Von Thomas Gantz: Auszeit in Australien
Volker Knedel lässt auf ärztliches Anraten sein Traineramt beim Volleyball-Zweitligisten SC Potsdam ruhen. Einstweilen trainiert der Berliner Jürgen Schier die Spielerinnen
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Als das Werk vollendet, der erste Platz verteidigt und die Hinrunde zu einem glanzvollen Ende geführt war, folgte der Schock. Volker Knedel verabschiedete sich, wie gestern bekannt wurde, am vergangenen Samstag nach dem 3:1 über NA. Hamburg II auf ungewisse Zeit von den Volleyballerinnen des SC Potsdam. Der 45-Jährige, der sich seit Montag wie lange geplant bei seiner Tochter in Australien aufhält, lässt auf ärztliche Anordnung sein Traineramt beim Spitzenreiter der 2. Bundesliga Nord ruhen.
Knedel, der vor einigen Wochen einen stressbedingten Hörsturz erlitten hatte, unterzieht sich nach seiner Rückkehr nach Potsdam am 7. Januar einer eingehenden Nachuntersuchung. „Es ist derzeit nicht absehbar, ob und wann er dem Team wieder als Trainer zur Verfügung stehen wird“, sagte SC-Teammanager Robert Ließ gestern Abend vor dem Mannschaftstraining. Während der vergangenen fünfeinhalb Jahre führte der Lehrer für Mathematik und Geographie den SC Potsdam aus der Regionalliga an die Spitze der 2. Bundesliga.
Wie SC-Spielführerin Maria Kleefisch anmerkte, versucht das Team derzeit, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Bereits am kommenden Samstag wollen die Potsdamerinnen zum Hinrundenabschluss in Iserlohn erfolgreich gegen den schwerwiegenden Stimmungsdämpfer anspielen. Volker Knedel und die Spielerinnen verband über die Jahre hinweg ein von gegenseitigem Respekt und Zusammengehörigkeitsgefühl getragenes Verhältnis, dass in seiner Spezifik und Qualität im Potsdamer Mannschaftssport als einmalig zu bezeichnen ist.
Für Knedel springt einstweilen ein ausgewiesener Fachmann aus Berlin ein. Jürgen Schier (51), im Hauptberuf Software-Entwickler, arbeitete zwischen 1988 und 1997 beim einstigen Männer-Erstligisten Post SV Berlin als Trainer und Manager. Zwischen den Jahren 2000 und 2006 betreute er den Frauen-Zweitligisten TSV Spandau. Schier und Knedel kennen sich aus dieser Zeit. „Er war einer der wenigen Trainer, mit denen ich über die Jahre hinweg nie Ärger hatte. Ich dachte immer, dass er Profitrainer sei und wusste nicht, dass er tagsüber unterrichtet. Immer wenn ich irgendwo in eine Halle kam, war er auch da“, überspitzte Schier gestern Abend, als er der Mannschaft als neuer Trainer vorgestellt wurde.
Jürgen Schier ist nach eigenen Worten innerlich darauf eingestimmt, für die kommenden drei Wochen auszuhelfen. Der locker wirkende Berliner stünde jedoch auch, kommt es ganz hart, bis Saisonende zur Verfügung. „Ich habe nicht lange gezögert, als ich angesprochen wurde“, so Schier, der keinen Bruch zulassen will und auch auf die Bewahrung Knedelscher Erfolgsrezepte Wert legt.
Das unvorhergesehene Überraschungsmoment wird, wie gesagt, vor Weihnachten in Iserlohn noch einem Praxistest unterzogen. „Wir konzentrieren uns auf diese Herausforderung auch in Volkers Sinne“, sagte Maria Kleefisch.
Thomas Gantz
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