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Fix gebaut. Richtfest nur drei Monate nach der Grundsteinlegung.

©  Julius Frick

Landeshauptstadt: Auszug aus dem Kaiserreich

Für die Wohnstätte „Montevini“ für chronisch psychisch Kranke entsteht derzeit ein Neubau. Das alte Gebäude ist in die Jahre gekommen

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Es lief nicht alles glatt. Während der Festreden am Freitagvormittag zogen sich dunkle Wolken zusammen, es begann zu regnen und eine der Festrednerinnen vertauschte den eigenen mit dem Namen des Bauherren. Ein schlechtes Omen soll das aber nicht sein für den Neubau, den die kommunale Immobilienholdimg Pro Potsdam für etwa 2,8 Millionen Euro derzeit an der Viereckremise errichtet. Denn bisher lief auf der Baustelle für das Wohnprojekt „Montevini“ neben dem Volkspark alles wie am Schnürchen. Erst im Mai war der Grundstein für die neue Wohnstätte für chronisch psychisch erkrankte Menschen an der Viereckremise gelegt worden. Nur etwa drei Monate später wurde schon das Richtfest gefeiert.

Die Idee ist schon erkennbar – auch wenn die Hülle noch nicht ganz fertig ist. 24 Menschen, die derzeit noch im Altbau in der Weinbergstraße betreut werden, sollen spätestens im Sommer 2015 hier einziehen. Sie können häufig nach einer stationären Behandlung nicht oder noch nicht allein in Wohnungen leben und brauchen noch Unterstützung. Einige der künftigen Bewohner waren am Freitag auch selbst ins Bornstedter Feld gekommen, um den Neubau in Augenschein zu nehmen. „Ein paar sind wieder umgedreht, als sie die vielen Leute hier gesehen haben“, sagte einer der Betreuer. Für einige sei es eine Belastung, sich einer solchen Situation auszusetzen.

Die nächste Belastung steht dann wohl mit dem Umzug in das neue Domizil bevor. Selbst für einen gesunden Menschen sei ein Umzug schließlich mit reichlich Stress verbunden, so Marit Schützendübel vom Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtverbands. Wer an einer psychischen Erkrankung leide, nehme Änderungen in der vertrauten Umgebung noch sensibler wahr. Dennoch würden sich die meisten der Bewohner in der jetzigen Einrichtung in der Weinbergstraße auf das neue Haus freuen, so Schützendübel.

Ursache dafür sind die Bedingungen in dem Klinkerbau aus dem Kaiserreich. Als das Gebäude als Hospital am Weinberg errichtet wurde, regierte Wilhelm I. und sein Kaiserreich war gerade erst fünf Jahre alt. 1876 war das. In den folgenden Jahrzehnten wurde es als Pflegeheim, Lazarett und Schwesternheim genutzt. Seit 1999 übernahm dann die zum Paritätischen gehörende Montevini GmbH. 2001 wurde die Betreuung reformiert: zwei Wohnbereiche wurden geschaffen und die bis dahin bestehende Zentralküche abgeschafft. Seit dem konnten die Bewohner gemeinsam den Speiseplan zusammenstellen, einkaufen und das essen auch in der Gruppe zubereiten. Ein Schritt in die Selbstständigkeit. Allerdings habe sich gezeigt, dass das Haus in seiner jetzigen Struktur und der alten Bausubstanz den Anforderungen einer modernen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gerecht werden könne, so Schützendübel. Die beiden Wohngruppen mit elf und 13 Bewohnern seien zu groß, um das Gefühl eines Zu-Haue-Wohnens aufkommen zu lassen. Dabei sei das das Ziel: So viel Selbstbestimmtheit wie möglich zu gewähren und trotzdem die Betreuung zu sichern. Nachdem nach Treffen mit der Bauaufsicht und der Feuerwehr klar war, dass ein Umbau nicht möglich war, begann 2011 die Suche nach einem geeigneten Ersatz.

Das neue Haus an der Viereckremise macht auf den Planskizzen von Außen einen schlichten Eindruck. Dafür sollen sich die Bedingungen im Inneren deutlich verbessern. In den drei Obergeschossen kann jeweils eine Gruppe mit acht Bewohnern einziehen. Für jeden gibt es ein eigenes Appartement mit Bad und Küchenzeile. Jede Gruppe hat einen Gemeinschaftsraum mit Küche. Im Erdgeschoss gibt es Räume für Feste, Fortbildungen und Besprechungen. Tramhaltestelle, Supermarkt und der Volkspark sind direkt um die Ecke. Die Montevini GmbH hat das Gebäude von der Pro Potsdam langfristig gemietet. Das Gebäude in der Weinbergstraße soll verkauft werden, hieß es. Marco Zschieck

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