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Landeshauptstadt: Bahn verschwieg Zugentgleisung

Bereits am Freitag sprang Triebwagen der Regionalbahn Höhe Wildpark aus dem Gleis

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Bereits am Freitag sprang Triebwagen der Regionalbahn Höhe Wildpark aus dem Gleis Von Nicola Klusemann Wildpark. Er habe vor wenigen Tagen in einem Zug gesessen, der Höhe Park Sanssouci aus dem Gleis sprang, schilderte ein Student den PNN. Aber es gab nirgends eine Nachricht oder Notiz von dem Ereignis. Es habe bei Potsdam einen Vorfall gegeben, bestätigte gestern der Deutsche-Bahn-Sprecher Berlin-Brandenburg, Burkhard Ahlert. Da aber keine Personen zu Schaden kamen, habe man dies nicht öffentlich gemacht. Bereits am vergangenen Freitag um 16.36 Uhr war die Regionalbahn 38951 zwischen Golm und Sanssouci entgleist. An Bord rund 20 Fahrgäste, die mit dem Schrecken davon kamen. Gegen halb fünf am Freitag sei ein Drehgestell des Diesel betriebenen Triebwagens kurz hinter einer Weiche aus dem Gleis gesprungen, schilderte Bahnsprecher Ahlert das Ereignis. Die Strecke sei daraufhin sofort gesperrt und der gesamte Verkehr auf die Gegenspur verlegt worden. Vom Zugpersonal begleitet, seien die Fahrgäste die Gleise entlang bis zum Bahnhof Wildpark geführt worden, wo bereits der Regionalexpress RE1 zur Weiterfahrt bereit gestanden habe. In den späten Abendstunden sei ein Hilfszug eingesetzt worden, der den Dieseltriebwagen „aufgegleist“ und abgeschleppt hätte. Bei der Entgleisung seien rund 200 Liter Öl ausgelaufen. Dennoch sei die Potsdamer Feuerwehr nicht alarmiert worden, sagte der Bereichsleiter Gefahrenvorbeugung, Georg Möbus. Die Bahn habe die Beseitigung des Öls selbst übernommen und die Wehr nur um eine Vermittlung zur Umweltbehörde gebeten. Da die Bahn unmittelbar nach dem Unfall Fremdeinwirkung als Ursache nicht ausschloss, habe das Unternehmen den Bundesgrenzschutz eingeschaltet. Die Potsdamer Kollegen seien zur Sicherung der Unfallstelle im Einsatz gewesen, erklärte Jörg Kunzendorf, Sprecher des Bundesgrenzschutzes Amt Berlin. Noch vor Ort habe man aber eine Straftat als Auslöser ausschließen können, so Kunzendorf. Jetzt habe das Eisenbahnbundesamt die Ermittlungen zur Unfallursache übernommen, ergänzt Bahnsprecher Ahlert. Oft käme es allerdings nicht vor, dass ein Zug entgleise, schätzt der Sprecher vom Bundesgrenzschutz ein. Seit der Aufnahme seiner Tätigkeit im Amt Berlin vor zwei Jahren sei der Vorfall in Potsdam der erste ihm bekannte in der Region. Und selten verliefen solche Unfälle so glimpflich wie diesmal, vermutet Feuerwehrmann Möbus. Beinah-Katastrophen scheinen für die Deutsche Bahn AG aber nicht meldenswert. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass man im Cargo-Bahnhof Seddin einem Drama knapp entgangen war (PNN berichteten). Mitte Februar war hier ein Güterwaggon auf einen Kesselwagen mit 55 Tonnen Schwefeldioxid geprallt war. Nur durch ein Wunder blieb der Wagen mit dem giftigen Gas unversehrt. Das letzte große Zugunglück bei Potsdam ereignete sich am 31. Oktober 1982. Die Kollision eines Güterzugs mit einem vollbesetzten Personenzug forderte damals acht Tote und 55 Verletzte.

Nicola Klusemann

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