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Streik der Lokführer: Bahnstreik belastet die Wirtschaft
Bei Potsdams Firmen und Forschungseinrichtungen waren am Donnerstag die Folgen des Ausstandes bereits deutlich zu spüren. IHK fordert Tarifpartner auf, Schlichtung in Anspruch zu nehmen
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Bahnkunden können ein wenig aufatmen: Die Lokführer wollen ihren bundesweiten Streik schon an diesem Samstag um 18 Uhr beenden. Diese „Versöhnungsgeste“ kündigte der Chef der Gewerkschaft GDL, Claus Weselsky, am Freitag überraschend an. Zuvor hatte das Landesarbeitsgericht Hessen den eigentlich bis Montagfrüh geplanten Streik auch in zweiter Instanz für rechtmäßig erklärt.
Besonders im Fernverkehr müssen sich die Fahrgäste aber weiter auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Im Nahverkehr sollen im Laufe des Sonntags wieder deutlich mehr Züge fahren, teilte die Bahn mit.
Während am Donnerstag viele Fahrgäste in der Region mit Gleichmut und teils mit Sarkasmus auf den Beginn des Megastreiks der Lokführer reagiert haben, schlägt die Wirtschaft Alarm angesichts der Folgen des insgesamt fünftägigen Arbeitskampfs. Die Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) befürchtet sogar erhebliche Schäden für die Wirtschaft. „Uns sind bereits eine Vielzahl von Fällen aus der Region bekannt, bei denen Mitarbeiter nur schwerlich ihren Arbeitsplatz erreichen. Das führt zu einer Schwächung der Wirtschaft, die uns nicht gut zu Gesicht steht. Wir raten den Tarifpartnern deshalb dringend im Interesse der Region, mithilfe einer Schlichtung die Probleme zu lösen“, sagte IHK-Sprecher Detlef Gottschling.
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Als Standort zahlreicher Landes- und Bundesverwaltungen, aber auch mehrerer Forschungseinrichtungen sowie Dienstleistungsbetriebe ist Potsdam besonders auf einen funktionierenden Nahverkehr angewiesen. Allein auf den beiden S-Bahnlinien S1 und S7 sind nach Angaben der Bahn täglich rund 47 000 Menschen zwischen Brandenburgs Landeshauptstadt und Berlin unterwegs. Entsprechend genervt ist man in vielen Einrichtungen und Unternehmen angesichts der Dauer des Konflikts zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). „Ich habe keinerlei Verständnis mehr für diesen Streik“, sagte am Donnerstag etwa Harry Wassermann, Vorstandsvorsitzender des Callcenterbetreibers SNT Deutschland AG. In Potsdam beschäftigt SNT etwa 1350 Mitarbeiter. Um die Folgen des Streiks einigermaßen abzufedern, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben eigens einen Shuttlebus eingerichtet.
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