
© A. Klaer
Von Henri Kramer: Außen grell, innen nüchtern
Die neue „Schaustelle“ für den Landtagsneubau am Alten Markt ist eröffnet: Ein Rundgang
Stand:
Der Kontrast ist frappierend. Außen grell und innen nüchtern: So präsentiert sich die neue „Schaustelle“ für den Landtagsneubau am Alten Markt, die seit gestern für Besucher geöffnet ist.
Die rote Fassade der Quader-Box springt förmlich ins Auge, ihre kraftvolle Farbe setzt sich ab von den gedeckten Tönen des Marktes und der Baustelle. In großen Buchstaben steht an der Außenwand oben „Landtag“, „Schaustelle“ unten. Ein modernes Design, das neugierig macht.
Das Innere des Flachbaus wirkt längst nicht so auffällig. An drei Wänden werden schwarz-weiße Bilder gezeigt, Vergangenheit, Gegenwart und vor allem die Zukunft der Architektur am Alten Markt. Dafür sind interessante Ansichten gewählt. Eine zeigt archäologische Grabungsarbeiten am Areal. Ein anderes Bild führt den Blick in den historischen Innenhof des Potsdamer Stadtschlosses – und dazu gestellt ist eine Grafik, wie es nach dem Bau des Landtags aussehen könnte. In der Mitte des Raums steht ein Holzmodell des geplanten Bauwerks, und auch ein Filmchen soll die Vorstellungskraft beflügeln. Auf einigen wenigen Schautafeln sind zudem die wichtigsten Informationen zum Bauvorhaben erklärt – ohne freilich dabei allzu sehr ins Detail zu gehen. Auch die wechselvolle Geschichte des Platzes wird nur angerissen. So wirkt der Ausstellungsteil der „Schaustelle“ für Menschen, die sich kaum mit der Landtagsneubau-Debatte beschäftigt haben, durchaus lehrreich – für Puristen der Architekturdiskussion um Potsdams Mitte bringt der Besuch der Box allerdings nur wenig neuen Erkenntnisgewinn.
Für Spannung dürfte auch nach dem Ende der Bauarbeiten am Schloss ein Gegenstand in der Mitte des Raums sorgen. Dort liegt ein Gästebuch, in dem Bürger ihre Gedanken zu dem Neubau formulieren dürfen. Neben einigen grauen Quaderhockern bleiben die Buchseiten das einzige interaktive Element der „Schaustelle“. Sowieso wirkt die Ausstellung nur wenig freundlich, weil die Wände in einem dunklen Einheitston gestaltet sind.
Insofern haben die neue Box und das kommende Landtagsschloss durchaus Gemeinsamkeiten: Die äußere Hülle ist bei beiden Bauten auffällig. Und das Innere eines Landtags dürfte auch eher geschäftsmäßig-nüchtern ausfallen. Noch eine dritte Analogie lässt sich ziehen: Der Blick vom Dach der neuen „Schaustelle“ über den Platz und die Baustelle ist schon jetzt wunderbar – der Blick aus den Landtagsfenstern heraus dürfte es auch werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: