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Grünes Idyll. Anwohner schätzen den Weberplatz für seine Ruhe, aber auch für die vielen Kulturfeste, die an die böhmische Tradition erinnern. Zur Verleihung des Titels Denkmal des Monats wurde nun auch die Stele für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs instandgesetzt.

© Manfred Thomas

Weberplatz: Auszeichnung für Friedrichs Kolonie

Der Babelsberger Weberplatz ist Brandenburgs Denkmal des Monats – passend zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs. Einst für die böhmischen Weber gebaut, ist er heute beliebtes Kiezzentrum.

Von Peer Straube

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Befragt man die Babelsberger nach dem Weberplatz, fallen fast wie aus der Pistole geschossen zwei Worte: Ruhe und Leben. Nur scheinbar ist das ein Widerspruch. „Einerseits ist es hier wie auf dem Dorf“, beschreibt Anwohnerin Hildegard Fiebig ihren Kiez. „Und andererseits wird der Platz von vielen Veranstaltungen belebt.“ Sie meint natürlich die Babelsberger Klassiker: Böhmisches Weberfest, böhmischer Weihnachtsmarkt, die „Klassik am Weberplatz“ – und nicht zuletzt den samstäglichen Wochenmarkt.

Am Freitag wurde der Weberplatz als erstes Babelsberger Denkmal überhaupt von der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ offiziell zum Denkmal des Monats erklärt. Er ist damit das 155. seit Bestehen dieser Auszeichnung, die eigentlich aus der Not heraus geboren wurde, weil Brandenburgs Denkmale zunehmend verfielen. „Wir brauchten damals einfach Aufmerksamkeit“, sagte Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knaape, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft. Seit Ende 1999 wird der Titel an Denkmale verliehen, „die in besonderer Weise die Vielfalt unserer kulturellen Tradition erlebbar machen und die Verbundenheit der Bürger mit ihrer Stadt stärken“, wie es in der offiziellen Urkunde steht.

Für den Weberplatz gilt diese Beschreibung wohl in besonderer Weise. Denn der Weberplatz ist inzwischen nicht nur bei alteingesessenen Babelsbergern beliebt, sondern auch bei jungen Familien. Und für die kulturelle Vielfalt sorgte allein schon die Zielgruppe, für die die Siedlung erbaut wurde: Weil Friedrich II. böhmische Weber anlocken wollte, um nicht mehr auf die teuren Importe aus England angewiesen zu sein, gab er 1751 Oberst Wolf Friedrich von Retzow den Auftrag, eine Weberkolonie, Nowawes genannt, zu errichten. Nach und nach entstanden im Stadtteil 210 der kleinen Weberhäuschen, die noch heute das Bild des in Dreiecksform angelegten Weberplatzes prägen. 135 dieser Häuser haben die Zeiten überdauert, allein acht aus der ersten, der friderizianischen Bauphase, gibt es noch am Weberplatz. Hinzu kamen mit der Zeit unter anderem das 1858 errichtete Schulhaus, in dem heute eine Kita untergebracht ist, und verschiedene mehrstöckige Wohnhäuser aus der Gründerzeit. Es ist dieser Mix, der den Charme des Weberplatzes ausmacht, befand Rainer Baatz, der als Chef des Babelsberger Sanierungsträgers Stadtkontor für die Entwicklung des dortigen Sanierungsgebietes verantwortlich ist. Nach der Wende, erzählte Baatz, seien viele Investoren gekommen, die die Höhe der Gründerzeithäuser – in der Regel fünfstöckig – gern als Maßstab für die Bebauung des gesamten Platzes herangezogen hätten. Zum Glück habe man sich von diesem Gedanken schnell verabschiedet, sagte er. Während der Wendezeit wurde der Weberplatz zum Zentrum der friedlichen Revolution in Potsdam: Zu den vom Neuen Forum organisierten Montagsdemos kamen im Herbst 1989 regelmäßig Tausende Menschen.

Inzwischen ist der Weberplatz längst saniert – die Instandsetzung der Anlage hatte Mitte der 1990er Jahre rund 1,4 Millionen Euro gekostet. Und auch der letzte Missstand auf dem Platz ist inzwischen behoben: Das Stadtkontor ließ für knapp 20 000 Euro aus dem Städtebaufördertopf das Denkmal für die Babelsberger Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 herrichten. 150 junge Männer aus Nowawes und Neuendorf wurden damals eingezogen und kämpften vor Metz, Vionville, Sedan und Paris. Die Nowaweser Vereine sammelten Spenden und errichteten von dem Geld 1874 eine Stele, die damals von einem vergoldeten Adler aus Gusseisen gekrönt wurde. Auf den goldenen Zierrat habe man bei der Instandsetzung bewusst verzichtet, sagte Baatz.

Und weil inzwischen auch viele Touristen den Weberplatz entdeckt haben, wurden Infotafeln aufgestellt, auf denen in kurzer Form über die Geschichte der Anlage berichtet wird.

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