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Ausgeufert. An der Nedlitzer Nordbrücke endet derzeit eine Grünfläche. An ihrer Stelle kann sich die Stadtverwaltung auch Wohnhäuser vorstellen. Wo dann ein Uferweg verlaufen soll, wäre somit offen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bald Ende im Gelände?

In Neu Fahrland könnte ein geplanter Uferweg geopfert werden. Widerstand formiert sich

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Neu Fahrland - Noch gibt die Brache entlang der Tschudistraße auf der Insel Neu Fahrland den Blick frei auf den Lehnitzsee. Direkt an der Straße und am Ufer stehen Bäume, dazwischen gibt es viel freie Fläche. Am Donnerstag waren Spaziergänger und Hundebesitzer zu beobachten. Doch die Stadtverwaltung und ein Investor können sich hier auch Wohnhäuser vorstellen. Ein Uferweg am Lehnitzsee stünde damit infrage. Gegen die Überlegungen formiert sich in der Stadtpolitik aber schon Widerstand.

Auslöser des Streits ist das Ergebnis eines Gutachterverfahrens. Die Verwaltung hatte es im jüngsten Bauausschuss in der vergangenen Woche vorgestellt. Eigentliches Ziel des Verfahrens war es, die Investitionspläne des Grundstückseigners Robex Deutschland GmbH für den westlichen Teil der Insel zu konkretisieren. Die Ergebnisse sollen in den Bebauungsplan für die westliche Insel Neu Fahrland eingearbeitet werden, der dann den Gremien der Stadtverordneten vorgelegt wird. Doch die fünf beteiligten Architekten aus Potsdam, Berlin und Hamburg betrachteten gleich die ganze Insel, weil dort „noch keine baulichen Entwicklungen vorgenommen“ wurden, heißt es als Erklärung aus der Stadtverwaltung. Das Ergebnis des Gutachterverfahrens sieht nun auch zwei neue Wohnblocks auf der östlichen Seite der Tschudistraße vor, also genau auf der Brachfläche.

Doch das Areal stadtauswärts rechts neben der vielbefahrenen Bundesstraße ist gar kein Bauland. Der bereits im Jahr 2014 festgesetzte Bebauungsplan Nummer 7 „Nordufer Insel“ sieht dort eine öffentliche Grünfläche vor. Doch die Stadtverwaltung kann sich vorstellen, diesen Plan zu kippen: „Im weiteren Verfahren wird mit zu überprüfen sein, ob auch Teilflächen aus dem Bebauungsplan 7 noch einmal eine Überplanung erfahren müssen“, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann.

Profitieren würde davon auch der Investor Robex, der bereits den westlichen Teil der Insel entwickelt: Ein Teil der Grünfläche gehöre dem Unternehmen bereits, sagte Projektleiter Frank Tänzler den PNN, der Rest befinde sich in privater und städtischer Hand. Eine Bebauung könne man sich gut vorstellen. Allerdings handele es sich um Zukunftsmusik, weil der Zugriff auf alle Grundstücke fehle und es zudem kein Baurecht gebe.

Geht es nach dem Stadtverordneten Pete Heuer, der für die SPD im Bauausschuss sitzt, bleibt es auch dabei. Die für den Investor lukrative Lösung werfe Fragen auf, so Heuer. Er stehe dem Ergebnis des Wettbewerbsverfahrens in diesem Punkt kritisch gegenüber. Hintergrund ist, dass der Verzicht auf einen Uferweg an dieser Stelle die Argumentation der Stadt für Uferwege an deren Seen schwächen könnte. Deshalb sieht das Konzept der Stadt eigentlich vor, dass Ufer grundsätzlich frei bleiben sollen.

In der Stadtverwaltung sieht man die Frage weniger grundsätzlich: „Der konkrete Verlauf von Uferwegen steht zum jetzigem Zeitpunkt noch nicht fest“, so Goetzmann. Das im Bauausschuss vorgestellte Konzept biete unterschiedliche Möglichkeiten. Goetzmann sieht hingegen Vorteile: Auf der Insel gebe es Flächen, die wesentlich besser für eine öffentlich nutzbare Grünfläche für den Ortsteil geeignet sind. Das Areal an der Tschudistraße sei hingegen sehr durch die hoch liegende Brückenrampe beeinträchtigt. Das heißt, dort ist es sehr laut.

Auch die CDU beharrt auf dem Uferweg am Lehnitzsee. Es sei grundsätzlich klar, dass ein freier Zugang zum Ufer immer das Ziel sein sollte, sagte Fraktionschef Matthias Finken den PNN. Allerdings befinde man sich in einem sehr frühen Stadium des Verfahrens. Mit Blick auf das Ergebnis des Gutachterverfahrens könnte er sich vorstellen, dass neben den Wohnblöcken noch Platz für einen Uferweg sein könne.

Auf der westlichen Seite ist die Entwicklung schon weiter: Im Januar soll das 45 Millionen Euro schwere Robex-Projekt dort langsam Gestalt annehmen. Dann soll mit Erschließungsarbeiten und der Altlastenbeseitigung rund um das Fährgut begonnen werden. Ende März könne der Hochbau beginnen. In den nächsten Tagen sollen die ersten Kaufverträge unterschrieben werden.

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