zum Hauptinhalt
Auch in bisher beliebten Berufen wie dem Kfz-Mechatroniker gibt es noch freie Lehrstellen.

© dpa

Unbesetzte Lehrstellen in Potsdam: Azubis werden zur Mangelware

Nach Beginn des Ausbildungsjahres sind in Potsdam noch viele Lehrstellen unbesetzt. Nun soll nachvermittelt und besser informiert werden.

Stand:

Potsdam - Industriemechaniker, Koch oder Veranstaltungskaufmann – es sind nur ein paar Beispiele für noch unbesetzte Ausbildungsplätze in Potsdam und Umgebung, die in der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (IHK) verzeichnet sind. Insgesamt sind dort noch 90 freie Lehrstellen aufgelistet. Ähnlich sieht es in den Handwerksberufen aus. Auch wenn die offiziellen Zahlen der Arbeitsagentur für den September noch nicht vorliegen, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass es mehr freie Stellen als unversorgte Bewerber gibt – wie schon in den vergangenen Jahren.

Um wenigstens etwas Abhilfe zu schaffen, hatten Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer am Montag Jugendliche zu einer Nachvermittlungsaktion geladen. Die Arbeitsagentur zog danach ein vorerst positives Fazit: Mit 48 Schulabgängern seien intensive Beratungsgespräche geführt worden, so Sprecherin Isabelle Wolling. Besonders habe es die Arbeitsagentur auf Abiturienten abgesehen, die bisher vergeblich auf einen Studienplatz warten. Auch eine duale Berufsausbildung könne zu einer guten Karriere führen und schließe ein späteres Studium nicht aus, so Wolling.

Erstmals wieder mehr Verträge abgeschlossen

Vor allem Handwerksbetriebe haben es nicht leicht. „Die Fachkräftesituation ist weiter schwierig“, so Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam. Noch 500 Ausbildungsplätze seien im Westen Brandenburgs aktuell frei. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer: Es seien in diesem Jahr erstmals wieder mehr Verträge abgeschlossen worden.

Dennoch gibt es inzwischen auch in zuletzt stark nachgefragten Berufen einen Bewerbermangel. So gebe es noch freie Lehrstellen für den Beruf des Mechatronikers, sagte IHK-Sprecher Detlef Gottschling gegenüber den PNN. Sorgenkind bleibe das in der Region stark vertretene Hotel- und Gaststättengewerbe. „Der Bedarf ist höher als die Nachfrage“, so Gottschling. Betriebe müssten noch besser für ihre Ausbildungsplätze werben. „Viele Familien wissen nicht, welche Betriebe in ihrer Umgebung ausbilden.“ Außerdem müsse die Berufsorientierung an den Schulen verbessert werden. Das soll auch die Abbrecherquote senken.

38 Millionen Euro für Berufsorientierung in Brandenburg

Zumindest dieses Problem will die Landesregierung nun verstärkt angehen. Für Berufs- und Studienorientierung an den Schulen stehen bis 2021 im Programm „Initiative Sekundarstufe I“ fast 38 Millionen Euro aus Landes- und EU-Fördermitteln bereit, so Bildungsminister Günter Baaske (SPD). An den Gymnasien gibt es für solche Beratungsangebote kaum Zeit, weil Lehrinhalte wegen der Absenkung von drei auf zwei Abijahre schon gedrängt sind.

Ganz beheben werden diese Initiativen das Problem wohl nicht: Hauptgrund für den Azubi-Mangel ist die demografische Entwicklung. Seit Jahren stagniert die Geburtenrate in Deutschland bestenfalls, nimmt tendenziell sogar ab. Seit Beginn des Jahrtausends ist die Zahl der Schulabgänger im Land von 35 000 auf 17 000 pro Jahr gesunken. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })