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FILMFESTSPIELE: Babelsberg auf Bärenjagd 8. bis 18. Februar

Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen dreht in Potsdam / Studio mit „Die Fälscher“ im Wettbewerb / Lehmann AG brennt die Untertitel

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Babelsberg - Er zockte gegen James Bond – und verlor: Mads Mikkelsen, der Bösewicht Le Chiffre aus dem 007-Streifen „Casino Royale“. Im Frühjahr soll der Däne mit dem eiskalten Blick nach Babelsberg kommen. Er ist der Hauptdarsteller der dänisch-deutschen Koproduktion „Flammen og Citronen“, die neben Kopenhagen und Prag auch in Potsdam gedreht werden soll, wie Studio Babelsberg gestern bekannt gab.

Der Thriller spielt in Kopenhagen, im Jahr 1944. Flammen und Citronen sind zwei legendäre dänische Widerstandskämpfer, die beschuldigt werden, dänische Informanten ermordet zu haben. Ihr Kommandeur befiehlt ihnen, auch Deutsche umzubringen. Doch als Flammen seine Freundin Ketty erschießen soll, hinterfragt er seine Mission – und will herausfinden, wer Ketty wirklich ist.

Damit ist „Flammen og Citronen“ ein Stoff, der im Studio Babelsberg gut aufgehoben ist: Jüngst drehte dort Regie-Legende Paul Verhoeven seinen Weltkriegs-Thriller „Black Book“, der für eine Oscar-Nominierung im Rennen war. Doch mehr noch: Bei den morgen startenden Internationalen Filmfestspielen in Berlin läuft die neueste Babelsberg-Produktion „Die Fälscher“ als einer von zwei deutschen Filmen im Wettbewerb. Genauso wie „Flammen og Citronen“ basiert auch „Die Fälscher“ auf einer wahren Geschichte: Der österreichische Regisseur Stefan Rutzowitzy erzählt von der größten Geldfälschungsaktion aller Zeiten. Die Nazis ließen im KZ Sachsenhausen britische Pfund drucken, um den Feind zu schwächen. In den Hauptrollen sind Karl Markovics, August Diehl und Devid Striesow zu sehen.

Vor der Kamera standen sie im April vergangenen Jahres vier Wochen lang auf dem Gelände des ehemaligen Karl-Marx-Werks an der Großbeerenstraße. Vor den zwei neuen Filmhallen des Studios hatten die Babelsberger Kulissenbauer sechs Sachsenhausen-Baracken originalgetreu nachgebildet, das Innere der Fälscherwerkstatt wurde von den Requisiteuren des Studios ausgestattet. Damit auch tagsüber Nachtszenen gedreht werden konnten, entwickelten die Filmhandwerker des Babelsberger Art Departments halbförmige Tunnel, mit denen der Innenhof des nachgebauten KZs verdunkelt wurde. Die Studio-Tochterfirma Studio Babelsberg Motion Pictures (SBMP) ist Koproduzent des Films, sie steuerte 250 000 Euro zur Finanzierung bei. Das Medienboard Berlin-Brandenburg gab 500 000 Euro. Premiere hat „Die Fälscher“ am Samstagabend ab 22.30 Uhr im Berlinale-Palast – ob es einen goldenen oder silbernen Bären für den Film gibt, entscheidet sich eine Woche später.

Zur Wahl steht für die Berlinale-Jury als einer von 22 Wettbewerbsfilmen aber auch „Goodbye Bafana“ – er erzählt die Lebensgeschichte des südafrikanischen Rassisten James Gregory, der zwanzig Jahre lang den Gefangenen Nelson Mandela bewachte. Koproduziert wurde der Streifen von Regisseur Bille August mit Joseph Fiennes und der Deutschen Diane Kruger in den Hauptrollen von dem Babelsberger Produzentenpaar Manuela Stehr und Stefan Arndt mit ihrer Firma X Filme Creative Pool. Mit dem X Verleih werden sie „Goodbye Bafana“ auch in die deutschen Kinos bringen – genauso wie den britischen Wettbewerbsfilm „Irina Palm“ mit Marianne Faithfull.

Welcher Film wird der Berlinale-Jury am besten gefallen? Ein wenig hängt das auch von den Untertiteln ab – schließlich werden die Beiträge nicht synchronisiert, sondern lediglich „schriftlich“ übersetzt. Maßgeblich passiert das in Babelsberg, bei der Gerhard Lehmann AG. Für die diesjährigen Filmfestspiele bestückt Lehmann mit seinen 23 Mitarbeitern und fünf Auszubildenden allein 40 Berlinale-Beiträge mit Untertiteln. 300 freie Übersetzer sind damit beschäftigt, aus den Dialogen auf Englisch, Französisch, Chinesisch und vielen anderen Sprachen einen „Film-Text“ zu machen. Unter den diesjährigen Aufträgen für das Festival sind auch „Goodbye Bafana“ und sein Konkurrent „Notes on a Scandal“ mit Judi Dench – „beides sehr schöne Filme“, wie Gerhard Lehmann verrät. Er ist Cineast mit Leib und Seele, hat schon berufsbedingt Routine beim Filmeschauen: Seit 16 Jahren arbeitet er mit seiner Firma für das Berliner Filmfest, nun wird er den 500. Film für die Berlinale untertiteln. Aber die Lehmann AG arbeitet auch für alle anderen bedeutenden Festivals – und für die Oscars: Die Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences werden den deutschen Beitrag „Das Leben der Anderen“ mit in Babelsberg „eingebrannten“ Untertiteln sehen.

Er hat schon einen Oscar: der Potsdamer Regisseur Volker Schlöndorff. Zur Berlinale wird er auf einen der gefragtesten US-Stars treffen – Robert De Niro, zweifacher Oscar-Preisträger. Beide sind am Sonntag zu Gast bei einer Diskussionsveranstaltung in der American Academy in Berlin-Wannsee. Dort wird es auch um De Niros zweite Regiearbeit gehen, die er am Samstag auf der Berlinale präsentiert: „The Good Shepherd“ über die Entstehung des Geheimdienstes CIA mit Angelina Jolie, ihm selbst und Matt Damon in den Hauptrollen. Letzterer war bekanntlich schon vergangene Woche in Berlin – zu den von Studio Babelsberg Motion Pictures betreuten Dreharbeiten für „Das Bourne Ultimatum“.

In Babelsberg hätte auch „The Good German“ gedreht werden können – doch Regisseur Steven Soderbergh ließ die Kulissen für seinen romantischen Thriller, der im Nachkriegs-Berlin spielt, in den Hollywoodstudios in Kalifornien aufbauen. Die Kostüme allerdings bestellte er in Potsdam: Der Fundus von Studio Babelsberg kleidete zwar nicht die Stars George Clooney, Toby Maguire und Cate Blanchett ein – aber dafür fast alle Komparsen.

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