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Sprudelnder Start. Der Geysir vor dem Schloss ist das erste aktivierte Element der Wasserspiele im Park Babelsberg.

© ddp/Michael Urban

Von Erhart Hohenstein: Babelsberger Wasserspiele

Die Fontänen und Seen im Park sollen wie die Bewässerungsanlage komplett rekonstruiert werden

Stand:

Babelsberg - Das Wasser soll seinen Weg in den Park Babelsberg zurückfinden. Die verstummten Wasserfälle, stillgelegte Fontänen und ausgetrockneten Gewässer im Park im Stil eines englischen Gartens gehören zu „Pücklers Wasserkünsten“, die die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nun wieder reaktivieren will.

Ein erstes Element ist bereits in Aktion zu erleben: Der aus dem Tiefen See 42 Meter hoch aufsteigende Geysir vor dem Schloss Babelsberg. Allerdings kann die Chefin des Parks Babelsberg, Anne-Grit Reichelt, noch keinen endgültigen Termin für die Fertigstellung des mehrere Millionen Euro kostenden Gesamtvorhabens nennen. Denn die Restaurierung des 25 Kilometer langen Leitungsnetzes und die Wiederherstellung von Parkbereichen ist aufwändig.

Die meisten der Wasserattraktionen waren bereits kurz nach dem Tod des alten Kaiserpaares Wilhelm I. und Augusta Ende des 19. Jahrhunderts vernachlässigt worden. Die Kriegsjahre taten ihr Übriges, und in den 1960er Jahren kam mit dem Grenzregime der DDR auch die komplette Brauchwasserversorgung für die Pflanzungen zum Erliegen. Seitdem müssen sich die Gärtner mittels Tankwagen mit der Wasserversorgung behelfen.

Die Wasserspiele wurden einst von Fürst Hermann von Pückler-Muskau errichtet, als er Anfang der 1840er Jahre von seinem Vorgänger Peter Joseph Lenné den Park übernommen hatte. An der Glienicker Lake entstand ein Maschinenhaus, das Havelwasser den Hang hinauf in einen kreisrunden Hochbehälter pumpte, dem nach 1865 mit der Erweiterung des Parks ein zweiter hinzugefügt wurde. Seitdem heißt die Anlage Achterbecken. Von hier und von einem 1906 beseitigten Reservoir oberhalb des Schlosses gingen zwölf Leitungen ab, die den gesamten Park mit Wasser versorgten. Sie besaßen 330 Zapfstellen und speisten zahlreiche Brunnen und Fontänen, Staustufen, Gebirgsbäche, zwei Seen und vier künstliche Wasserfälle.

Über einen solchen Wasserfall erreichte das kühle Nass auch das 1844 von Pückler angelegte und mit Inselchen ausgestattete Schwarze Meer, wie in der Romantik üblich wohl wegen seiner schattigen Lage inmitten der Waldeinsamkeit so bezeichnet. Seit 1891 ohne Wasser, stellt es heute einen Wiesengrund dar, soll aber wieder gefüllt werden. Die 70 Zentimeter starke Abdichtung aus Ton wird zurzeit untersucht. Sie ist jedoch von Wurzeln so stark durchwachsen, dass sie wohl komplett erneuert werden muss. Dann wird das Schwarze Meer etwa einen Meter hoch mit Wasser gefüllt. Oberhalb des „Meeres“ liegt das Achterbecken. Die Behälter sind bereits rekonstruiert und mit Wasser gefüllt. Damit können sie für die Druckprüfung der über 160 Jahre alten gusseisernen Rohrleitungen genutzt werden. Als dies für die Strecke zum Großen See geschah, berichtete Anne-Grit Reichelt, erwachte ungewollt der vorgelagerte Wasserfall zum Leben. Dies zeuge von der guten Qualität der alten Rohre, die mittels Georadar geortet werden. Wo sie leck geworden sind, wird ähnlich wie in der Zahnmedizin ein Inlay aus Plastik eingeführt und aufgeblasen.

Für die kompletten Wasserspiele im Park Babelsberg sollen auch die Brunnen wiederhergestellt werden. Der Königsreiher für die Fontäne im Goldenen Rosengarten wartet als Nachguss auf seinen Wiedereinbau, ebenso das hochaufragende Türmchen für die gotische Fontäne. Der Adler der Adlerfontäne ist zwar verschwunden, doch könnte ein ähnlicher Brunnen auf der rheinischen Burg Stolzenfels die Vorlage für eine Kopie liefern, so Reichelt. Wieder rekonstruiert werden soll auch ein so genannter Gebirgsbach. Er wurde vom abfließenden Wasser der Fontänen auf den Schlossterrassen gespeist, entsprang der so genannten Quellfontäne und wurde in einem aus felsartigen Sintersteinen – das sind Schlacken aus der Ziegelbrennerei – gebauten Becken angestaut. Wurde der 1845 eingebaute und noch heute funktionsfähige Schieber gezogen, stürzte der Bach über einen Wasserfall unter der gusseisernen Wilhelmbrücke hindurch Richtung Havel.

Erhart Hohenstein

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