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Landeshauptstadt: Autoziehen und Rolli-Hockey Premiere: Oberlympics mit Gymnasien
Die Zehntklässler der Fontane-Oberschule haben richtig zu kämpfen. Aber nicht nur gegen ihren Gegner, die Schüler der Oberlinschule, sondern vor allem mit ihrem Rollstuhl.
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Die Zehntklässler der Fontane-Oberschule haben richtig zu kämpfen. Aber nicht nur gegen ihren Gegner, die Schüler der Oberlinschule, sondern vor allem mit ihrem Rollstuhl. Denn beim Rolli-Hockey in der Halle des Berufsbildungeswerkes in der Steinstraße sollen alle die gleichen Bedingungen haben – ob nun körperbehindert oder nicht. Also setzen sich die drei Fontane-Schüler in einen Rollstuhl und versuchen mit ihrem Hockeyschläger den Ball ins gegnerische Tor zu schießen. Doch meistens kommen sie gar nicht so schnell an den Ball wie die Oberlinschüler. Immerhin schießen sie kurz vor Schluss noch ein Tor und verlieren nur 3:1. „Das war am Anfang sehr anstrengend“, sagt Vanessa Hahn von der Fontane-Schule nach dem Spiel. „Wir mussten uns einspielen, aber dann wurde es besser.“ Das Fahren mit dem Rollstuhl sei echt schwer gewesen. „Die anderen konnten das schon. Das war ein bisschen unfair“, sagt die 16-Jährige zerknirscht.
Zum ersten Mal nahmen am Mittwoch an den traditionellen Oberlympics des Berufsbildungswerks (BBW) im Oberlinhaus auch weiterführende Schulen Potsdams teil. Mit dem Einstein-Gymnasium, dem Filmgymnasium Babelsberg und der Fontane-Oberschule stellten bei den 9. Oberlympics zwei Gymnasien und eine Oberschule drei von insgesamt zehn Mannschaften bei dem Fest. Weitere Teams kamen von der Oberlinschule und dem BBW. Die Einrichtung ist die einzige in Brandenburg, an der junge Menschen mit Körper-, Lern-, psychischen oder Mehrfachbehinderungen eine Berufsvorbereitung oder eine staatlich anerkannte Ausbildung absolvieren können. Rund 730 Schüler beteiligten sich insgesamt an Brandenburgs größtem integrativem Sportfest.
Neben klassischen Sportarten wie Fußball, Volleyball oder Basketball kämpften die Jugendlichen auch um beste Ergebnisse beim Autoziehen – man schnalle einen Gurt um die Hüfte und ziehe einen Kleinwagen auf einer Strecke von zehn Metern –, Streichholzweitwerfen oder Wattepusten.
„Wir machen zusammen echte Inklusion“, sagt Birgit Fischer, Pressereferentin des BBW. Seit 2005 würden an den Oberlympics schon Schüler in der Erzieherausbildung des Berufsbildungswerkes teilnehmen. „Seitdem haben wir schon Schüler mit und ohne Behinderungen. Da war es nur ein logischer Schritt, Schulen des gesamten Stadtgebiets einzuladen. Die drei weiterführenden Schulen hätten spontan sofort zugesagt, kurz vor den Ferien bei dem Sportfest mitzumachen. Allerdings hätte sie auch Absagen von anderen Schulen erhalten. Dabei könnten an den Oberlympics nach Meinung von Fischer künftig noch viel mehr Schulen teilnehmen und zu einem stadtweiten Wettkampf werden. Dazu sei jetzt der Anfang gemacht worden, so die Pressereferentin.
Bei den Wettkämpfen werden nicht nur die sportlichen Erfolge gewertet. Zusätzlich gibt es einen sogenannten Nachteilsausgleich. So bekommen Mannschaften Bonuspunkte, wenn sie aus Jungen und Mädchen bestehen oder Rollstuhlfahrer in ihren Reihen haben. Aber auch die Unterstützung durch die Fans zählt in die Bewertung der Leistungen mit ein. Und da konnte die Fontane-Schule am meisten punkten: Ihre Fans feuerten mit Abstand am lautesten ihr Team an. giw
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