Landeshauptstadt: Babelsberg – Flair und Film
1. Wirtschaftsforum „Zukunft Babelsberg“: Junghanns schlägt „Event für die ganze Stadt“ vor
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Babelsberg – „Von den Problemen, die Babelsberg hat, können andere nur träumen.“ Mit dieser Meinung stand Olaf Lücke, Fachbereichsleiter Starthilfe und Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer Potsdam, am Montagabend beim 1. Wirtschaftsforum „Zukunft Babelsberg“ des CDU-Ortsvereins nicht allein. Auch CDU-Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, der der Einladung ins Haus der Wirtschaft gefolgt war, konstatierte zunächst Positives: Es gäbe nicht so viele Orte in Brandenburg mit solch einem Namen, mit Zuwachs an Bevölkerung und einem so positiv geändertem Antlitz seit der Wende.
Dennoch – niemand in der abendlichen Runde aus Politik und Wirtschaft verschloss die Augen vor den Problemen des Stadtteils: Rückläufige Umsätze bei den Einzelhändlern, das Fehlen eines echten Einkaufsmagneten, Leerstand bei Einzelhandelsflächen von bis zu 20 Prozent, zunehmende Konkurrenz durch die Innenstadt, ein ungünstiger Ladenmix, Parkplatzprobleme. Matthias Müller, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Babelsberg, beklagte zudem, dass es immer schwieriger sei, aus der Gemeinschaft der Händler heraus Veranstaltungen zu organisieren. Es fehle an Geld und an Mitstreitern.
Doch bei näherem Hinschauen konnte auch viel Positives berichtet werden: Stadtteil-Events wie die Babelsberger Live-Nächte, der Böhmische Weihnachtsmarkt, das Böhmische Weberfest oder das Babelsberger Radrennen haben sich zu echten Höhepunkten entwickelt. Mit dem jährlichen Einkaufsführer, dem Internetportal und einer engen Anbindung an den Sanierungsträger Stadtkontor steht die Aktionsgemeinschaft nicht mit leeren Händen da. Auch war die Gütesiegel-Aktion der vergangenen Monate, als Läden anonym getestet wurden, ein Erfolg. Wie Müller sagte, hätten die Tester den Standort „besser eingeschätzt als die Händler selbst. Wir waren positiv überrascht.“ Allerdings sind nur etwa 40 der rund 200 Gewerbetreibenden im Stadtteilzentrum in der Gemeinschaft registriert, aktiv sind noch weniger. Dringend gebraucht werde ein Geschäftsstraßen-Management und die Unterstützung durch das Land, betonte auch der Geschäftsführer des Sanierungsträgers Stadtkontor, Rainer Baatz.
Junghanns machte Hoffnung. Bei der Ausrichtung der Förderpolitik ab dem kommenden Jahr werde das City-Management dazu gehören, „doch es wird nicht ohne Eigenbeitrag gehen“. Babelsberg solle nicht den Fehler machen, die großen Einkaufszentren zu kopieren und auch nicht die Qualität des Angebots nach unten verschieben. Man brauche Geduld und Mut immer wieder Neues zuzulassen, auch wenn manche Idee scheitere.
Und der Minister unterbreitete Vorschläge: Wenn es sich gezeigt habe, dass die Veranstaltungen den Stadtteil bekannter machten und Umsatzschübe bringen würden, dann müssten eben mehr Events in Babelsberg stattfinden. In diesem Zusammenhang schlug Junghanns vor, „ein Event für die gesamte Stadt“ zu entwickeln, um die Hinwendung Potsdams zu Babelsberg zu befördern. Wenn der Bonbonhersteller Katjes sich auch deswegen in Babelsberg ansiedele, weil dessen Ruf als Filmstadt die eigene Marke voran bringe, dann müsse der Stadtteil sich „an dieser Stelle mit einklinken“. So bleibe die Frage, wo die Touristen nach dem Besuch der Filmstadt einkaufen und essen gehen würden. Junghanns: „Babelsberg muss sich über das eigene Flair und über den Film definieren.“ Vor allem müsse die Gemeinschaft gepflegt werden.
Weitere Vorschläge aus dem Podium betreffen eine stärkere Einbindung von Wissenschaft, Filmhochschule und Schlösserstiftung in das Leben des Stadtteils. Auch müssten Kirchen, Kulturträger und Sportvereine stärker angesprochen werden. Wie der Vorsitzende des CDU-Ortsvereins, Hans-Wilhelm Dünn, den PNN sagte, wollen die Babelsberger Christdemokraten für diese Verknüpfung gerne Plattform sein. „Das Potenzial ist da“, so Dünn.
Diese Aussage trifft auch auf das Gewerbegebiet zwischen Großbeeren- und Nuthestraße zu. Wie Baatz erklärte, sind seit 1996 rund 17 Millionen Euro in Flächenkauf und Erschließung geflossen. Rund drei der 6,7 Hektar Fläche wurden bereits vermarktet. Jetzt gäbe es Bemühungen um eine einheitliche Dachmarke für das Gebiet. Baatz warb um Unterstützung für ein Handwerks- und Gewerbezentrum, in dem Kleinst- und Jungunternehmer Flächen anmieten können. Junghanns versprach eine Förderung zu prüfen – „wenn eine greifbare Nachfrage vorhanden ist“. Baatz bejahte dies.
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