: Bockhold oder Bläsing. Für beide Varianten gab es gestern und auch schon am ersten Verhandlungstag Zeugen. Unter anderem sagte Siegried Vetterlein aus, der das Haus damals an die Maulwurf gGmbh verkaufte. Er sagte, die Verhandlungen hätte vor allem Bockhold geführt, dieser hätte auch die 280 000 Euro akzeptiert. „Mich wundert deswegen, dass er drei Jahre später Vorwürfe gegen Bläsing erhebt.“

Dagegen hatten zuletzt Kay-Patrick Bockhold ausgesagt, dass Bläsing die Verhandlungen führte. Ein wichtiges Beweisstück ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für das „Walhalla“, die Bockhold geschrieben haben soll – auf der aber seine Unterschrift fehlt. Die Ex-NeSo-Vorstände Matthias Rump und Holger Gebert sagten gestern aus, sie würden das Papier nicht kennen. Dagegen hatte Klaus Przybilla als früherer Vorstandschef des NeSo e.V. das umstrittene Papier als von Bockhold verfasst identifiziert. So steht nicht nur in diesem Punkt Aussage gegen Aussage. Letzter Verhandlungstag ist kommender Dienstag. Henri Kramer

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