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Landeshauptstadt: Bahn hält an Plänen fest

Vor Regio-Gipfel: Jakobs droht mit Boykott

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Ein Stuhl könnte frei bleiben, wenn sich am morgigen Donnerstag in Brandenburgs Infrastrukturministerium Vertreter der Deutschen Bahn, des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) und betroffener Kommunen treffen, um über die geplante Vollsperrung und Sanierung der Regionalbahnstrecke Berlin-Potsdam zu sprechen. Denn dass die Bahn die Entscheidung bereits getroffen hat, gilt als ausgemacht. „Davon können Sie ausgehen“, bestätigte am Dienstag Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Auch VBB-Sprecherin Elke Krokowski meinte: „Wir gehen davon aus, dass es so kommt.“

Im dem Fall hält Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sein Erscheinen für überflüssig. „Ich gehe da nicht hin, wenn die Entscheidung bereits feststeht“, sagte er noch Ende vergangener Woche den PNN. „Von der Bahn erwarten wir ein Entgegenkommen.“

Wie berichtet, hatten die Bahn-Pläne in Potsdam zu scharfen Protesten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft geführt. Ab Dezember soll die Stadt ein Jahr lang vom Regionalbahnverkehr aus und nach Berlin abgeschnitten sein. Da sich die Arbeiten zwischen Berlin-Charlottenburg und Berlin-Wannsee zeitlich mit der Avus-Instandsetzung überschneiden sollen, werden erhebliche Einschränkungen für Pendler befürchtet. Jedoch soll eine veränderte Baustellenplanung auf der Avus zumindest den Autoverkehr einigermaßen aufrecht erhalten. „Ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem ist das Zusammentreffen suboptimal“, meinte gestern Jens Wieseke vom regionalen Fahrgastverband Igeb. „Essentiell ist, dass die Bahn, wie hoch und heilig versprochen, gewährleisten kann, dass die S-Bahnlinie S7 im kommenden Winter durchgehend im Zehn-Minuten–Takt fährt“, so Wieseke.

Dass die Bahn noch von ihrem Plan abrückt, ist unwahrscheinlich. „Die Alternative wären Arbeiten über fünf Jahre bei eingleisigem Verkehr“, sagte Krokowski gestern. Geprüft würden als Entlastung Direktzüge von Potsdam-Hauptbahnhof über Potsdam-Golm nach Berlin. „Das ist natürlich umständlicher“, räumte sie ein. Für Pendler, die auf den Bahnhof Medienstadt angewiesen seien, biete es sich an, jeweils in Wannsee oder in Charlottenburg in die S-Bahn umzusteigen. Aus Süden kommend ist für den RE 7 künftig in Wannsee Schluss, aus Richtung Berlin in Charlottenburg. „Die Fahrtzeit wird sich um rund zehn Minuten verlängern“, meinte Krokowski. Offiziell dementierte die Bahn gestern, dass die Würfel gefallen sind. „Wir haben natürlich unsere Vorstellung, dass wir das konzentriert machen“, sagte aber Sprecher Burkhard Ahlert.

Im Infrastrukturministerium hat man sich damit offenbar abgefunden. „Sicherlich haben wir die Möglichkeit, das noch zu verhindern. Die Frage ist nur, ob man das noch machen muss“, meinte Sprecher Schade. Zuvor hatte Minister Jörg Vogelsänger (SPD) die gleichzeitige Umsetzung der Vorhaben als „nicht zu verantworten“ kritisiert und Zweifel an der Verlässlichkeit der S–Bahn geäußert. Änderungen an der Avus-Baustelle begrüßte er.

Derweil werden auch anderenorts Entlastungsideen ersonnen. Björn Ruberg etwa, Vorsitzender der Verkehrskommission der Universität Potsdam, empfiehlt, die RB 21 von Griebnitzsee über Golm und Spandau hinaus bis nach Berlin-Gesundbrunnen zu verlängern. „Dadurch würden die anderen Verbindungen entlastet und die Reise zur Universität für Tausende Studierende und Mitarbeiter erheblich beschleunigt“, sagte Ruberg den PNN.Matthias Matern (mit Kix)

Matthias Matern (mit Kix)

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