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Das Ende einer Institution. Die Theaterklause begleitete jahrzehntelang das Theatergeschehen in der Zimmerstraße. Selbst als das Theater hier auszog, war sie noch ein Treff der Hungrigen und Durstigen. Am Sonntag gab es den großen Ausverkauf.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Ausverkauf in der Theaterklause

Mit der Schließung der Gaststätte in der Zimmerstraße ist der HOT-Abschied beendet

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Es war das Ende eines langen Abschieds vom Theater in der Zimmerstraße. Eigentlich sollte es ja schon zur Wendezeit von einem Neubau abgelöst werden. Stattdessen brach die Zeit der Provisorien an und es wurde auch in der Zimmerstraße weiter Theater gespielt. Von Zeit zu Zeit und mit Sondergenehmigungen. Zuletzt gab es 2006 noch Angelika Domröses „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. 2008 war dann endgültig Theaterschluss. Das Areal wurde von der Stadt an die Schlösserstiftung verkauft, die Fassade bröckelte.

Doch in der Theaterklause nebenan verjüngte sich das Leben. Aus dem anfangs sehr einfachen Kantinenbetrieb war eine Gaststätte geworden, in die auch die Nachbarn gern einkehrten. Justus von der Werth, von Beruf eigentlich Architekt, aber wohl auch ein bisschen Hans Dampf in allen Gassen, sorgte mit immer neuen Ideen für den florierenden Betrieb. Über acht Jahre lang. Am Wochenende lud nun auch er zum Abschied ein und verkaufte am Sonntag mit der Gaststättenausstattung gleich noch eine gehörige Portion Abschiedsschmerz. Er habe gern mit den Theaterleuten zusammengearbeitet, sagt von der Werth und meint dabei nicht nur die Theaterklause. Der umtriebige Mann übernahm 2008 in der Reithalle A ebenfalls die Versorgung und verwandelte dort das Foyer in einen gemütlichen Treff für junges Publikum und Schauspieler. Er war zudem für die Gastronomie in der „Fabrik“ zuständig und zog mit dem Theater zu dessen Gastspielstätten. Besonders intensiv muss die Erfahrung mit „Krieg und Frieden“ nach Tolstoi gewesen sein, der in der Französischen Kirche bei geradezu sibirischen Kältegraden inszeniert wurde.

Begonnen habe sein Leben als Gastronom 2004, als Uwe Eric Laufenberg ans Potsdamer Theater kam und er ihn gefragt habe, ob er nicht die Theaterklause bewirtschaften könne, erzählt von der Werth. Er sei gerade arbeitslos gewesen und habe schon gastronomische Erfahrung gehabt. „Als Tellerwäscher und Küchenhilfe im Kieler Nobelrestaurant ,September’, meint er grinsend. „Laufenberg fand jedoch, ich sollte erst mal für die Pausenversorgung der Schauspieler Brötchen schmieren.“ Dabei blieb es dann aber nicht. Bald kam auch warmes Essen hinzu. Am schwierigsten sei jedoch der Schritt vor zwei Jahren vom Kantinenessen zur Gastronomie á la carte gewesen, gesteht der Theaterklausenwirt. Eine teure Modernisierung der Küche und mehr Personal seien nötig gewesen. Doch nun ist mit allem Schluss, mit der Theaterklause wie den anderen Versorgungseinrichtungen in Theater und Tanz-Fabrik. Justus van der Werth geht zurück in seinen alten Beruf, will sich Kunst und Architektur widmen und hat auch schon erste Verbindungen geknüpft. „Trotzdem werde ich wohl wehmütig werden, wenn ich durch die Zimmerstraße gehe und dort keinen Kaffee mehr trinken kann“, sagt er.

Für Nostalgie war am Sonntag jedoch keine Zeit. Stühle, Gläser, Pfannen, ja selbst die großen Folienspiegel an der Wand des Gästeraumes warteten auf neue Besitzer und das dauerte oft nicht lange. Jochen Woller, der einen historischen Backofen am Neuendorfer Anger aufgebaut hat und dort nicht nur Brot, sondern auch Gänsebraten knusprig brutzeln will, erstand Sieb, Schüsseln und eine ganze Batterie Pfannen. Raumteiler sollen dagegen einen ausgebauten Boden wohnlicher machen und ein älterer Herr war ganz selig über die guten alten Glühbirnen, die er ergatterte. Auch Brigitte Schust blieb in dem Gewühl nur Zeit für kurzes Bedauern. Als eine von drei Brigitten am Grill nach der Fernsehserie „Drei Damen am Grill“ machte sie einst bei einem Benefiz-Auftritt Furore. Sie war selbst Gastwirtin und steht noch immer mit ihren 75 Jahren am Einlass des Hans Otto Theaters. Die Freude über zwei hübsche Teekannen und Tränen über das Theaterklausenende hielten sich bei ihr die Waage.

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